BERNAU. Nicht von ungefähr hat sich gestern die Partei Rechtsstaatlicher Offensive — kurz Schill-Partei — das beschauliche Bernau (Barnim) für ihren Wahlkampfauftakt in Brandenburg ausgesucht. Stellt doch der dortige Ortsverband nicht nur 30 der nach eigenen Angaben 140 märkischen Parteigänger, sondern auch deren Spitzenkandidat, den früheren Barnimer CDU-Fraktionschef Dirk Weßlau.
Doch der Empfang für den Parteigründer und Hamburger Innensenator Ronald Schill auf dem Marktplatz fiel dann alles andere als beschaulich aus. Etwa 300 vorwiegend jugendliche Gegendemonstranten ließen Schills halbstündige Rede in einem gellenden Pfeifkonzert untergehen. Am Rande gab es zudem immer wieder kleinere Rangeleien mit den Ordnern. Mit einem massiven Aufgebot — insgesamt waren 119 Beamte im Einsatz — verhinderte die Polizei jedoch die von der Schill-Partei vorab befürchteten Randale. Die hatte bereits zuvor über massive Behinderungen ihres Wahlkampfs in der Stadt geklagt. So seien 30 Plakate gestohlen worden. Ortskundige Parteimitglieder lauerten den Dieben in der vorigen Nacht jedoch mit einer Videokamera auf und erstatteten daraufhin Anzeige. «Das erkennen wir als Sachbeweis an», so der Barnimer Polizeisprecher Toralf Reinhardt. Noch am gestrigen Tag sei es gelungen, einen der Diebe zu identifizieren. Laut Reinhardt wurde der unter anderem wegen Störung eines Bundeswehr-Gelöbnisses bereits polizeibekannte 26-jährige Thomas J. vorläufig festgenommen. Schill besuchte am Abend noch die Bernauer Polizeiwache und damit genau jene Wache, deren Tore 1999 für den CDU-Wahlkämpfer Jörg Schönbohm verschlossen blieben.
Kategorien