Es war ein vergleichsweise kurzer Pogida-Abend in Potsdam. Schon zum vierten Mal meldete der Megalomane Christian Müller eine Demonstraion des Pegida-Ablegers an; diesmal nicht in der Innenstadt, sondern im Potsdamer Stadtteil Schlaatz. Dort konnten sie einen Großteil den Marsches, der von mehr als 1000 Polizist_innen mit Wasserwerfern und Hubschraubereinsatz durchgesetzt wurde, durchführen. Kurz vor dem Ende gelang eine Blockade.
Bis zur letzten Sekunde war hinsichtlich des Demoabends vieles ein großes Schlaatzgeheimnis. Es kursierten Gerüchte darüber, Pogidas planten, nahegelegene Geflüchtetenunterkünfte zu stürmen; angemeldete Gegendemos und ‑kundgebungen wurden kurzfristig von der Polizei beschnitten oder umquartiert.
Der heutige Gegenprotest war breit aufgestellt.
Um 17.30 Uhr startete am S‑Bahnhof Babelsberg eine antirassistische Demonstration mit etwa 400 Teilnehmer_innen, die lautstark ihren Schlaatzbesuch einläuteten. Zeitgleich positionierte sich das bürgerliche Bündnis „Potsdam bekennt Farbe“. Daneben rundete eine Technoveranstaltung im Wohngebiet den Schlaatzempfang ab.
Insgesamt wurden Gegendemostrant_innen auf etwa 1000 Personen beziffert.
Auch bei der Gegenseite blieben die Zahlen zu den vergangenen Wochen konstant. Etwa 100 Rassist_innen hatten sich am Biesamkiez eingefunden. Von dort konnten sie ihre kurze Demo-Route ungehindert an einer Asylsuchendenunterkunft vorbei führen bis sie kurz vor dem Ende blockiert wurden und nach Versammlungsauflösung umkehrten.
Ihrem Imange blieben die Pogidas dabei treu – irgendetwas zwischen völkischem Pegida-Gehabe und Neonazi-Aufzug. Sie wünschten sich, durch „Volksentscheid von der Merkel-Diktatur in Berlin“ befreit zu werden, forderten die Herrschaft des „Volkes“ und beendeten die Versammlung mit allen drei Strophen der deutschen Nationalhymne. Der musikalische Beitrag der Startkundgebung war ein Lied gegen „Kinderschänder“, ein Bezug dazu, dass am Schlaatz 2015 ein Kind entführt wurde. Anmelder Christian Müller betonte öffentlich, eine AfD-Mitgliedschaft abgelehnt zu haben. Ironischerweise war er jahrelang Mitglied in der NPD.
Wie auch in der letzten Woche gelang es der (Schlaatz)polizei nicht, die Abreise der Pogidas kontrolliert durchzuführen. Noch bevor der Aufzug die Schlaatzgrenze passieren konnte, verteilten sich die Rassist_innen in Kleingruppen. Reiner Zufall?
Glücklicherweise kam es zu keinen bekannten rassistischen Vorfällen an den drei nahegelegenen Geflüchtetenunterkünften.
Den Podiga-Teilnehmer_innen schlug wie in den vergangenen Wochen ein heftiger Wind entgegen.
Zu einem richtigen Schlaatzstreich kam es am heutigen Abend leider nicht. Es brannten zwar mehrere Mülltonnen, im Wohngebiet waren hunderte Menschen dezentral unterwegs, die massive Polizeipräsenz erstickte jedoch jegliche Aktivitäten im Keim und gewährleistete damit die Schlaatzsicherheit. Bis in den späten Abend wurden willkürlich Menschen in Gewahrsam genommen.
Die Schlaatzgewalt wertete laut Presse den Abend als Erfolg. Die „Versammlungsfreiheit“ aller vier Versammlungen sei gewährleistet worden.
Aber nun genug der Witze auf Schlaatzkosten.
Der nächste Pogida-Aufmarsch soll am 10.02.2016 in Rehbrücke (Nuthetal) stattfinden und am Bahnhof Rehbrücke starten. Im Nuthetal kündigten vor mehreren Wochen Bürger_innen an, eine „Bürgerwehr“ anlässlich der Öffnung einer Geflüchtetenunterkunft gründen zu wollen.
Wir werden das alles und noch viel mehr zu verhindern wissen!
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