Berlin/Zossen - Eine von der NPD in Berlin angemeldete “Mahnwache” am Holocaust-Gedenktag ist von der Polizei verboten worden. Mit dem gleichen Motto wie in Berlin wollen Neonazis nun im brandenburgischen Zossen aufmarschieren.
Der Berliner NPD-Landesverband wollte am kommenden Dienstag eine “Mahnwache” in Berlin-Mitte an der Kreuzung Friedrichstraße/Französische Straße mit angemeldeten 50 Teilnehmern veranstalten. Unter dem Motto “Stoppt den israelischen Holocaust im Gaza-Streifen” wollten die Rechtsextremen offenbar auch zwei zur gleichen Zeit in unmittelbarer Nähe stattfindende Veranstaltungen stören, die am Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz an die Vernichtung der europäischen Juden erinnern sollen.
Am Dienstag abend wird im dbb-Forum (Friedrichstraße) eine internationale Holocaust-Konferenz eröffnet, die unter anderem von der Bundeszentrale für politische Bildung veranstaltet wird. Die Konferenz mit zahlreichen akademischen Teilnehmern hat das Thema “Täterforschung im globalen Kontext” und wird sich neben dem Schwerpunkt der Holocaust-Täterforschung auch mit Täterprofilen in anderen Genoziden wie zum Beispiel in Ex-Jugoslawien oder Kambodscha befassen. Ebenfalls am Dienstagabend wird im Französischen Dom am Gendarmenmarkt der Gedenkgottesdienst der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste zum Holocaust-Gedenktag abgehalten.
Heute wurde die NPD-“Mahnwache” von der Polizei verboten, die NPD hat gegen das Verbot Widerspruch beim Berliner Verwaltungsgericht eingelegt.
Eine weitere “Mahnwache” im brandenburgischen Zossen unter dem gleichen Motto wie die verbotene NPD-Veranstaltung wurde heute nachmittag in einem Neonazi-Forum angekündigt. Die “Mahnwache” soll um 18 Uhr auf dem Marktplatz der Stadt im Landkreis Teltow-Fläming stattfinden. In Zossen sind mehrere bekannte Holocastleugner beheimatet, die dem Umfeld der “Völkischen Reichsbewegung” um Horst Mahler zugerechnet werden. Dazu zählen der gerichtsbekannte Holocaust-Leugner Rainer Link, der in Zossen ein Internetcafe betreibt und vor kurzem wegen seines wütenden Protestes gegen zwei Stolpersteine vor dem Gebäude Aufsehen erregte.
Ebenfalls in Zossen wohnt unter gleicher Adresse Gerd Walther, der in der taz als “justitiell geprüfter Holocaustleugner” qualifiziert wurde. Link und Walther waren im März 2008 vom Landgericht Frankfurt (Oder) wegen Volksverhetzung zu Geld- und Bewährungsstrafen verurteilt worden. Walther fiel in Berlin zuletzt als Besucher einer Veranstaltung mit dem ehemals als Linker eingestuften Jürgen Elsässer auf, der seit einiger Zeit vor allem mit antiamerikanischen und antiisraelischen “Querfront”-Parolen um Bündnispartner von Rechtsaußen buhlt.