Planspiel „Demokratie und Extremismus”
Was passiert, wenn Jugendliche in die Rolle von demokratischen Politikern, Extremisten oder Journalisten schlüpfen und miteinander über ein heikles Thema streiten? Das Referat „Verfassungsschutz durch Aufklärung” wollte es genau wissen und erarbeitete ein Planspiel mit einem solchen Szenario. Im Dezember wurde es in Halbe zum ersten Mal „durchgespielt” und zeigte verblüffende Ergebnisse: Der Verlauf des Planspiels zeigte in vielen Bereichen enorme Ähnlichkeiten mit vergleichbaren Debatten in der politischen Wirklichkeit.
Was ist ein Planspiel?
Planspiele sind eine „Erfindung” des Militärs und der Wirtschaftswissenschaften. Sie dienen dazu, komplexe Sachverhalte durchzuspielen, um aus dem Spielverlauf zu lernen. In der Pädagogik dagegen machen Planspiele komplexe (zumeist soziale) Zusammenhänge sichtbar und anschaulich. Pädagogische Planspiele werden häufig dann eingesetzt, wenn Schülerinnen und Schüler Entscheidungsprozesse in demokratischen Strukturen aufspüren, erkennen und in ihrer Wirkung erfahren sollen.
Das Brandenburger Planspiel „Demokratie und Extremismus”
Das Szenario des vom Verfassungsschutz Brandenburg entworfenen Planspieles hat folgende Ausgangslage: Drei demokratische Parteien und drei extremistische Gruppierungen streiten um den angemessenen Umgang mit einem Soldatenfriedhof am Rande eines Dorfes in Brandenburg. (Ähnlichkeiten zur vergleichbaren Sachverhalten in Brandenburg sind nicht zufällig, sondern gewollt.) Eine kleine Gruppe von „Journalisten” begleitet den gesamten Spielverlauf und gibt alle 30 Minuten eine „Zeitung” im Umfang von einer Din-A‑4 Seite heraus.
In einer ersten Spielphase entwickeln die Gruppen ein Bild von sich selbst, das sie nach außen vertreten. Sie greifen dabei auf Informationsmaterialien zurück, die ihnen auch seitens des Verfassungsschutzes zur Verfügung gestellt werden. Die drei demokratischen Parteien orientieren sich an den Begriffen „Gleichheit”, „Freiheit” und „Solidarität”, während die drei extremistischen Gruppen rechts- bzw. linksextremistische oder islamistische Positionen vertreten.
In einer zweiten Spielphase bereiten sich die Gruppen auf eine Bürgersitzung vor, die zu dem Thema „Extremistisches „Heldengedenken” auf unserem Friedhof. Wie wollen wir damit umgehen?” abgehalten werden soll. Sie bemühen sich um Mehrheiten für ihre jeweiligen Standpunkte und versuchen, wichtige Ämter in der Sitzung (z.B. das des Diskussionsleiters) mit ihren eigenen Leuten zu besetzen.
Die dritte Spielphase besteht aus der o.g. Bürgersitzung, an der alle an dem Spiel beteiligten Gruppen (Presse, Demokraten, Extremisten) teilnehmen.
Erfahrungen in Halbe
Die Durchführung des Spieles mit ca. 50 jungen Erwachsenen des Jugendarbeitskreises (JAK) des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge zeigt in erster Linie, dass ein solches Planspiel angenommen wird und den Mitspielern viel Spaß macht. Es zeigt sich auch, dass die Beteiligten sich im Verlauf des Spieles dermaßen in ihre Rollen hineindenken, dass sie sich am Ende sogar wie ihre Pendants in der sozialen Wirklichkeit verhalten. So störten z.B. „Rechtsextremisten” die Sitzung dermaßen, dass sie durch den eigens einberufenen „Ordnungsdienst” von der Versammlung ausgeschlossen werden mussten. Kein Wunder, dass einige Jugendliche noch geraume Zeit brauchten, um die im Spiel angenommenen Rollen abzuschütteln.
Die Resonanz auf das Planspiel war eindeutig positiv, wie auch die Meldung auf der Website des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge zeigt: http://www.volksbund.de/presse/im_blickpunkt.
Mehr Informationen über das Planspiel und die Möglichkeit seines Einsatzes erhalten Sie unter info@verfassungsschutz.brandenburg.de und telefonisch unter 0331 8662500.