Kahnfährmänner und Gäste der Kreisstadt werden sich seit einigen Tagen
verwundert gefragt haben, was in Lübben los ist. Seit dem vergangenen
Wochenende sind an vielen Stellen in der Stadt Naziparolen in Leuchtschrift
und Aufkleber aufgetaucht.
Der Sachschaden, so die Lübbener Kriminalpolizei, die die Vorfälle
untersucht, sei erheblich. Das deshalb, weil sich beispielsweise die
Aufkleber mit Parolen zum Kriegsverbrecher Rudolf Heß nur schwer von
Verkehrsschildern, Ampeln und Bushaltestellen lösen ließen und diese dabei
zerstören sollen, wie Kriminalhauptkommissar Heinz Radan gestern sagte.
Schwerpunkte der Schmierereien und Aufkleber seien die Bereiche Am kleinen
Hain, Berliner Chaussee, Wettiner Straße, NP-Markt-Parkplatz und auch an
Brücken über die Fließe.
Es gebe Hinweise, sagte Radan, dass die unbekannten Täter nachts unterwegs
waren. Tatzeit sollen das vergangene Wochenende sowie die Nächte Mittwoch
und Donnerstag gewesen sein. Bisher, so Radan, gebe es einen Zeugen. Der
Lübbener sei zu nächtlicher Stunde mit seinem Hund unterwegs gewesen und
habe zwei verdächtige junge Männer beobachtet.
Bei dem einen soll es sich um einen etwa 18 Jahre alten Mann handeln. Er
wird auf 1,70 Meter geschätzt, soll kurze blonde Haare haben und zur Tatzeit
eine dunkle Jogginghose mit weißen Seitenstreifen sowie ein graues T‑Shirt
getragen haben. Bei dem zweiten Tatverdächtigen handle es sich um einen etwa
22-jährigen Mann. Dessen Größe werde auf 1,80 bis 1,85 Meter geschätzt. Er
sei von kräftiger Gestalt und habe einen sichtbaren Bauchansatz. Bekleidet
sei er mit einer dunklen, dreiviertellangen Hose gewesen. Dem Zeugen sei ein
«feistes Gesicht» aufgefallen, sagte Radan. Auch dieser Mann habe kurze,
blonde Haare in Form eines Igelschnitts gehabt.
Um die Schmierer dingfest zu machen, hofft die Polizei auf Bürgerhinweise.
Wer etwas gesehen hat, kann sich an die Polizeidienststelle in Lübben (Tel.
03546/770 — auch anonym) wenden.