INFORIOT Etwa 200 Neonazis — vor allem aus Berlin, Brandenburg und Sachsen — haben am Sonnabend in Hoyerswerda und Cottbus demonstriert. Im sächsischen Hoyerswerda konnten die Rechten offenbar weitgehend ungestört marschieren. In Cottbus, dem zweiten Teil der “Doppeldemo”, kam es hingegen zu massiven Störungen durch Antifas und BürgerInnen. Die Polizei setzte gegen die NazigegnerInnen stellenweise Wasserwerfer, Pfefferspray und Knüppel ein. Presseagenturen widersprechen sich bei ihren Angaben über die Anzahl der Festnahmen, die Meldungen schwanken zwischen einer und sieben Verhaftungen.
Die linke Gegendemonstration in Cottbus unter dem Motto “Nazizm? Nie, dziekuje!” (polnisch für “Nazis? nein Danke!”) war kurzfristig verboten worden. Es fand lediglich eine kurze Kundgebung in der Straße der Jugend statt. Daneben gab es noch einige bürgerliche Protestveranstaltungen, zum Beispiel in einer Kirche. Antifas und auch immer mehr BürgerInnen sammelten sich schließlich am Bahnhof, um die aus Hoyerswerda eintreffenden Nazis zu empfangen. Bis kurz vor 17 Uhr war die Menge der Nazigegner auf schätzungsweise 600 Menschen angewachsen. Entgegen den Erwartungen von zahlreichen Stadtverantwortlichen in den Vortagen kamen also nicht “mehrere Tausend” bürgerliche GegendemonstrantInnen zusammen — die Mehrzahl der Anwesenden bestand aus linken Jugendlichen. Die angekündigte “Besen”-Demo fand nicht statt. (Mittlerweile wurden wir darauf hingewiesen, dass durchaus ein Kehrfahrzeug der Stadt hinter der rechten Demo hitnerherfuhr, allerdings waren kaum BürgerInnen mit Besen unterwegs)
Um etwa 17 Uhr versuchte sich der Demozug der Nazis vom Bahnhof aus auf die Straße zu bewegen. Doch das gesamte Gelände in der Umgebung war von GegendemonstrantInnen umsäumt. Die Polizei, mit einem massiven Aufgebot vor Ort, räumte schließlich brutal die Kreuzung am Bahnhof. Trotzdem war Protest möglich. Über hunderte Meter liefen die NazigegnerInnen direkt neben der rechten Demo, die von einer engen Polizeikette umschlossen war. Rufe wie “Nazis raus!” überschallten die Parolen der Rechten um ein vielfaches, vereinzelt wurden Plastik- und auch Glasflaschen in Richtung der Nazis geworfen.
In der Innenstadt hielten die Nazis wenig später eine Kundgebung ab. Hier kam es schließlich zum Eklat. Etwa 200 Antifas und BürgerInnen hakten sich unter und blockierten so die Route, die die Rechten weiterlaufen wollten. Auch hier: “Pfui!” und “Nazis raus!”-Sprechchöre. Nach wenigen Minuten knüppelte und prügelte die Polizei den Weg für die Nazis frei. Ein Wasserwerfer kam zum Einsatz, vereinzelt wurde Pfefferspray versprüht. Mehrere Menschen wurden verletzt.
Gegen 19 Uhr war der Naziaufmarsch beendet. Verantwortlich für die Demo zeichneten freie Kameradschaften. Anmelder war der Hamburger Nazi Christian Worch. Gordon Reinholz — Anführer des “Märkischen Heimatschutzes” war einer der Redner. Die rechte Demo richtete sich gegen die Osterweiterung der EU.