(04.12.2006)
Jugendliche diskutierten über Integration von Ausländern
Unter dem gewollt Antworten provozierenden Motto «Bunt + Offen = Forst?!» luden Jugendliche des Forster Gymnasiums, die RAA Forst und Cottbus sowie die Ausländerbeauftragte zum «Open Space» , um gemeinsam zu diskutieren, wie man die Integration Zugewanderter und von Spätaussiedlern unterstützen und gegen Rassismus vorgehen könne. Neue Denkansätze waren am Samstag gefragt.
Die Jugendlichen schrieben Vorschläge für Fragen zur Diskussion beim «Space Open» auf.
In der Aula des Gymnasiums, das den Titel «Schule ohne Rassismus – Schule ohne Gewalt» trägt, fanden sich neben den Mitgliedern der Arbeitsgruppe «Schule ohne Rassisimus» und ihren Mitschülern auch Vertreter von Forster Parteien, Forster Streetworker, Vertreter des Nix e. V. des Eastside und des Park7, Vertreter des Kreisjugendringes, Mitarbeiter der Anlaufstelle für Opfer rechtsextremer Gewalt in Südbrandenburg, des Diakonischen Werkes Elbe/Elster und des brandenburgischen Vereins «Opferperspektive» aus Potsdam ein. Der amtierende Forster Bürgermeister Jürgen Goldschmidt (FDP) erinnerte an das Vorbereitungs-Open Space im Park7 und erklärte, er hoffe, das Fragezeichen werde bis zum Abschluss der Veranstaltung ganz verschwinden. Neben ihm waren auch die Forster Bürgermeisterkandidaten Helmut Ließ, Ingo Paeschke und Cornelius Schulz anwesend. Unter Begleitung von Open-Space-Moderatorin Karolina Iwa gingen die Teilnehmer der verschiedensten Altersgruppen daran, die sie bewegenden Fragen auf Papier zu bringen, um sie anschließend in Arbeitsgruppen zu diskutieren. Neue Gesichter aus Forst und Umgebung sowie Schüler anderer Schulen waren jedoch rar in der Aula des Gymnasiums. Auch Spätaussiedler, die doch beim Vorbereitungstreffen Interesse bekundet hatten, fanden nicht den Weg dorthin. Man habe viele Einladungen verschickt, an Spätausssiedler, aber auch ans Asylantenheim. Das sei eine Frage der Eigenverantwortung, meinte Susann e Kschenka von der Forster RAA. Denn man möchte nicht über die Köpfe der Betreffenden hinweg, sondern vor allem mit ihnen sprechen. Das erfordere einen längeren Atem. Schließlich lautet einer der Leitsätze des Open-Space: «Nicht die Zahl der Anwesenden zählt, sondern die Ergebnisse des Tages.» Doch nach Jean Paul Edzimb, dem 41-jährigen Asylbwerber aus Kamerun fand auch der zwanzigjährige Ismail aus Kenia den Weg zum Treffen. Beide wurden gleich in die Diskussionen innerhalb der Gruppen einbezogen, die sich unter anderem um die Themen «Wie kann man in Forst lebenden Flüchtlingen helfen, sich in der Stadt wohl zu fühlen«» , «Wie können wir Menschen zueinander bringen, sie miteinander verbinden»» , ««Wie wichtig sind Gedenktage«» , «Kann man aus der Geschichte lernen»»» drehten. Doch auch die «Wurzeln des Rassismus und wie kann man sie bekämpfen«» , das konkrete Wo, Wer, Wie der Fremdenfeindlichkeit in Forst sowie das Thema «Wie spreche ich mit Menschen, die undemokratische und fremdenfeindliche Einstellungen haben»» und «Warum werden im Privatleben solche Begriffe wie Kanaken und Fidschi toleriert«» , bewegte die Open-Space-Teilnehmer.
Die Sprache sei wohl das entscheidende Problem, sich einzubringen, stellten die Jugendlichen fest. Sprachkurse nicht nur für Jugendliche, die hier die Schule besuchen, sondern auch für deren Eltern seien gefragt. Doch auch Ausländer und Spätaussiedler könnten sich einbringen, hätten etwas zu bieten, zum Beispiel beim Erlernen von Fremdsprachen durch deutsche Schüler. «Oder bei Schulprojekten ihre Länder und ihre Sprachen vorstellen» , warf «Gastgeber» ‑Schulleiter Thomas Röger ein, der an den Französisch- und Englischkenntnissen von Jan Paul Edzimb Interesse zeigte.
Zwanglose Treffen in gemütlicher Atmospäre können zusammenbringen. Sport mache Spaß und kann ebenfalls verbinden. Vorurteile könne man am besten in persönlichen Gesprächen abbauen, folgerten die Teilnehmer. Straßenfeste, Vereine einbeziehen – das seien Lösungen, meinte Jugendkoordinator Olaf Noack. Einer der Asylbewerber berichtete von seinen Erfahrungen mit Einlassdiensten des «Blue Inn» in Forst. Man könne für seine Sicherheit nicht garantieren hieß es da und man wies ihn ab.
Was tun gegen rechtes Gedankengut» Nur wer den jungen Leuten persönlich wichtig sei, könne auf sie einwirken, gab Jan Neupötsch von der RAA in Forst zu bedenken. Die NPD organisiere populäre Feste, unterbreite Kinder- und Familienangebote. «Was unterbreiten wir?» , so fragte er. Man müsse auf die Jugendlichen eingehen, sie gefühlsmäßig ansprechen, sich auf ihre Interessen einstellen und sie trotz ihrer Gesinnung als Personen sehen. «Ausgrenzung bringt nichts. Ohne Konfrontation aufeinander zugehen, ist wichtig» , so Annett Müller vom Nix. e. V. «Kontakte zu Jugendgruppen auf dem Land herzustellen zwischen Jugendlichen unterschiedlichster Einstellungen. Oder ein Multikulti-Sportfest» , sieht Thomas Röger als gangbaren Weg. «Zumal die Jugendlichen von der Politik oft tief enttäuscht sind. Auf dem Land sind demokratische Parteien kaum vertreten. Jugendliche werden so oft mit einfachen rechten Parolen geködert» , so Anke Schwarzenberg (Linke. PDS).
Alle Vorschläge und Anregungen mündeten am Abend in einer Dokumentation, die jedem Teilnehmer ausgehändigt wurde.