POTSDAM. Die parlamentarische Kontrollkommission des brandenburgischen Landtags tagte am Donnerstagnachmittag erneut wegen der V‑Mann-Affäre. Die Sitzung dauerte mehr als vier Stunden, gut drei Stunden länger als geplant. Dabei kam es zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen der PDS-Innenpolitikerin Kerstin Kaiser-Nicht und dem Chef der Verfassungsschutzabteilung, Heiner Wegesin. Kaiser-Nicht, einzige Oppositionspolitikerin in dem vierköpfigen Gremium, warf Wegesin vor, gegenüber der Kommission wissentlich falsche Antworten gegeben zu haben. Auch in der Frage, inwieweit die Straftaten des V‑Mannes vom Verfassungsschutz befördert wurden. Wegesin, der mit dem Innenstaatssekretär Eike Lancelle vor der Kommission Rede und Antwort stehen musste, wies die Vorwürfe zurück.
Die Kommission versuchte am Donnerstag zu klären, inwieweit der V‑Mann des Verfassungsschutzes zu einer Kooperation genötigt worden ist. Außerdem wurde darüber gesprochen, ob die Tätigkeit des V‑Mannes überhaupt auf einer rechtlichen Grundlage erfolgte.
Der 27-jährige Rechtsextremist Toni S. war am 20. Juli von der Berliner Polizei festgenommen worden. Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn wegen Volksverhetzung und Propagandadelikten sowie gegen seinen verbeamteten Potsdamer V‑Mann-Führer wegen Strafvereitelung. Der V‑Mann war maßgeblich am Vertrieb rechtsextremer Musik beteiligt. Der brandenburgische Verfassungsschutz hielt Toni S. für eine “Super-Quelle” und wollte mit seiner Hilfe die internationalen Vertriebsstrukturen für rechtsextreme Musik auskundschaften. Dabei habe Toni S. mehr Straftaten begangen, als ihm zugebilligt worden waren, hatte Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) bereits eingeräumt.
Kerstin Kaiser-Nicht beantragte am Donnerstag erneut eine umfassende Akteneinsicht in die Verfassungsschutz-Protokolle. Das hatten die drei anderen Kommissions-Vertreter bisher abgelehnt. Auch in der Regierungspartei SPD wächst der Unmut über den verantwortlichen Innenminister Schönbohm. “Er hat eine Grenze überschritten”, sagte SPD-Innenexperte Werner-Siegwart Schippel.
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