Naziaufmarsch in Rathenow verhindern!
Am Mittwoch, den 18. April 2007, will die (neo)nazistische NPD gegen 17.00 Uhr in Rathenow an der Gedenkstätte der Opfer der beiden Weltkriege auf dem Weinbergfriedhof aufmarschieren. Vorgeblicher Anlass ist die Erinnerung an die Opfer der Bombardierung Rathenows im Jahre 1944.
Am 18. April 1944 hatten B 17 und B 24 Bomber der 8. US Air Force in den frühen Nachmittagsstunden die ARADO Flugwerke in Rathenow Heidefeld angegriffen und dadurch u.a. die Lizenzproduktion des berüchtigten Heinkel HE 111 Bombers gestoppt. 60 Rathenower Bürger kamen bei dem Angriff ums Leben. 16 US Flugzeuge wurden durch Flak abgeschossen, wobei insgesamt 121 Crewmitglieder starben.
Ein Angriff aus dem Nichts?
Seit dem 30. Januar 1933 waren in Deutschland die NationalsozialistInnen an der Macht, deren Programmatik Nationalismus, Rassismus, Antisemitismus und deren Mittel Unterdrückung, Folter, Mord waren. Auch in Rathenow.
Die NSDAP bzw. ihre Sturmabteilung (SA), die hier seit 1926 vertreten war, organisierte bereits ab dem 1.März 1933 die Verhaftung von Prominenten städtischen Sozialdemokraten und Kommunisten, die sie in die ersten Konzentrationslager nach Börnicke (Osthavelland) und Oranienburg verschleppten.
Am 1. April 1933 organisierte die SA auch in Rathenow Boykottaktionen gegen jüdische Geschäfte.
Am 9. November 1938, im Zuge des Novemberpogroms, wurde die Rathenower Synagoge zerstört und das jüdische Landwerk in Steckelsdorf überfallen.
Am 1. September 1939 begann mit dem Überfall der NS Armeen auf die Republik Polen der zweite Weltkrieg, in den auch die in Rathenow stationierten Bataillone der Naziwehrmacht einbezogen wurden.
Sofort, aber in den folgenden Jahren noch progressiv steigend wurde die militärische Auseinandersetzung als Vernichtungsfeldzug im Rahmen des von der NS Führung propagierten „Kampfes um Lebensraum“ geführt, insbesondere seit 1941 in der Sowjetunion und Jugoslawien.
Zehntausende JüdInnen wurden alleine in den ersten Kriegsmonaten in Weißrussland und in der Ukraine durch SS Einsatzgruppen ermordet, unzählige Dörfer und hunderte Städte durch die Naziwehrmacht und ihrer Luftwaffe zerstört.
Erst 1943 gelang es den internationalen Verbündeten den NS Aggressoren endgültig den Schwung aus ihrer mörderischen Brandwalze zu nehmen und sie sukzessiv zum Ursprung zurückzuführen.
Die verbrecherische NS Führung dachte jedoch zu keinen Zeitpunkt daran, den von ihnen entfachten Krieg zu beenden. Auch nicht als die Bomben bereits in ihre Wohnzimmer fielen.
Im Gegenteil, durch die Mobilisierung der Bevölkerung für den totalen Kriegseinsatz sollten noch einmal die letzten Reserven mobilisiert werden um das nationalsozialistische Mordbrennersystem zu stabilisieren. KZ Häftlinge und Zwangsarbeiter wurden in die NS Rüstungsindustrie gepresst um die an der Front verheizten deutschen Arbeiter zu ersetzen.
Auch in Rathenow wurden Zwangsarbeiter in kriegswichtigen Betrieben eingesetzt, für die Aufrechterhaltung der Kampfbomberproduktion in Heidefeld sogar Häftlinge eines extra eingerichteten Außenlagers des berüchtigten KZ Sachsenhausen, die erst in den letzten Kriegstagen 1945 befreit wurden.
Was will die NPD?
Nach dem Scheitern des Verbotsantrages und den Wahlerfolgen in Sachsen, Berlin und Mecklenburg – Vorpommern ist die rechtsextremistische Partei im Rahmen ihres Dreisäulenkonzeptes „Kampf um die Köpfe“, „Kampf um die Straße“ und „Kampf um die Parlamente“ bestrebt neue Basisstrukturen in Brandenburg zu schaffen um eine langfristige Verankerung in der Mark sowie deren Kreisen zu erreichen und ihre in erster Linie fremdenfeindlichen Ideologie – den so genannten „nationalen Sozialismus“ – in der Mitte der Gesellschaft zu etablieren.
(Neo)nazis, die in Brandenburg immer wieder durch brutale Übergriffe auf ausländische Flüchtlinge und Gastarbeiter von sich Reden machen, dienen der NPD dabei immer wieder als willige Steigbügelhalter. Auch in Rathenow.
Der örtliche NPD Stadtverband setzt sich nahezu vollständig aus Personen zusammen, die zuvor in zum Teil mittlerweile verbotenen (neo)nazistischen Gruppierungen und Kameradschaften aktiv waren.
Der Vorsitzende des Rathenower Stadtverbandes, Marcell Horlebeck, ist ein Gewohnheitskrimineller, der wegen zahlreiche Gewalt – und Propagandadelikte vorbestraft ist. 1999 und 2001 ging er so beispielsweise in mindestens drei Fällen brutal gegen linke Jugendliche vor, im März 2001 warf er eine beleuchtete Scheibe des Rathenower Flüchtlingsheims am Birkenweg ein und im April 2001 skandierte er mit weiteren Tatbeteiligten in der Nähe des Weinbergfriedhofes u.a.: „Die Türken, die Kanaken sollen verrecken?“ und „Die Juden pissen wir auf die Gräber!“. 2006 wurde Horlebeck zu dem zu einer Freiheitsstrafe wegen Trunkenheit am Steuer verurteilt.
Was tun?
Im Rahmen des Bündnisses „Rathenow zeigt Flagge“ haben sich die Stadt und ihre Bürger eindeutig gegen Ausländerhass, Rassismus und (Neo)nazismus positioniert — jetzt gilt es, die dort manifestierten Worte in die Tat umzusetzen.
(Neo)nazis und Rassisten dürfen keine öffentliche und halböffentliche Versammlungsorte überlassen werden – Kein Raum, Keine Straße, Kein Friedhof.
Naziaufmärsche überall verhindern!
Nazitreffpunkte dichtmachen!