Kategorien
Antifaschismus

Mordopfer war Teil der neonazistischen „Kampfgemeinschaft Cottbus“

Collage: Matrin Miethke im Portait und von hinten in einer Gruppe NeonazisLaut etlichen Bericht­en in der Lokal­presse wurde gestern, am Abend des 1. März, ein Mann in der Cot­tbuser Innen­stadt erschossen, welch­er der lokalen extrem recht­en Kampf­s­port­szene angehörte.
Nur am Rande wird allmäh­lich das Aus­maß dieses Mordes klar. Denn bei dem Mor­dopfer han­delt es sich um den 31-jähri­gen, tief im Neon­azi-Milieu ver­ankerten Mar­tin Miethke.
Wir doku­men­tieren im Fol­gen­den umfan­gre­ich seine Aktiv­itäten, da wir eine klare Einor­dung sein­er Per­son in der Berichter­stat­tung als unverzicht­bar hal­ten – vor allem im Hin­blick auf die hoch-explo­sive, krim­inelle Mis­chszene aus Neon­azis, Rock­ern, Kampf­s­port­lerIn­nen und Türste­herIn­nen, die in Cot­tbus vorherrscht.

Denn Mar­tin Miethke gehörte ein­er Neon­azi-Struk­tur an, die das Lan­desamt für Ver­fas­sungss­chutz (LfV) in Bran­den­burg als „Kampfge­mein­schaft Cot­tbus“ beze­ich­nete und die bun­desweit eine ein­ma­lige Aus­prä­gung besitzt.

Vermummte Nazis mit Black Legion ShirtsDie ‚Kampfge­mein­schaft Cot­tbus‘ ist eine lose Grup­pierung von Recht­sex­trem­is­ten aus dem gewalt­bere­it­en Hooligan‑, Kampfsport‑, Secu­ri­ty-und Türste­herm­i­lieu. Ihr kön­nen bis zu 115 Mit­glieder zugerech­net wer­den (…) Die ‚Kampfge­mein­schaft Cot­tbus‘ ist ein noch rel­a­tiv junger Zusam­men­schluss, der jedoch über ein beachtlich­es Personen‑, Unter­stützer- und Gewalt­poten­zial ver­fügt (…),” schrieb das LfV in seinem Jahres­bericht 2018 über die Cot­tbuser Szene.

In all diesen Teil­bere­ichen war auch Miethke exponiert aktiv. Zen­tral ist dabei die extrem rechte Kampf­s­port­marke „Black Legion Wear“, deren Schlüs­selfig­uren selb­st haupt­beru­flich Tätigkeit­en im Sicher­heits­bere­ich anbi­eten. U.a betreibt Ron­ny Schröder – Kämpfer des „Black Legion“-Teams – die Fir­ma „Box­ing Secu­ri­ty“, während Tom Philipp Rausch, Mod­el und Kern­mit­glied von „Black Legion“ gemein­sam mit Mar­tin Miethke etwa im „Scan­dale Club“ in Cot­tbus an der Tür stand.

v.l.n.r.: Martin Miethke, Tom Philipp Rausch und Andy Schotte im Sommer 2018 in CottbusMiethke ist aber auch Kampf­s­portler und stieg beim „Kampf der Nibelun­gen“ im Okto­ber 2018 in Ostritz für das „Black Legion“-Team in den Ring. Gecoacht wurde er dort nicht nur von William „Willi“ Pud­er – ehe­mals Vorsänger der Neon­azi-Ultra­grup­pierung „Infer­no Cot­tbus 99“ – son­dern auch von Markus Walzuck. Walzuck war bis 2012 offiziell für die Marke „Label 23 – Box­ing Con­nec­tion“ mitver­ant­wortlich, gehörte eben­so „Infer­no Cot­tbus 99“ an und war Schlüs­selfig­ur der 2012 ver­bote­nen „Wider­stands­be­we­gung in Bran­den­burg“, bekan­nt auch als „Spreelichter“.
Walzuck war es aber auch, der im Früh­jahr 2013 ein Mit­glied des Hells Angels MC in der Cot­tbuser Innen­stadt angestochen hat­te, als dort der Stre­it um die Vorherrschaft im Türste­her-Milieu eskalierte.

Martin Miethke beim KdN 2018 in Ostritz, rechts neben ihm sein Coach Markus WalzuckDie Cot­tbuser Neon­azi-Szene ver­fügt über ein beachtlich­es eigenes Wirtschaft­snetz, welch­es viel mehr als nur den Secu­ri­ty-Bere­ich abdeckt. So gehören die Kampf­s­port-und Streetwear-Marken „Label 23“ und „Black Legion Wear“ zu den Geldquellen. Darüber hin­aus ver­fügt die Szene über Bek­lei­dungs­geschäfte wie den „Blick­fang Store“. Auch der Laden „Löwen­zahn“ in der Neustädter Straße muss diesem Finanzkreis­lauf zugerech­net werden.

Diesen eröffnete Mar­tin Miethke 2019 und bot dort veg­ane Nahrungsergänzungsmit­tel an. Pikant: nur wenige hun­derte Meter vom „Löwen­zahn“ ent­fer­nt, melde­ten gestern Zeu­gen am Kloster­platz die tödlichen Schüsse.Miethke im 'Löwenzahn' 2019

Zulet­zt war Miethke zudem als Per­son­al Coach im Body­build­ing-Bere­ich tätig und wollte im Mai 2020 an den Qual­i­fika­tion­s­meis­ter­schaften des Nation­al Ath­let­ic Comi­tee Ger­many (NAC) in Fürsten­walde teil­nehmen. Tipps für den Wet­tbe­werb bekam er u.a. von Maik Bun­zel aus Cot­tbus, der an den Meis­ter­schaften der NAC 2018 teilgenom­men hat­te. Bun­zel ist ein beliebter Recht­san­walt der extremen Recht­en, was sich­er auch mit sein­er Ver­gan­gen­heit als Sänger der Recht­sRock-Band „Has­s­ge­sang“ zu tun hat.

Ihre bish­eri­gen Struk­turen wer­den ver­mut­lich in der Zukun­ft gefes­tigter wer­den und konkur­ri­erende Grup­pen wer­den über Druck oder Gewalt zur Seite gedrängt (…) Auf­grund der Ver­strick­un­gen einiger Mit­glieder in das Türste­her- und Secu­ri­tygewerbe ist es nicht aus­geschlossen, dass es zu Rival­itäten mit krim­inellen Grup­pierun­gen, beispiel­sweise aus dem Rock­er­m­i­lieu, kommt.“
Zu dieser Ein­schätzung musste auch das Lan­desamt für Ver­fas­sungss­chutz in Bran­den­burg 2018 kom­men. Eine Analyse, die seit Jahren von lokalen Antifaschist_innen bere­its unzäh­lige Male geäußert und ver­schriftlicht wurde.

Miethke (links im Bild) in einer Runde mit dem Provokateur MC im Dezember 2019Denn Verbindun­gen der Neon­azi-Szene ins krim­inelle Milieu der Motor­rad­clubs sind in Cot­tbus, wie auch im Umland, offenkundig. Neben den zahlre­ichen Über­schnei­dun­gen zum von Neon­azis dominierten Ableger des Gremi­um MC in Sprem­berg, unter­hält die „Kampfge­mein­schaft Cot­tbus“ vor allem engen Kon­takt zum Pro­voka­teur MC (PMC). So war auch Miethke seit min­destens 2016 mit dem PMC ver­bun­den und nahm an zahlre­ichen Feier­lichkeit­en teil – gemein­sam u.a. mit Kern­mit­glieder von „Black Legion“, wie Andy Schotte und Tom Rausch.
Auch zu Struk­turen des Hells Angels MC unter­hielt Miethke gute Beziehun­gen. Vor­rangig zum Chap­ter, welch­es als „Pure Hate“ in Berlin und Pots­dam agiert. „Pure Hate Orig­i­nals Cloth­ing“ heißt auch die vom Chap­ter ver­triebene Marke und nie­mand gerin­ger­er als der bekan­nte Rap­per „Kon­tra K“ lässt sich von den Per­so­n­en um „Pure Hate“ auf seinen Touren begleit­en – vor­rangig als eine Art Leibwächter.

Miethke (2.v.l.) als Unterstützer der Standbetreuung auf einer ConventionFür „Loy­al Ath­let­ics“ – die Streetwear-Marke von „Kon­tra K“ – mod­eln eben­falls Mit­glieder des Ablegers „Pure Hate“ des Hells Angels MC. Und auch Mar­tin Miethke war im März 2019 Teil der Crew, die für die Betreu­ung der Stände von „Pure Hate Orig­i­nals“ und „Loy­al Ath­let­ics“ auf ein­er Tat­too-Con­ven­tion zuständig war.

Auf­grund der vie­len Querverbindun­gen muss dem­nach davon aus­ge­gan­gen wer­den, dass Miethke Opfer eines Gewaltver­brechens im erneut eskalierten Kon­flikt um die Vorherrschaft im Türste­her-und Rock­er­m­i­lieu wurde. Wie die Szene in Cot­tbus reagieren wird, ist noch nicht abschätzbar. Die Behör­den dürften jedoch alle Hände voll zu tun haben, denn auch sie wis­sen, welche Struk­tur in Cot­tbus den Ton angibt.„Kontra K“ (rechts) und seine enge Anbindung an den Ableger „Pure Hate“ des Hells Angels MC
Schließlich beka­men diese im April 2019 Ein­blicke in das Net­zw­erk der „Kampfge­mein­schaft Cot­tbus“, als dato Polizeikräfte eine großan­gelegte Razz­ia vol­l­zo­gen, da ein drin­gen­der Tatver­dacht der Bil­dung ein­er krim­inellen Vere­iningung vor­lag. Rund zwei dutzend Per­so­n­en bilde­ten laut Behör­den ein Art schnell mobil­isier­bares „Ein­satzkom­man­do“ um gegen Migrant_innen, Geflüchtete, den poli­tis­chen Geg­n­er und alle anderen vorge­hen zu kön­nen, die nicht ins extrem rechte Welt­bild passen.
Auch Mar­tin Miethke war von der Großrazz­ia betroffen.

Eine Antwort auf „Mordopfer war Teil der neonazistischen „Kampfgemeinschaft Cottbus““

Jet­zt brinz­gen die Kam­er­aden sich gegen­seit­ig um. Offen­sichtlich ist die Mord­lust mit dem Blu­trausch zu groß, dass nun sog­ar die eige­nen Leute ‘geopfert’ werden.….….…..

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Inforiot