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Polizei in ehemaligen SS-Gebäuden


Die Leit­er von KZ-Gedenkstätte Sach­sen­hausen und Fach­hochschule begreifen
die Nach­barschaft auch als Chance

(BM, Imke Hen­drich) Oranien­burg — Es gab schon einige Prob­leme zu bewälti­gen, bevor der geplante
Umzug der bran­den­bur­gis­chen Polizeifach­hochschule von Bas­dorf (Barn­im) in
Gebäude des ehe­ma­li­gen SS-Trup­pen­lagers in Oranien­burg (Ober­hav­el)
beschlossene Sache war. Denn schließlich liegt der neue Stan­dort, der 2006
bezo­gen wer­den soll, unmit­tel­bar neben der Gedenkstätte für das frühere
Konzen­tra­tionslager Sach­sen­hausen. “Vor allem haben wir aus Rück­sicht auf
den his­torischen Ort Ein­schränkun­gen bei der Schieß- und der
Dien­sthun­deaus­bil­dung hin­genom­men”, sagt Hochschul­präsi­dent Rain­er Grieger.
Schließlich wäre es völ­lig undenkbar, wenn etwa bei Gedenk­feiern an der
ein­sti­gen Tötungsstätte “Sta­tion Z” in der Gedenkstätte das Übungsschießen
der Polizeis­chüler vom Neben­gelände zu hören wäre. Da die Nazis auf dem
KZ-Are­al auch ihre Wach­hunde abgerichtet hat­ten, war eine Aus­bil­dung der
Polizei-Dien­sthunde in der Fach­hochschule tabu. 

“Aber die Span­nungspunk­te sind aus­geräumt”, sagt Grieger. So wird die
Schießhalle beson­ders schallgeschützt sein und die Hun­deaus­bil­dung an einen
anderen Stan­dort verlagert. 

Mit­tler­weile zeigen sich bei­de Seit­en zufrieden über die schon angelaufene
Zusam­me­nar­beit. Sowohl Grieger als auch der Direk­tor der Stiftung
Bran­den­bur­gis­che Gedenkstät­ten, Gün­ter Morsch, sprechen von einer
außeror­dentlich pos­i­tiv­en Entwick­lung. “Ich habe den Ein­druck, daß beide
Seit­en prof­i­tieren wer­den”, sagt Morsch. So gebe es eine Arbeits­gruppe, die
derzeit The­men der Gedenkstätte vor­bere­it­et, die in den Lehrbetrieb
inte­gri­ert wer­den sollen. 

Nach Auskun­ft von Grieger wird es dabei unter anderem um die Rolle der
Polizei im NS-Staat gehen. Auch sei es von beson­der­er Bedeu­tung, daß sich
ger­ade Polizeis­chüler mit der Ver­gan­gen­heit Sach­sen­hausens beschäftigen. 

Es sei geplant, den Lehrbe­trieb nach den Som­mer­fe­rien 2006 aufzunehmen. Dann
wür­den drei Jahrgänge von jew­eils 200 bis 280 Polizeis­chülern gleichzeitig
dort unter­richtet. Hinzu kämen jährlich etwa 5000 Teil­nehmer an
Fort­bil­dungsver­anstal­tun­gen. “Sich­er wer­den uns die Erken­nt­nisse der
Gedenkstätte bei vie­len Ange­boten enorm helfen”, meint FH-Präsi­dent Grieger. 

Für den neuen Stan­dort war im Juni 2004 der Grund­stein gelegt wor­den. In das
kün­ftige Aus­bil­dungszen­trum wer­den nach Angaben der zuständi­gen Ministerien
für Inneres und Finanzen 40 Mil­lio­nen Euro investiert. Der Umzug ist laut
Grieger beschlossen wor­den, weil die Liegen­schaft in Bas­dorf zu groß und
damit teuer im Unter­halt ist. “Jet­zt wer­den wir uns verklein­ern, aber
tech­nisch verbessern.” 

Nach den Worten von Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU) wird der künftige
Stan­dort in der Erin­nerung immer mit der dunkel­sten Zeit der deutschen
Geschichte ver­bun­den bleiben. Denn im ehe­ma­li­gen SS-Trup­pen­lager wurden
SS-Män­ner geschult, KZ-Häftlinge mußten dort Zwangsar­beit leis­ten. Auch
wur­den dort alle SS-Ärzte, die in Konzen­tra­tionslagern tätig waren, sowie
die Bedi­enungs­man­nschaften der Gaskam­mern ausgebildet. 

Dieser Peri­ode wird mit dem Umzug der Polizeifach­hochschule laut Schönbohm
der “Gedanke von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit” entgegengesetzt.

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