POTZLOW/ NEURUPPIN Die Anklageschrift gegen die drei mutmaßlichen
Mörder des
17-jährigen Marinus Schöberl aus der Uckermark steht kurz vor dem
Abschluss.
Noch in dieser Woche fänden die Arbeiten ihren Abschluss, teilte die
Staatsanwaltschaft Neuruppin gestern mit. Angeklagt werden zwei
17-Jährige
und ein 23-Jähriger wegen gemeinschaftlichen Mordes zur Verdeckung
einer
Straftat. Sie hätten Marinus Schöberl in einem ehemaligen Schweinestall
am
Rande von Potzlow bei Prenzlau geschlagen und getreten. Damit der
Schüler
seine Peiniger später nicht anzeigt, wurde er nach Erkenntnissen der
Staatsanwaltschaft ermordet und in einer Jauchegrube verscharrt. Ein
Termin
für den Prozess steht noch nicht fest.
Der Fall in Potzlow hatte wegen seiner Grausamkeit bundesweit
Erschrecken
ausgelöst. Die Tat ereignete sich bereits im Juli vergangenen Jahres
nach
einem Dorffest. Die drei mutmaßlichen Täter hatten Marinus offenbar als
Opfer ausgesucht, weil er blondierte Haare hatte und weite
Hip-Hop-Hosen.
Sie werden von der Staatsanwaltschaft eindeutig der rechtsextremen
Szene
zugerechnet. Zunächst hatten sie Marinus als “Jude” beschimpft und in
zwei
Wohnungen geschlagen und gequält. Drei erwachsene Einwohner Potzlows
haben
den Beginn des tödlichen Dramas als Zeugen verfolgt. Da sie nicht
einschritten, müssen sie mit einer Verurteilung wegen unterlassener Hilfeleistung rechnen. Erst im November wurde Marinus Leiche in der
Jauchegrube gefunden, nachdem einer der Beteiligten mit der Tat im Dorf
geprahlt hatte. Ein Jugendlicher, der beim grausigen Fund dabei gewesen
war,
wurde im Januar von der 16-jährigen Freundin des mutmaßlichen
Haupttäters
mit Reizgas angegriffen. Laut Staatsanwaltschaft wurde er auf dem
Schulhof
als “Verräter” beschimpft und davor gewarnt, im Prozess auszusagen. Das
Mädchen sitzt in Haft.