WITTSTOCK Eigentlich wollten am Dienstag Vertreter der Polizei gemeinsam mit den Wittstocker Stadtverordneten die Geschehnisse der Nacht vom 13. zum 14. Oktober aufarbeiten. Aber das ist gründlich misslungen. In der nicht öffentlichen Stadtverordnetensitzung ging es um den massiven Polizeieinsatz, durch den eine vermeintliche Geburtstagsfeier im Havanna-Club aufgelöst worden war. Zahlreiche Festnahmen beendeten den Einsatz.
Statt zu diskutieren, blieben die meisten Stadtverordneten bloße Zuhörer. Nur Wilfried Fischer von der Freien Wählergruppe ließ durchblicken, dass er mit einer Entschuldigung der Polizei gerechnet hatte. Seiner Meinung nach war die Gewalt der Polizei völlig überzogen.
Dieter Spitzer (SPD) kritisierte die Polizeiführung ebenfalls. Sie habe zwar versucht, gut klingende Theorie zur vorbeugenden Kriminalitäts- und Extremismusbekämpfung zu vermitteln, ohne dabei aber die leere Wittstocker Stadtkasse zu berücksichtigen.
Angelika Noack von der PDS-Fraktion berichtete von einem Versuch, an ihrer Schule gegen Anzeichen rechter Tendenzen wirksam vorzugehen. Doch die von der Polizei erbetene Unterstützung erhielt sie nicht. Ansonsten verharrten die Stadtverordneten in der bloßen Zuhörerrolle.
Ihre Gesprächspartner waren kompetent: Der stellvertretende Kripo-Chef im Polizeipräsidium Mario Berge, Walter Scheier, Chef des Polizeischutzbereiches Neuruppin, und der Wittstocker Wachenleiter Peter Benedikt.
Berge hatte in jener Nacht von Oranienburg aus den Einsatz geleitet. Scheier legte aktuelle Statistiken zu rechtsextremen Entwicklungen in Wittstock vor und war darüber hinaus mit einem Programmpaket für gewaltvorbeugender Aktionen zur Sitzung gekommen. Seine Angebote, den Wittstockern bei der Gewaltprävention zu helfen, verhallten fast kommentarlos im großen Saal des Rathauses. Zu dem umstrittenen Einsatz sagte er: “Wir haben keinen Anlass, uns dafür zu entschuldigen.” Auch Peter Benedikt gelang es nicht, die Stadtpolitiker für die vorbeugende Arbeit gegen rechtes Gedankengut zu gewinnen.