(MAZ, 19.08., Frannk Schauka) POTSDAM/NAUEN Die Brandanschlagserie auf ausländische Imbisse rund um Nauen hatte offenkundig einen terroristischen Hintergrund. Die Generalstaatsanwaltschaft habe gestern die Ermittlungen wegen der Verdachts der Bildung einer terroristischen Vereinigung gegen elf Jugendliche und junge Erwachsene aus
dem Havelland aufgenommen, bestätigte Generalstaatsanwalt Erardo Rautenberg der MAZ. Es ist das erste Mal in der Geschichte Brandenburgs, dass die Behörde wegen eines solchen Verdachts ermittelt. Üblicherweise ist die
Bundesanwaltschaft in Karlsruhe damit befasst. Die mutmaßliche Terrorgruppe “Freikorps” hatte bei acht nächtlichen Brandanschlägen zwischen August 2003
und Mai 2004 einen Schaden von etwa 770 000 Euro verursacht. Der Rädelsführer, der 19-jährige Abiturient Christopher H., befindet sich seit seiner Festnahme im Juni in Untersuchungshaft.
Die Gruppierung, deren jüngstes Mitglied gerade einmal 15 Jahre alt ist, hatte sich im Sommer vergangenen Jahres nach dem Vorbild einer Wehrsportgruppe gegründet und sich das Ziel gesetzt, Ausländer aus der Region um Nauen durch gezielte Brandanschläge auf türkische und asiatische
Imbisse zu vertreiben. Die jungen Neonazis gaben sich offenbar eine feste Struktur. Sie sollen ihre fremdenfeindlichen, rechtsextremen Ziele in einer
Satzung akribisch dokumentiert und — typisch deutsch — sogar einen Schriftführer bestimmt haben.
Der 19-jährige Christopher H. hatte allem Anschein nach eine
Schlüsselstellung inne. Er mixte im Haus seiner Eltern die
Brandbeschleuniger und bestimmte die Anschlagsziele. Dies hatte der Leiter der Staatsanwaltschaft Potsdam, Heinrich Junker, bereits vor Wochen bei einer Pressekonferenz in Potsdam nach der Festnahme der ersten Tatverdächtigen mitgeteilt. In einigen Fällen habe der Abiturient seine
Mitverschwörer zum Tatort gefahren. Gelegentlich soll Christopher H. seine Komplizen nach Informationen der MAZ aber auch eingeschüchtert haben. Wer seinen Befehlen nicht gehorchte, dem soll er mit der öffentlich bisher nicht
bekannten Kameradschaft “Nationaler Widerstand Osthavelland” gedroht haben. Zu deren Mitgliedern zählen Neonazis, die wegen Körperverletzungen polizeibekannt sind.
Neben dem sehr jungen Alter der Verdächtigen hatte Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) auch das offenkundig intakte familiäre Umfeld der Nachwuchs-Neonazis als ungwöhnlich beschrieben. Inzwischen steht wohl fest,
dass zumindest ein Elternteil des Hauptverdächtigen von wenigstens einigen Anschlagsplanungen wusste. Die erwachsene Person soll den jungen Leuten geraten haben, die Brandanschläge auf die ausländischen Imbisse mit
äußerster Vorsicht zu verüben, um eine Festnahme durch die Polizei zu vermeiden.
Junge Neonazis unter Terror-Verdacht
(MOZ) Brandenburg/Havel/Potsdam (dpa) In Brandenburg stehen junge Rechtsextreme unter Verdacht, eine terroristische Vereinigung gebildet zu haben. Sie sollen eine Gruppe mit dem Namen “Freikorps” gegründet und versucht haben,
Ausländer durch gezielte Brandanschläge auf deren Imbissstände zu vertreiben, teilte der Generalstaatsanwalt in Brandenburg/Havel am Mittwoch mit. Dabei geht um eine Serie von Brandanschlägen im Landkreis Havelland
zwischen Dezember 2003 und Mai 2004. Nach Informationen der “Märkischen Allgemeinen” handelt es sich bei den Verdächtigen um elf Jugendliche und junge Erwachsene.
Grundsätzlich sei der Generalbundesanwalt für derartige Verfahren zuständig, jedoch nicht dann, wenn sie aus seiner Sicht “von minderer Bedeutung” sind, heißt es in der Erklärung der brandenburgischen Generalstaatsanwaltschaft.
Es handele sich um den ersten derartigen Fall im Land Brandenburg.
Laut Zeitung wurde durch die Anschlagserie ein Schaden von etwa 770 000 Euro verursacht. Der Rädelsführer, ein 19-jähriger Abiturient, befinde sich seit seiner Festnahme im Juni in Untersuchungshaft. Das jüngste Mitglied der
Gruppierung sei 15 Jahre alt. Die jungen Neonazis hätten sich offenbar eine feste Struktur gegeben und ihre fremdenfeindlichen, rechtsextremen Ziele in einer Satzung akribisch dokumentiert.