(MOZ, Jens Sell) Strausberg. Die gärtnerische Umgestaltung der Liegewiese an der Stadtmauer ist fast fertig. Im Auftrag der Sparkasse als Grundstückseigentümer hat die Eggersdorfer Firma Iven Clean hunderte große und kleine Sträucher gepflanzt, Mutterboden angefahren und Wege angelegt.
Hunderte Strausberger engagieren sich für Ordnung rund um den Straussee und auf den Spielplätzen. Jugendliche, die früher hinter der Sparkasse ihre Freizeit verbrachten, sprechen aber schon von “Strausbergs Ordnungswahn” und fordern ungeordnete Plätze für sich in der Stadt.
“Glasscherben — und dein Kind mittendrin?”, fragt ein Aufruf an alle Eltern besonders in der Strausberger Vorstadt provokatorisch. Wer die rhetorische Frage mit Nein beantworte, solle am 1. Mai, 10 Uhr, zum
Arbeitseinsatz auf den Spielplatz gegen-über vom Südcenter in der Vorstadt kommen, um Glasscherben und andere Gefahren für die Kinder wegzuräumen. Gartengeräte sind mitzubringen, bittet namens der Initiatoren Bettina Knorr.
So wie in der Vorstadt gibt es auch im Osten, in der Heinrich Rau-Straße, Mütter, die sich um gefahrlose Spielplätze für ihre Kinder sorgen. Und die
Diskussion bei der Bürgerversammlung am Fichteplatz vor einer knappen Woche machte auch die Sorge der dortigen Anwohner um Sicherheit und Hygiene für spielende Kinder deutlich.
Weil es massive Beschwerden und Anzeigen von Nachbarn des
sparkasseneigenen Grundstücks neben dem Viktoria-Plateau gab, beauftragte das Kreditinstitut eine Strausberger Firma mit der gärtnerischen Umgestaltung. (MOZ berichtete). Zuvor hatte die Sparkasse den jugendlichen Bikern die legale Benutzung der Bahn im Wäldchen im Osten ermöglicht und
versucht, auch für die Skater eine Lösung zu finden — aber, wie Jugendliche monieren, alles schön weitab vom Stadtzentrum und der Hauptgeschäftsstelle. Das brachte jene Jugendlichen auf den Plan, die weder biken noch skaten, sondern auf der Liegewiese am Straussee “abhängen” wollen, wie sie es selber nennen. Vergangenen Freitag
demonstrierten sie vor der Sparkasse als neu gegründeter Jugendverein, der das Areal zu seinem Eigentum erklärte und allen “über 30” den Zugang verwehrte. Mit ihrem Straßentheater wenden sie sich dagegen, dass die
wenigen öffentlichen Grünflächen in Strausberg “… im Sinne von Ordnung und Sauberkeit umgestaltet werden”. Es sei “nicht hinnehmbar, wenn gemütliche grüne Ecken in ungemütliche Betonflächen umgewandelt werden”.
Als Beispiele nennen sie den Fichteplatz, das Areal der Sparkasse und den Fischerkietz mit seinem wenig benutzten Spielplatz. Joachim Nieradt von der Sparkasse machte deutlich, dass das Verhalten der Jugendlichen selbst
zu dieser Umgestaltung geführt habe. Als ihm Ch. L. von der Jugendgruppe vorhielt, es habe tätliche Übergriffe eines Nachbarn gegen einen unschuldigen Jugendlichen gegeben, machte er klar: “Das Letzte, was wir akzeptieren, sind Aggressionen. Wenn Sie Opfer von Gewalt geworden sind,
müssen Sie Anzeige erstatten.” Passanten sprachen mit den Jugendlichen. Doch vielleicht hätten manche von denen die Bierflasche aus der Hand legen sollen.