INFORIOT Entgegen ihren großspurigen Ankündigungen ist es der bundesdeutschen Neonaziszene misslungen, am 2. Juni eigene Akzente zu setzen. Der Hauptgrund: Die zentrale NPD-Demonstration in Schwerin blieb verboten (ebenso wie die antifaschistischen Gegenaktionen). Aus dem angedachten Ersatz-Aufzug der Rechtsextremen in Ludwigslust wurde ebenso nichts. Stattdessen fanden lediglich einige spontane Kleinaktionen statt. Vier davon waren in Brandenburg: In Oranienburg, Potsdam, Wittenberge und Lübbenau.
Alle Demonstrationen waren nach Polizeiangaben nicht angemeldet und wurden vorzeitig aufgelöst. Zusätzlich wurde eine kurzfristig angemeldete rechte Kundgebung in
Brandenburg/Havel verboten. In Potsdam versuchten die rund 30 bis 60 Neonazis ein linkes Hausprojekt in der Zeppelinstraße anzugreifen. Sie wurden 250 Meter davor von der Polizei gestoppt. Der Aufmarsch rekrutierte sich aus Neonazis aus Potsdam, Berlin und dem Oderland (weitere Details hier). In Oranienburg marschierten etwa 80 Neonazis. In Wittenberge wiederum stiegen die gleichen rund 200 Neonazis für eine Kundgebung aus dem Zug, die auch beim “Sachsen-Anhalt-Tag” in Osterburg auftauchten. Über die Aktion in Lübbenau sind bislang keine weiteren Informationen bekannt — auf Neonazi-Webseiten ist von 70 TeilnehmerInnen die Rede.
Weitere rechtsextreme Kleinaktionen fanden in Güstrow, Lüneburg, Lauenburg, Osterburg, Boizenburg, Dortmund, Greifswald und Berlin statt. In der Bundeshauptstadt zogen rund 120 Neonazis ungehindert von der Polizei durch das Brandenburger Tor Es gab später 13 Festnahmen. Unter den Rechten befanden sich NPD-Chef Udo Voigt und der Brandenburger Landesvorsitzende Klaus Beier. Auch am Reichstag demonstrierten NPDler.
Die Aktionen wurden allesamt von Neonazis durchgeführt, die von Schwerin aus auf dem Nachhauseweg waren oder schon auf der Anreise umkehrten. Die meisten machten wahrscheinlich gleich in mehreren Städten Station. Recht früh am Tag war deutlich geworden, dass die NPD-Demonstration verboten bleiben würde. Eigentlich hatten in Schwerin NPD und Freie Kameradschaften mit 2000 AnhängerInnen unter dem Motto “Es gibt keine gerechte Globalisierung” aufmarschieren wollen, um gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm zu protestieren. Die Rechtsextremen wollten mit einer zentralen Großaktion politischen Gewinn aus den anlaufenden Anti-G8-Protesten ziehen. In ersten Stellungnahmen bemühen sich NPD und Freie Kameradschaften, den 2. Juni trotz der ausgefallenen Großdemo als “guten Tag für den nationalen Widerstand” zu interpretieren. In Rostock demonstrierte am 2. Juni indes ein breites Bündnis von Kirchen über Attac bis zu linksradikalen Gruppen mit etlichen zehntausend Menschen gegen den Gipfel.