(Juri Eber, Ralf Fischer) Richtig stolz vermelden es inzwischen rechte Kameradschaften oder NPD-Mitglieder,
wenn sie sich in Versammlungen ihrer Gegner mischen und für Verunsicherung sorgen -
ein in rechten Kreisen mittlerweile trainiertes Spiel. Im Brandenburgische
Fürstenwalde wird das jetzt sogar mir Ansage versucht.
Der Verein Phoenix e.V., der seit 10 Jahren in ganz Deutschland gegen Rassismus
kämpft, führt am kommenden Wochenende in der Nähe des brandenburgischen Orts
Storkow ein Seminar über erlebten Rassismus durch. Es wird darum gehen, dass sich
farbige Jugendliche aus Berlin und Brandenburg, die Erfahrungen mit Rassismus
gemacht haben, mitenander vernetzen und künftig austauschen. Außerdem wollen sie
sich tiefgründiger und konkreter als sonst mit den Ursachen von Rassismus und
ihrem Umgang damit befassen. Titel des Erfahrungsaustauschs:
“Wochenende nur mit schwarzen Jugendlichen, … also Jugendliche, die auf Grund
ihrer dunkleren Hautfarbe Erfahrungen haben mit einem Phänomen, das es ja eigentlich
nicht oder kaum gibt in Deutschland: Rassismus…
… trifft Jugendliche mit afrikanischen, indischen oder türkischen Eltern genau so
wie schwarze Deutsche,
… nervt schwarze Jugendliche, weil das Thema hier meist zu oberflächlich, zu oft
oder viel zu wenig behandelt wird,
… nervt, verletzt, schadet, stumpft ab, reizt, …
… wie bei einem Eisberg ist nur die Spitze sichtbar.”
Der örtliche NPD-Kreisverband Oderland hat — als Reaktion auf die Seminar-Bewerbung
nun auf seiner Website (>klick) angekündigt dieses Seminar zu ?besuchen und (zu)
begleiten”. Wörtlich heißt es dort unter der Überschrift ?Die Weißen kommen!”
voller Polemik:
“Der NPD-Kreisverband Oderland und die NPD-Kreistagsfraktion Oder-Spree werden das
“Wochenende nur mit schwarzen Jugendlichen” vom 03.–05. März 2006 in Storkow
aufmerksam begleiten und besuchen. In Zeiten, da der Landkreis Oder-Spree und seine
Gemeinden Kitas, Schulen und Jugendklubs schließt, werden wir den Verantwortlichen
genau auf die Finger schauen, wieviel “Schwarz“geld das deutschfeindliche Wochenende
in Storkow verschlingen wird”.
Was bei jenen unter ?besuchen” verstanden wird kann man sich denken — es ist bewusst
benutztes Drohvokabular mit dem Ziel, zu verunsichern. Eine Masche von
Rechtsextremen. Besagter NPD-Kreisverband Oderland besteht aus den Landkreisen
Oder-Spree, Märkisch-Oderland und der Stadt Frankfurt/Oder. Vor allem in
Frankfurt/Oder ist bekannt, dass die NPD mit militanten Neo-Nazis kooperiert. Die
zuständige Polizeidienststelle ist alarmiert. “Wir werden vor Ort präsent sein, da
eine Gefährdung nicht auszuschließen ist”, so die Dienststelle gegenüber
www.mut-gegen-rechte-gewalt.de. Einschüchtern lassen wollen sich die Veranstalter
aber nicht — im Gegenteil, so betont selbstbewusst die Gleichstellungsbeauftragte im
Landkreis Oder-Spree, Wanda Nikulka: “Wir wissen, dass die gerne einschüchtern
wollen, da werden sie bei uns jedoch ins Leere laufen”.