Den Bürgermeister von Nauen sowie den Landrat des Kreises Havelland wollte eine „Bürgerbewegung freies Nauen“, gemäß massiv verbreiteter Flyer und Plakate, am Sonntagabend im Rahmen einer Demonstration absetzen. Das Vorhaben scheiterte jedoch grandios. Gerade einmal 30 Personen waren den Aufrufen gefolgt und hatten sich an der Bahnhaltestelle Nauen versammelt. Die Demonstration wurde allerdings trotzdem durchgeführt, wenn auch in viel kürzerer Form als üblich. Auch führte der rassistisch motivierte Aufzug erstmals nicht in Hör- und Sichtweite der zentralen Gegenkundgebung vorbei. Diese fand wieder am Rathaus, mit ungefähr 60 Teilnehmer_innen, statt. Entlang der Route des rassistischen Aufzuges gab es hingegen nur sporadische Protestaktionen.
Lokale NPD Struktur dominiert Rassist_innenaufzug
Auch wenn zu dieser erneuten Demonstration gegen die geplante Gemeinschaftsunterkunft für Asylsuchende im Ort die „Bürgerbewegung freies Nauen“ aufgerufen hatte, stellte die lokale NPD erneut ihre Logistik zur Verfügung. Der Lautsprechwagen wurde einmal mehr vom ehemaligen NPD Stadtverordneten Maik Schneider gestellt, Schneider selber betätigte sich als Stimmungsmacher und der einzige Redner stammte offenbar von befreundeten Parteistrukturen aus dem Landkreis Oberhavel. Des Weiteren war der Brieselanger NPD Gemeinderat Frank Kittler wieder vor Ort.
Auch inhaltlich blieb die Veranstaltung wenig „bürgerlich“. Zwar wurde die „Absetzung des Bürgermeisters + des Landrates“, als vorgeblich eigentlicher Anlass der Demonstration, mit angeblichen „Steuergeldverschwendungen“, „geplanten Zwangsenteignungen“ und „undemokratischer Regierungsweise (Asylantenheim)“ begründet – auf Plakaten, Sprechchören oder den Redebeiträgen wurde allerdings dann fast ausschließlich nur gegen Asylsuchende und Flüchtlinge gehetzt. Bezeichnend war diesbezüglich auch das Frontbanner mit der Aufschrift: „Wir schreien es laut heraus: Asylschmarotzer raus“. Vereinzelt wurden während der Demonstration auch wieder Naziparolen, wie „Nationaler Sozialismus – jetzt, jetzt, jetzt“ gerufen.
Frühzeitig vom rassistischen Aufzug abgesetzt, dass heißt noch vor dessen eigentlichen Beginn, hatte sich hingegen eine Gruppe Autonomer Nationalisten aus Nauen und Ketzin/Havel, die mit den „Freien Kräften Neuruppin / Osthavelland“ sympathisieren. Diese postierten sich in unmittelbarer Nähe zur Gegenkundgebung und spähten offensichtlich die Protestler aus. Zu Zwischenfällen kam es jedoch nicht.
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