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Nazigedenken in Halbe misslungen

Deut­lich weniger Neon­azis als in den Vor­jahren demon­stri­erten am Sonnabend in Halbe. Nach stun­den­langem Herum­ste­hen im Regen waren viele der aus dem gesamten Bun­des­ge­bi­et angereis­ten Recht­sex­trem­is­ten schlicht vorzeit­ig nach Hause gefahren. Am eigentlichen »Trauer­marsch« für die 1945 im Kessel von Halbe gefal­l­enen deutschen Sol­dat­en am späten Nach­mit­tag nah­men nur etwa 150 Neon­azis teil.

Oben­drein blieb ihnen die geplante Strecke bis zum Fried­hofsvor­platz ver­sagt: Das Oberver­wal­tungs­gericht Berlin-Bran­den­burg hat­te strik­te Aufla­gen erteilt, weil son­st »mit dem Aufzug an For­men oder Inhalte nation­al­sozial­is­tis­chen Heldenge­denkens angeknüpft« wer­den könnte.

Doch auch der Wider­stand gegen die Neon­azis fiel klein­er als son­st aus. An den Gegenkundge­bun­gen, die unter anderem vom Aktions­bünd­nis Halbe und von Antifa­grup­pen organ­isiert waren, beteiligten sich ins­ge­samt etwa 150 Men­schen. Eine Ska­band spielte, in der Kirche fand eine Andacht für Opfer rechter Gewalt statt und in ein­er »anti­held­is­chen Lesung« wurde aus Front­briefen von Sol­dat­en zitiert.

»Ich hoffe, dass die Nazis bald die Nase voll haben«, kom­men­tierte SPD-Land­tags­frak­tion­schef Gün­ter Baaske das schwache Aufge­bot der Recht­sex­tremen. Auch viele andere Nazigeg­n­er äußerten die Hoff­nung, dass durch eine Kom­bi­na­tion aus Polizeiau­fla­gen und Gegen­ver­anstal­tun­gen den Neon­azis ihr »Heldenge­denken« auf lange Sicht ver­mi­est wer­den könnte.

Als der Nazi-Marsch schließlich auf­brach, drängte die Polizei eine Block­ade von Gegen­demon­stran­ten zügig und rigide zurück. Trotz­dem verzögerte sich der Aufzug um eine weit­ere Vier­tel­stunde: Drei Antifaschis­ten hat­ten sich an Seilen über die Straße gehängt. Die Polizei musste erst umständlich eine Hebe­bühne her­an­schaf­fen, um die Men­schen dort wegzubekom­men. Ihr Trans­par­ent »NS-Ver­her­rlichung stop­pen« blieb in den Seilen hän­gen. Die Nazis mussten zu ihrem Ärg­er dann darunter hindurchlaufen.

Den Tag über waren 1200 Polizis­ten im Ein­satz. Fünf Neon­azis wur­den wegen Ver­stöße gegen das Waf­fen- beziehungsweise das Ver­samm­lungs­ge­setz festgenommen.

Im Novem­ber 2006 hat­ten die Neon­azis ihren Auf­marsch zum Volk­strauertag von Halbe nach Seelow ver­legt – dort marschieren 1000 Neon­azis, während gle­ichzeit­ig in Halbe 8000 Men­schen einen »Tag der Demokrat­en« beg­in­gen. Zulet­zt waren die Neon­azis im März 2006 mit 500 Per­so­n­en in Halbe präsent. Im Novem­ber 2005 waren etwa 1600 Recht­sex­treme in den Ort gekom­men. Das war der bish­er größte der seit 1990 unregelmäßig stat­tfind­en­den Neon­azi-Aufmärsche in Halbe. In und um Halbe fand 1945 eine der let­zten großen Schlacht­en des Zweit­en Weltkriegs statt. Die dort beerdigten 24 000 deutschen Sol­dat­en wer­den von den Neon­azis für eine haarstäubende Unsinn­stat als »fanatis­che Vertei­di­ger des Nation­al­sozial­is­mus« verehrt, weil sie in mil­itärisch aus­sicht­slos­er Lage nicht vor der Roten Armee kapit­ulierten, son­dern sich aufreiben ließen.

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