23. Oktober 2010 · Quelle: Inforiot

Optimismus angebracht?

Neue Studie über die Brandenburger Jugend: Jeder siebte denkt rechtsextrem

INFORIOT Ganz schön viel Jubel hat es in den ver­gan­genen Tagen wegen ein­er neuen Studie gegeben, die sich mit der Ver­fass­theit der Bran­den­burg­er Jugendlichen befasst. Trotz manch­er Prob­leme — alles ziem­lich fein, alles ziem­lich in Ord­nung, so der Tenor bei der Präsen­ta­tion der Ergeb­nisse und in den anschließen­den Medi­en­bericht­en (Link 1, 2, 3, 4, 5, 6). Jugend­min­is­ter Hol­ger Rup­precht (SPD) lobte, die Jugend in Bran­den­burg sei „eine prag­ma­tis­che Gen­er­a­tion, die opti­mistisch bleibt“. Etwas fro­heren Mutes als befürchtet wür­den die junge Leute näm­lich in die Zukun­ft blicken.

Recht­sex­tremes Denken weit verbreitet

Ger­ade was die The­men Recht­sex­trem­is­mus, Ras­sis­mus und Demokratie ange­ht, hält die Umfrage jedoch eher erschreck­ende Ergeb­nisse bere­it. Die enthu­si­astis­che und erle­ichterte Wieder­gabe der Studie passt in dieser Sicht nicht ganz zu dem, was in der Studie selb­st drin ste­ht. 10,5 Prozent stim­men recht­sex­tremen Aus­sagen ten­den­ziell zu, weit­ere 3 Prozent gehören zum harten, recht­en Kern. Also: 13,5 Prozent, knapp ein Sieb­tel der Bran­den­burg­er Jugend denkt rechtsextrem!

Diese Werte sind seit Jahren in etwa kon­stant – man müsste also resümieren: Wir haben in Bran­den­burg ein großes, sta­biles, gefes­tigtes Poten­zial von extrem recht­en Jugendlichen. Ein schwach­er Trost ist es dann nur, wenn mitgedacht wird, dass 60 Prozent der Jugendlichen, mehr als in den Vor­jahren, recht­es Denken einiger­maßen kon­sis­tent ablehnt.

Aus­län­der­feindlichkeit“ weit­er­hin ein großes Thema 

Sep­a­rat zur Dimen­sion „Recht­sex­trem­is­mus“ erfasst die Studie auch „aus­län­der­feindlich­es“ Denken. Knapp 5,9 Prozent der Bran­den­burg­er Jugendlichen sind knall­hart ras­sis­tisch und weit­ere 16,4 Prozent immer noch ten­den­ziell ras­sis­tisch. In der Summe: 22,3 Prozent der Bran­den­burg­er Jugend will mehr oder weniger vehe­ment keine „Aus­län­der“, mehr als ein Fün­f­tel. Dieser Wert ist zwar um etwa fünf Prozent­punk­te geringer als vor fünf Jahren, aber immer noch eine Menge Holz.

Sage und schreibe 40 Prozent der Bran­den­burg­er Jugendlichen sind im Übri­gen der Auf­fas­sung, dass es im Bun­des­land zu viele „Aus­län­der“ gebe. Man beachte: Der tat­säch­liche Aus­län­der­an­teil im Bun­des­land bewegt sich bei ger­ade 2,6 Prozent.

Inter­es­sant wäre es zu wis­sen, wie sich die Dimen­sio­nen „Recht­sex­trem­is­mus“ und „Aus­län­der­feindlichkeit“ zueinan­der ver­hal­ten. Deck­en sich die Per­so­n­en­poten­ziale kom­plett ab, gehen die 13,5 Prozent extrem Recht­en in den 22,5 Prozent „Aus­län­der­fein­den“ auf? Oder liegen sie auch nebeneinan­der, gibt es eine rel­e­vante Zahl von Befragten, die zum Beispiel als „Recht­sex­trem­is­ten” gezählt wur­den aber nicht gle­ichzeit­ig als „Aus­län­der­feinde“? In diesem (wahrschein­lichen) Fall wäre das Poten­zial von extrem recht­en oder ras­sis­tis­chen Jugendlichen noch um einiges höher. Zumal manche Fra­gen in der Studie so for­muliert waren, dass sie förm­lich nach ablehnen­den Antworten schrien. Der Aus­sage „Die Aus­län­der muss man ‚aufk­latschen und raus hauen‘“ wer­den wohl selb­st manche Neon­azis nicht zus­tim­men wollen.

Die Studie

Das Forschung­steam um Diet­mar Sturzbech­er an der Uni­ver­sität Pots­dam hat 3100 Jugendliche zwis­chen 12 und 20 Jahren befragt. Zum Ver­gle­ich liegen sechs ähn­lich angelegte Stu­di­en vor, die seit 1991 durchge­führt wurden.

Recht­sex­trem­is­mus und Ras­sis­mus sind nur zwei der Bere­iche, welche durch die Studie abgedeckt wur­den. Eben­so ging es beispiel­sweise um Zukun­ft­ser­wartun­gen, Fam­i­lie, Freizeitver­hal­ten, frei­williges Engage­ment, Schul­fra­gen und Gewalterfahrungen.

Die Kern­ergeb­nisse der aktuellen Studie kön­nen hier als PDF-Doku­ment herun­terge­laden werden.

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