Am heutigen Sonntag gedachten rund 50 AntifaschstInnen und Potsdamer BürgerInnen den gefallenen sowjetischen Helden der Schlacht von Stalingrad. Zu der Kundgebung hatte die Potsdamer Antifa-Gruppe progress – antifascist youth eingeladen.
Unter anderem redete auf der Veranstaltung ein sowjetischer Überlebender der Schlacht, die vor genau 60 Jahren das Ende Nazideutschlands einleitete, der den überwiegend jugendlichen TeilnehmerInnen für das Gedenken und Erinnern an die Tausenden toten Sowjetsoldaten. Der Ex-Rotarmist mahnte auch, dass die Erinnerung an die Schlacht von Stalingrad und die Taten der Deutschen im Dritten Reich immer aufrechterhalten werden müsse. Neben musikalischen Beiträgen aus alten wie neueren Zeiten, gab es auch einen Redebeitrag von progress, der im Wortlaut folgt:
Vor genau 60 Jahren endete die Stalingrader Operation der Roten Armee erfolgreich — die 6. Armee unter General Paulus wurde geschlagen.
Diese Schlacht wurde von der ganzen Welt verfolgt. Jedem war klar, dass sich in Stalingrad das Schicksal Europas entschied. Der Sieg der Roten Armee wurde von Vertretern aller Klassen und politischen Strömungen als Wendepunkt des Krieges begriffen. Ob die britische Königinmutter den Bewohnern der Stadt Stalingrad als Anerkenntnis ihrer Leistung ein Schwert überreichte, ob die spanische KP Plakate druckte mit der Aufschrift: “Stalingrado — nueva estrella de nuestra libertad”, ob nach dem Krieg in Paris eine Metrostation den Namen Stalingrad erhielt: für alle Antifaschistinnen und Antifaschisten war Stalingrad das Symbol siegreichen Kampfes.
Das Ende dieses siegreichen Kampfes wurde hier in Potsdam mit dem Potsdamer Abkommen besiegelt, indem die Siegermächte die Neuordnung Europas nach dem Zweiten Weltkrieg bestimmten. Ein wichtiger Punkt in dem Abkommen war, Europa politisch so zu ordnen, dass es den Deutschen nicht noch einmal möglich sei, einen Krieg gegen die ganze Welt anzufangen. Nach der “demokratischen Wende” in der DDR erklärte der damalige Außenminister Kinkel, dass das Potsdamer Abkommen keine Gültigkeit mehr beanspruchen könne. Seitdem versucht die BRD die Bestimmungen des Potsdamer Abkommens rückgängig zu machen. Dabei ziehen von NPD über CDU, FDP, GRÜNE und SPD alle politischen Kräfte an einem Strang. Ob Kaliningrad oder der Sudetengau, ob Land in Polen oder Kunstgüter in Russland — Deutschland will das, was ihm als Strafe für Völkermord und Angriffskrieg abgenommen wurde, zurück haben. Gleichzeitig erklärt es alle Ansprüche seiner Opfer für erledigt: so sieht die Versöhnung aus, von der Thierse, Rau und Co. die ganze Zeit schwafeln.
In diesem politischen Klima kommen alle die zu Zug, die schon immer wussten, dass die Deutschen die eigentlichen Opfer des Zweiten Weltkrieges waren. Aus den Rattenlöchern des akademischen und des Kulturbetriebes kommen all jene, die beweisen wollen, dass die Deutschen nur Opfer gewesen wären. Sie behaupten, dass über deutsches Leid nie gesprochen werden durfte, was nicht stimmt, da die Deutschen 55 Jahre lang nur ihr eigenes Leid beklagt haben. Mittlerweile wird nicht nur die Rote Armee zu einer Horde Hunnen, die in Mittel€pa einbricht, und grundlos Tod und Verwüstung bringt; mit einiger Verspätung wagt man sich jetzt auch die westlichen Siegermächte als verbrecherisch darzustellen. Insbesondere die Royal Air Force wird in dieser Argumentation zur verbrecherischen Organisation. Stalins Erkenntnis, dass die Hitler kommen und gehen, dass deutsche Volk aber bestehen bleibt, bewahrheitet sich wieder einmal.
Für uns als Linke gilt es die Notwendigkeit des Kampfes gegen Deutschland zu verteidigen. Jenen Linken, die meinen, man könne mit der Roten Armee, der Royal Air Force und anderen nicht solidarisch sein, da es sich nicht um revolutionäre Massen, sondern um die Armeen von Nationalstaaten handelte, ist entgegenzuhalten, dass die endgültige Vernichtung des Nationalsozialismus mit all seinen Wurzeln die Bedingung für die Revolution darstellt. Stalingrad ist und beleibt das Symbol des siegreichen antifaschistischen Kampfes. Es bleibt das Symbol für das Scheitern der deutschen Ambitionen auf Weltherrschaft. Es bleibt das Symbol für den Zwang, den Kampf mit aller notwendigen Härte zu führen.
Keine Friede mit Deutschland!
Ruhm und Ehre den Kämpfern gegen den Faschismus!
Darum lasst uns nun auf die siegreiche Rote Armee anstoßen.
Anschließend könnt Ihr die Blumen auf dem Friedhof niederlegen.
Nach dem Niederlegen von Blumen und Kerzen am sowjetischen Ehrenmal auf dem Potsdamer Bassinplatz, stießen die TeilnehmerInnen der Gedenkkundgebung in alter Sitte mit Wodka auf die gefallenen sowjetischen Helden der Roten Armee mit einem Gläschen Wodka an.
Kontakt zu progress: progress.pdm@gmx.net
Aufruf zur Kudngebung hier.