Brandenburg/Havel — Berlins früherer Finanzsenator und Ex-Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin soll am 1. Oktober in Brandenburg/Havel sprechen. Eingeladen wurde der umstrittene Politiker und Buchautor vom Verein Kunstgenuss ohne NOT. Der Verein unterstützt Veranstaltungen des Kontinenzzentrums Brandenburg, einer Einrichtung des Städtischen Klinikums.
Nach Angaben des Kontinenzzentrums wird Sarrazin ab 19 Uhr sein aktuelles Buch “Europa braucht den Euro nicht. Wie uns politisches Wunschdenken in die Krise geführt hat.” im Brandenburger Theater vorstellen und mit Intendant Christian Kneisel diskutieren. Sarrazin ist für seine polemischen Thesen und rassistische Grundhaltung bekannt. So mutmaßt er in seinem Buch, die Forderung nach Eurobonds sei Ergebnis eines von Shoa und Weltkrieg gespeisten Schuldkomplexes der Deutschen.
Zuletzt machte das SPD-Mitglied durch eine Niederlage im Rechtsstreit mit der taz von sich reden. Die Berliner Tagezeitung schrieb in einer Glosse zu Sarrazin, er werde “inzwischen von Journalisten benutzt wie eine alte Hure, die zwar billig ist, aber für ihre Zwecke immer noch ganz brauchbar, wenn man sie auch etwas aufhübschen muss”. Sarrazin sah diese Aussage als unzulässige Schmähkritik. Das Oberlandesgericht Frankfurt am Main folgte dieser Auffassung nicht und wies einen Antrag auf Unterlassung zurück.
Als Reaktion auf den Sarrazin-Besuch laden die Brandenburger Antifa [BAF] und Linksjugend [’solid] am 1. Oktober um 19 Uhr zum Vortrag “Linke Argumente gegen rechte Hetze: Thilo Sarrazins Rassismus und die Krise” ins Baikonur, im Haus der Offiziere ein. Als Referentin wird Marwa Al-Radwany vom Netzwerk gegen antimuslimischen Rassismus und Islamfeindlichkeit erwartet. Die Veranstaltung ist Teil der Antifaschistischen Aktionswochen in Brandenburg.