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Langer Lulatsch liebt „Lonsdale“

(gegenrede.info) Pren­zlau (ipr) Heute Mor­gen begann vor dem Amts­gericht Pren­zlau der dritte Prozess in diesem Jahr gegen den Pot­zlowtäter Sebas­t­ian F. Angeklagt ist er, weil er am 15. Sep­tem­ber 2007 in Tem­plin zu Beginn eines Rock­konz­ertes den Hit­ler­gruß gezeigt und einige Stun­den später nach Ende des Konz­ertes einen Linken, der darüber gelacht hat­te, mehrfach geschla­gen haben soll. 

Die Ver­lesung der Anklage förderte noch ein weit­ere Kör­per­ver­let­zung zutage. Sebas­t­ian F. soll am 10.01.2008 an der Tem­plin­er Aral-Tankstelle einen Mann durchs offene Aut­ofen­ster mehrfach ohne Grund ins Gesicht geschla­gen haben. 

Bevor über­haupt die Anklage ver­lesen wer­den kon­nte, musste das Gericht auf den Angeklagten warten. Die Fahrt von der JVA Neu­rup­pin, wo Sebas­t­ian F. seit dem 25.03. 2008 ein­sitzt, schien doch etwas länger gedauert zu haben. Von zwei Polizeibeamten wurde er dann in den Gerichtssaal geführt: die bei­den Polizis­ten über­ra­gend, fast glatzig, mit Jeans und ein­er marineblauen Kapuzen­jacke bek­lei­det auf deren Rück­en groß eines der Marken­ze­ichen der recht­en Szene prank­te: „Lons­dale“. Nach diesem doch recht mar­tialis­chen Auftritt zog es Sebas­t­ian F. vor, während der Ver­hand­lung von seinem Schweigerecht Gebrauch zu machen. 

Im Zeu­gen­stand schilderte das 40-jährige Opfer André A., fast ein Zwerg im Gegen­satz zum Angeklagten, wie sich der Konz­ertabend für ihn entwick­elt hat­te. Seine Aus­sage ergab, dass Sebas­t­ian F. ihn an der Klei­dung als Sym­pa­thisan­ten der Linken erkan­nt haben musste. Dass daraufhin der Angeklagte die Hack­en zusam­men­schlug und den recht­en Arm zum Hit­ler­gruß erhob. André A. lachte darüber, was wiederum Sebas­t­ian F. wütend machte. 

Während des Konz­ertes, das auf dem Sport­platz gegenüber der Tem­plin­er Feuer­wehr stat­tfand, steigerte sich die Aggres­sion bis Sebas­t­ian F. ihn Angriff und schlug. Sie rangen miteinan­der und wur­den vom Ord­nungsper­son­al auseinan­der gebracht. Die Ord­ner hiel­ten Sebas­t­ian F. fest bis sich André A. und seine Begleit­er ent­fer­nt hatten. 

Sebas­t­ian F. muss ihm mit seinen Kam­er­aden hin­ter­herge­het­zt sein. Denn plöt­zlich riss jemand André A. den Ruck­sack vom Rück­en und schlug ihn André A. in die Kniekehlen. Er stürzte zu Boden und schlug sich die Knie „grün und blau“. Dann war Sebas­t­ian F. über ihm und schlug zu bis die Polizei ihn ret­tete. Kopf und Knie schmerzten. 

Eigentlich wollte André A. keine Anzeige erstat­ten, weil er die Rache des Angeklagten fürchtete. Aus dem­sel­ben Grund nan­nte er auch nicht die Namen sein­er Begleit­er nicht. Auf Nach­hak­en des Anwalts von Sebas­t­ian F. musste er allerd­ings eingeste­hen, dass ihm bish­er nichts geschehen war. 

Der zweite Zeuge, der kaum zu ver­ste­hen war und mehrfach vom Richter ermah­nt wurde, doch klar und deut­lich zu reden, zählte sich selb­st zur Gruppe um Sebas­t­ian F. Er bestätigte gegenüber dem Gericht, dass es Mei­n­ungsver­schieden­heit­en zwis­chen dem Angeklagten und dem Opfer gegeben habe – zwis­chen links und rechts — und danach die Fäuste an den Kopf des Opfers geflo­gen seien. Auf Nach­frage des Richters ord­nete sich der Zeuge selb­st als eher rechts ein. Er beschrieb den Angeklagten als jemand, der nüchtern recht nett sei. Sobald er getrunk­en habe, werde er sehr aggres­siv. Den Zus­tand von Sebas­t­ian F. an diesem Abend beschrieb er als gut angetrunken. 

Nach dieser Aus­sage brach Sebas­t­ian F. sein Schweigen und erk­lärte, dass er diesen Zeu­gen gar nicht kenne. Er gar nicht wisse, was der wolle. 

An dieser Stelle warf der Vertei­di­ger von Sebas­t­ian F. den Para­grafen 154 Stgb “Meineid” in den Ring, was der Strafrichter sofort ablehnte. Er been­dete die Vernehmung des Zeu­gen und vertagte die Ver­hand­lung auf den 5. August, da sich zwei Polizeizeu­gen und das Opfer vom 10.01.2007 derzeit im Urlaub befinden. 

Näch­ster Prozesster­min: Amts­gericht Pren­zlau, 05.08.2008, 12:00 Uhr, Saal 110

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