INFORIOT — An einer Kundgebung “für ein friedvolles Zusammenleben” nahmen an dem heutigen Freitagabend über 300 Menschen teil. Die Inititiative “Willkommen in Oberkrämer, Leegebruch, Velten” hatte zu Protesten gegen den ersten sogenannten “Abendspaziergang” aufgerufen. “Wisst ihr, mit wem ihr da spazieren geht? Wir wissen und deshalb gehen wir nicht mit” lautete das Motto der Veranstaltungen. Zahlreiche Vertreter_innen von Parteien, Kirchen, Willkommensinitiativen und Gewerkschaften, aber vor allem auch junge Menschen aus Leegebruch und Umgebung nahmen an der Gegenkundgebung am “Getränkeland” in der Eichenallee teil. An dem rassistische Aufzug nahmen etwa 250 Neonazis und Rassist_innen teil.
Auch Spaziergang in Leegebruch durch rechte Kräfte gesteuert
Der Aufmarsch in Leegebruch fügt sich ein in die Reihe rassistischer Mobilisierung gegen Asylsuchende in Oberhavel. Es überraschte daher nicht, dass bei der Demonstration in Leegebruch ein Flyer im selben Design wie die Aufmärsche in Oranienburg, Velten, Zehdenick und Fürstenberg verwendet wurde. Auch die gleichen Transparente wurden in Leegebruch ausgerollt. Zwar wurde auf der Demonstration nicht die “Deutsche Stimme” verteilt, dafür aber die neurechte Zeitung “Junge Freiheit”. Auf der Auftakt- und Abschlusskundgebung wurde der BÄRGIDA-Sampler gespielt.
Es zeigte sich heute erneut, dass die NPD maßgeblich an der Organisation der rassistischen Aufmräsche in Oberhavel involviert ist. So dirigierte der Veltener NPD-Stadtverordnete Robert Wolinski das Demonstrationsgeschehen, indem er den Kontakt zu der Polizei hielt, die Transparentträger anwies und Fotos von der Auftaktkundgebung anfertigte. Sein Foto landete, ohne Quellenverweis, auf der “Nein zum Heim in Oranienburg”-Facebookseite. Nicht zum ersten Mal lud der NPD-Politiker und Organisator von Rechtsrockkonzerten Bilder auf die Seite. Die heutige Aufnahme beweist wieder ein Mal, dass Wolinski mutmaßlich einer der Administrator_innen der rassistischen Hetz-Seite ist.
Maßgeblich organisiert wurde die Kundgebung von den Eheleuten Peggy und Marcel Brusch aus Rheinsberg. Peggy Brusch, die als rechte Liedermacherin unter den Namen “Morgenröte” bekannt ist, hielt die Auftakt- und Abschlussrede. Marcel Brusch war als Ordner auf der Demonstration tätig und hielt Kontakt zu der Polizei.
Mit “Volksverräter”-Rufen durch die Straßen
Nachdem die Demonstration, die vor dem Volkshaus in der Eichenallee startete, sich in Bewegung setzte, organisierten die Gegendemonstrierenden eine Spontandemonstration. Nach einer kurzen Runde trafen sie wieder am ihren Kundgebungsplatz vor dem “Getränkeland” ein. Als der “Abendspaziergang” zurück aus der Karl-Marx-Straße zum Auftaktplatz einbog, pfiffen die Gegendemonstrierenden den braunen Wanderzirkus aus. Obwohl die Organisator_innen des rechten Aufmarsches zum Auftakt der Demonstration die Teilnehmenden gebeten hatte auf Parolen zu verzichten, gröhlten und pöbelten die “Abendspaziergänger_innen” in Richtung des Gegenprotest. Einige alkoholisierte Teilnehmer_innen warfen mit Beleidigungen um sich, ein großer Teil der Demonstration rief kollektiv “Volksverräter”, u.a. Personen an den Transparenten. Nachdem der “Abendspaziergang” aufgelöst wurde, gingen einige Teilnehmenden provokativ an der Gegenkundgebung vorbei und pöbelten die Protestierenden an.
Weitere Veranstaltungen in Oberhavel
Auf der Abschlusskundgebung trat der Oranienburger Anmelder der “Abendspaziergänge”, Carlo-Eik Chistopheit, an das Mikrophon. Zuvor bewachte er mit zwei weiteren Kameraden die Technik. Er machte Werbung für den zehnten “Abendspaziergang” in Oranienburg am 26. Februar. Bei der Veranstaltung, die vor dem Schloss in Oranienburg stattfinden soll, wurde der Hass-Blogger und PI-News Autor “Michael Mannheimer”, alias Karl-Michael Merkle, eingeladen. Antifaschist_innen aus der Region rufen zu einer antirassistischen Demonstration gegen die rassistische Kundgebung am 26. Februar. Auch von der Stadt aus soll es Gegenaktionen geben. Zudem wollen die Rassist_innen am 3. März in Velten aufmarschieren.
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