(ORB) Die Asylbewerber von Müncheberg sind nach tagelangen Protesten heute doch aus dem Heim am Rande der Stadt ausgezogen. Sie werden auf vier Orte des Landkreises Märkisch-Oderland aufgeteilt, darunter auch Obdachlosenheime. Noch am Morgen war es zwischen einigen Asylbewerbern sowie den zuständigen Mitarbeitern des Sozialamtes zu lautstarken, teilweise handgreiflichen Auseinandersetzungen gekommen. ORB-Reporterin Sabine Tzitschke sah sich vor Ort um und sprach mit Betroffenen.
Es herrscht Umzugschaos vor dem Asylbewerberheim in Müncheberg. Das was Familie Biberovic gehört, wird von der 10-jährigen Silvia bewacht. Die Kleine wurde in Bosnien geboren, mitten in einen Krieg hinein. Seit den Greultaten an ihren Eltern, ihre Mutter wurde vor ihren Augen vergewaltigt, schweigt sie, sagt kein Wort mehr, kann nicht reden. Silvia ist schwer traumatisiert. Eigentlich gehört sie in eine ordentliche Therapie. Doch das Asylkind findet auch in Deutschland keine Ruhe. Eine Schule bräuchte sie und eine ruhige Wohnung sagt ihre Mutter, aber es geht jetzt erst einmal wieder in ein Heim.
Rhimisch Biberovic, seit 1994 in Deutschland
“Morgen kein Strom, keine Heizung. Und was soll ich machen mit drei Kindern. Muss gehen. “
Weil das Heim in Müncheberg definitiv und auch aus hygienischen Gründen morgen geschlossen wird, müssen alle raus. Die Bewohner werden auf vier kleine Dörfer im Kreis Märkisch-Oderland aufgeteilt. Eigentlich wollten sich die Bewohner dagegen wehren.
En Streit darüber letzte Nacht mit Messern endete blutig.
Thomas Wilde, Polizeisprecher MOL
“Wir gehen davon aus, dass alle Tatbeteiligten unter starkem Alkoholeinfluss gestanden haben und sich dort eine Situation aufgeschaukelt hat. “
Und auch wenn sie jetzt ausziehen, der Protest bleibt. Gegen Heimunterbringung, gegen Gutscheinsysteme. Für sie ist der Landrat aus Seelow ein Rassist, denn schließlich, als Asylbewerber, gehören sie nicht in Obdachlosenheime.
Marlies Werner, Sozialdezernentin MOL
“Der Bus nach Postberg ist weg. Und jetzt werden wir für euch eine Lösung finden. Ach, du bist ja auch wieder da. “
Nach langen Diskussionen sind dann irgendwie doch alle Asylbewerber aus Müncheberg verschwunden. Auch Silvia stieg Stunden später mit ihrer Mutter in den Bus nach Kunersdorf. Die weitere Station ihrer Asylsuche in Deutschland liegt 40 km nördlich im Oderbruch.
Videobeitrag hier
Ergänzungen von Antiras
Das Heim Müncheberg wird im Verlaufe dieser Woche geschlossen, da der Vertrag nicht verlängert wurde.
Kurzfristig haben alle Flüchtlinge die im Heim wohnen/wohnten die Erlaubnis erhalten, in Wohnungen im Landkreis zu ziehen. Das gestaltet sich aber schwierig, da es in der Kürze der Zeit kaum möglich ist so viele Wohnungen zu kriegen.
Manche Bewohner wollen in Müncheberg bleiben. Von einem Streik ist nichts bekannt (auf Indymedia war dergleichen zu lesen.
Die Flüchtlinge die in der kürze der Zeit keine Wohnung kriegen, werden im Heim Kunersdorf untergebracht.