EU-Wahl im Kreis: Republikaner bedeutungslos, Graue und Tierschutzpartei bei zwei Prozent
(MAZ, 15.6.) OBERHAVEL Die kleinen Parteien konnten von der niedrigen Beteiligung bei den EU-Wahlen
offensichtlich nicht in dem Maße wie erwartet profitieren. NPD und
Republikaner spielen im Kreis Oberhavel kaum eine Rolle.
Bei der NPD machten im Kreis Oberhavel 1274 Wahlberechtigte ihr Kreuz. Das
sind 2,7 Prozent der Wähler. Die NPD erhielt damit 1,4 Prozent mehr als bei
den EU-Wahlen 1999 (580 Stimmen). In die Bedeutungslosigkeit sind die
Republikaner abgerutscht. Sie erhielten 648 Stimmen. Das sind 1,4 Prozent.
Bei den EU-Wahlen 1999 hatten die Republikaner noch 927 Stimmen (2,1
Prozent).
Die Grauen wählten 947 (2,0 Prozent). Drittstärkste Partei unter den
“Sonstigen” wurde die Tierschutzpartei mit 944 Stimmen (2,0 Prozent),
gefolgt von der Familienpartei mit 707 Stimmen (1,5 Prozent).
An der EU-Wahl im Kreis beteiligten sich 48 136 Wähler. Gültige Stimmen: 47
180. Die Wahlbeteiligung von 29,7 Prozent liegt damit um 0,7 Prozent
niedriger als die vor fünf Jahren.
PDS-Hochburgen waren bei den EU-Wahlen Oranienburg, gefolgt von Liebenwalde
und Leegebruch. In Glienicke, im Mühlenbecker Land und in der Gemeinde
Oberkrämer ist die CDU die stärkste Partei. In den S‑Bahn-Gemeinden
erzielten die Bündnisgrünen zwischen 15,1 und 13,7 Prozent und damit
Ergebnisse, die noch deutlich über dem Bundesschnitt liegen.
Arbeit gegen rechts ohne Geld
Verein muss Mitarbeiterin entlassen
(MAZ, 15.6., Frauke Herweg) ORANIENBURG Keine hauptamtliche Mitarbeiterin mehr, Abschied von dem Büro in der
Bernauer Straße. Ende August läuft die finanzielle Hilfe des Fördervereins
für interkulturelle Bildung und Begegnung (FiBB) aus. Drei Jahre lang hatte
das vom Bundesfamilienministerium initiierte Civitas-Programm den Verein
unterstützt. Ohne diese Hilfe, sagt der FiBB-Vorsitzende Bernhard Fricke,
müsse der Verein sein Oranienburger Büro kündigen und Geschäftsführerin
Minette von Krosigk entlassen.
Zwar hat Oranienburgs Bürgermeister Hans-Joachim Laesicke dem Verein ein
Ausweichquartier angeboten — für den Übergang Unterschlupf in einer
ehemaligen Kita am Lindenring, später einen Raum im geplanten Bürgerzentrum
an der Albert-Buchmann-Straße. Doch Fricke fürchtet trotzdem um die weitere
Arbeit des Vereins, der maßgeblich die Aktionen des Forums gegen Rassismus
und rechte Gewalt unterstützt.
Ohne eine hauptamtliche Mitarbeiterin lassen sich viele Projekte nicht mehr
verwirklichen, drohen Kontakte, die von Krosigk über Jahre bei den Schulen
und beim VHS-Bildungswerk aufgebaut hat, abzubrechen. “Wir müssen so
arbeiten wie ganz zu Anfang”, sagt Fricke. “Ehrenamtlich.”
Am kommenden Donnerstag wollen die Forumsmitglieder beraten, wie sie die
Arbeit künftig schultern wollen. Die jährliche Demo zum Antirassismustag im
März werde es “in jedem Fall” weiter geben, sagt Fricke. Für das Fest der
Hoffnung auf dem SS-Truppengelände werden die Forumsmitglieder Mitstreiter
aus anderen Initiativen suchen. “So in dieser Form wird es dieses Fest nicht
mehr geben”, sagt Fricke.
Ein Nachteil müsse das allerdings nicht sein. Werde das Fest von einem
Bündnis von Initiativen getragen, werde es vielleicht noch attraktiver,
hofft Fricke. Auch die gemeinsame Adresse mit anderen Initiativen am
Lindenring und später in der Albert-Buchmann-Straße, auf die Fricke nach
einem entsprechenden Antrag an die Stadt jetzt hofft — möglicherweise eine
Hilfestellung für eine vernetzte Arbeit.
FiBB-Geschäftsführerin Minette von Krosigk scheidet nach drei Jahren
enttäuscht aus dem Amt. Mit dem Auslaufen ihrer Stelle hat die 61-Jährige
immer gerechnet. Allerdings hätte sie sich ein wenig mehr Engagement der
Oberhaveler gewünscht. “Ich hatte gehofft, mehr Leute hierher holen zu
können”, sagt von Krosigk. “Das ist uns nicht gelungen.”
Auch von Krosigk sorgt sich um die künftige Arbeit des Vereins. Seit etwa
eineinhalb Jahren geht das ehrenamtliche Engagement zurück, so ihr Eindruck.
Theaterworkshops mit Azubis, Kommunikationstrainings, Begegnungen mit
Asylbewerbern — all diese Projekte, die die ehemalige Journalistin in den
vergangenen Jahren angestoßen hat, lassen sich mit Honorarkräften nur schwer
kontinuierlich organisieren, fürchtet sie. Die Rechtsextremen, sagt sie,
“sind immer noch da. Es passiert nur weniger Blutiges.”