(MAZ)INNENSTADT Etwa 300 Menschen haben am Samstag friedlich gegen den geplanten
Wiederaufbau der Garnisonkirche demonstriert. Zu dem Zug durch die
Innenstadt hatte ein “Linkes Bündnis Potsdam” aufgerufen, zu dem unter
anderem die Stadtverordnetenfraktion Die Andere, die Kampagne gegen
Wehrpflicht und der Allgemeine Studierendenausschuss der Universität Potsdam
zählen.
Die zweistündige Demonstration führte vom Garnisonkirchenglockenspiel auf
der Plantage durch die Breite Straße zum Luisenplatz, wo eine erste
Zwischenkundgebung stattfand, dann weiter durch Hegelallee,
Friedrich-Ebert-Straße und Breite Straße bis zur Abschlusskundgebung am
Ausgangspunkt. Die zumeist jugendlichen Demonstranten wurden von einem
großen Polizeiaufgebot begleitet, das bereits im Vorfeld Teilnehmer nach
Waffen und gefährlichen Gegenständen kontrolliert hatte. Provokationen
einzelner Teilnehmer, die aus dem Zug ausbrachen und hinter die
Polizeireihen gelangen wollten, führten zur Bekanntgabe der Polizei, dass
weitere Störer aus dem Demonstrationszug herausgegriffen würden. Dazu kam es
dann aber nicht. Für eine nachträgliche Einschätzung des ansonsten
friedlichen Demonstrationsverlaufs war die Polizei gestern nicht erreichbar.
Das jetzt beschlossene Konzept eines in den Wiederaufbau integrierten
Versöhnungszentrums kritisierte Lutz Boede (Kampagne gegen Wehrpflicht) vor
den Demonstranten: “Gegen ein Versöhnungszentrum auch am Standort der
Garnisonkirche haben wir nichts einzuwenden, aber dazu ist ein klarer Bruch
mit der Geschichte der Garnisonkirche notwendig, der sich insbesondere in
dessen Gestaltung und Architektur widerspiegeln muss”, sagte Boede. Die
Garnisonkirche sei “vom ersten Tag bis zu ihrer Sprengung ein reaktionäres
Symbol der Rechtsnationalen”, sowie nach dem “Tag von Potsdam” am 21. März
1933 auch der Faschisten gewesen und einzig in der Zeit nach Kriegsende bis
zur Sprengung 1968, als die Heilig-Kreuz-Gemeinde in der Ruine Gottesdienste
abhielt, “als normale Kirche” genutzt worden. Boede schloss mit der Adaption
eines Spruchs aus dem Kommunistischen Manifest: “Die bürgerliche Mitte und
die Nazis haben den Symbolgehalt der Kirche nur verschieden interpretiert,
es kommt aber darauf an, ihn zu verändern.”
Kreissynode billigt Konzept für neue Garnisonkirche
(MOZ)Potsdam (dpa) Die Vorbereitungen zum umstritten Wiederaufbau der Potsdamer
Garnisonkirche haben eine weitere Hürde genommen. Am Samstag billigte die
evangelische Kreissynode Potsdam mit großer Mehrheit das kirchliche
Nutzungskonzept. Es verbindet laut Stadtkirchpfarrer Markus Schütte
traditionelle und neue Elemente. Zugleich demonstrierten rund 500 Menschen
in Potsdam gegen den Wiederaufbau. Die Kirche könnte zu einem
Anziehungspunkt für Nazis werden, hieß es.
Zu dem Protest hatte ein Bündnis linker Gruppen aufgerufen. Sie sehen in der
Kirche ein Symbol für ein militaristisches Preußen. In der Garnisonkirche
hatte zudem Adolf Hitler am 21. März 1933, dem “Tag von Potsdam”, seine Rede
zur Eröffnung des Reichstages gehalten. Der Händedruck Hitlers und des
Reichspräsidenten Paul von Hindenburg wurde als Schulterschluss der
Nationalsozialisten mit den konservativen Kräften Deutschlands verstanden.
Genau 60 Jahre nach dem alliierten Luftangriff auf Potsdam, bei dem die
Kirche in Flammen aufging, soll am kommenden Donnerstag der Grundstein zum
Wiederaufbau gelegt werden. Dafür sind rund 65 Millionen Euro veranschlagt.
Bis zum 500. Jahrestag der Reformation am 31. Oktober 2017 sollen die
Arbeiten beendet sein. Der Bau soll dann als offene Stadtkirche,
Symbolkirche und internationales Versöhnungszentrum dienen. Die DDR-Führung
hatte den 88 Meter hohen Turm 1968 sprengen lassen.
Nach den Plänen sollen Turm und Kirchenschiff weitgehend originalgetreu
wieder aufgebaut werden. Außerdem ist eine modern gestaltete Kapelle
geplant. Dort könnte ein so genanntes Nagelkreuz aus dem englischen Coventry
untergebracht werden. Dieses soll auch die Nutzung der Kirche für die
weltweite Friedens- und Versöhnungsarbeit der Internationalen
Nagelkreuz-Gemeinschaft von Coventry symbolisieren.
Am nächsten Freitag (15. April) stimmt die Leitung der Evangelischen Kirche
Berlin-Brandenburg über das Nutzungskonzept ab. Dann soll auch mit der
Spendensammlung begonnen werden.
Konzept gebilligt
Hürde für Garnisonkirche genommen
(MAZ)POTSDAM Der Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche hat eine weitere Hürde
genommen. Die Synode des evangelischen Kirchenkreises Potsdam hat am Samstag
der Nutzung des geplanten rund 65 Millionen Euro teuren Neubaus als
Stadtkirche und internationales Versöhnungszentrum mit großer Mehrheit
zugestimmt. Eine Spendenkampagne zur Finanzierung des Wiederaufbaus soll in
Kürze gestartet werden.
Im Beisein von Altbundespräsident Richard von Weizsäcker (CDU) soll der
Grundstein für den Nachbau am 60. Jahrestag des alliierten Luftangriffs auf
Potsdam am kommenden Donnerstag gelegt werden. Die Kirche war bei einem
Luftangriff am 14. April 1945 ausgebrannt. 1968 ließ die DDR-Führung den 88
Meter hohen Turm sprengen.
Die Fertigstellung der 1730 bis 1735 errichteten Barockkirche ist einem
neuen Zeitplan zufolge bis zum 500. Jahrestag der Reformation am 31. Oktober
2017 geplant. Als erster Bauabschnitt soll bis zum Jahrestag der Sprengung
der Kirche am 23. Juni auf Teilen des historischen Fundaments ein Torbogen
errichtet werden.
An der Garnisonkirche scheiden sich die Geister. Auch am Samstag
demonstrierten Hunderte Menschen gegen die Baupläne. Die Kirche, in der
Hitler am 21. März 1933, dem “Tag von Potsdam”, seine Rede zur Eröffnung des
Reichtstags hielt, sei ein Symbol für ein militaristisches Preußen und könne
Anziehungspunkt für Nazis werden, hieß es.