Am heutigen Montag fand vor dem Potsdamer Landgericht das Berufungsverfahren wegen
schweren Landfriedensbruches gegen Michael Gent und Danny Leszinski statt. Diese
waren im Sommer 2005 für einen Angriff auf das Haus des gemeinnützigen Jugend- und
Kulturvereins Chamäleon e.V. verurteilt worden. Sie hatten zu Silvester 2002/2003
gemeinsam mit einer Gruppe von Neonazis das Gebäude zunächst mit Raketen und Böllern
beschossen und in der Folge die Fensterläden aufgerissen. Mit Hilfe von Holzstangen,
Kisten und Papierkorbeinsätzen zerstörten sie 42 kleinteilige Fensterscheiben des
unter Denkmalschutz stehenden Hauses.
Zu Beginn des heutigen Prozesstages befragte die Richterin die beiden Angeklagten
nach ihrer politischen Gesinnung, beide gaben an rechtsgerichtet zu sein.
Auf die Frage wieso er diese Gesinnung vertrete gab der Angeklagte Gent, welcher in
Handschellen vorgeführt wurde, aufgrund einer Verurteilung im TRAM-Prozess, die
Antwort: “Ist halt so”. Aus Protokollen einer Hausdurchsuchung ging hervor, dass er
verschiedenste Devotionalien des NS-Regimes in seiner Wohnung hatte, u.A. Teile
einer SA-Uniform, sowie ein Plakat Hitlers. Vertreten wurde er von dem bekannten
Rechtsextremisten Wolfram Narath, ehemals Vorsitzender der verbotenen Wikingjugend.
Der Angeklagte Leszinski trat heute, ohne die für ihn sonst übliche, Begleitung von
bekannten, gewaltbereiten Berliner Anti-Antifas in Erscheinung.
Zwei in der Tatnacht im Haus anwesende Jugendliche, schilderten vor Gericht das
Geschehen eindrucksvoll und belasteten die beiden Angeklagten derart, dass es ihre
Anwälte für nötig hielten, in Absprache mit der Staatsanwaltschaft, die Berufung
zurückzuziehen.
Damit ist das Urteil aus dem Sommer 2005 rechtskräftig, nach diesem wurde Danny
Leszinski zu einem Jahr und zwei Monaten Haft verurteilt, der Angeklagte Gent wurde
zu einer Jugendstrafe von einem Jahr und fünf Monaten ausgesetzt auf zwei Jahre
Bewährung verurteilt, außerdem muss er 200 Arbeitsstunden ableisten und 500? an den
Chamäleon e.V. zahlen.
Dazu sagt Alexandra Paul vom ak_antifa_potsdam: “Die Tatsache dass beide Angeklagten
schon in Haft saßen, sich bisher jedoch nicht im geringsten einsichtig zeigten oder
sich von ihrer Bereitschaft zu politischer Gewalt distanzierten, zeigt uns
wiedereinmal, dass bei Nazis nur eine sehr geringe Chance auf Resozialisierung
während der Haftzeit besteht. Deswegen muss diese Gesellschaft andere Konzepte im
Umgang mit rechter Gewalt entwerfen.”
Bei Rückfragen stehen wir ihnen unter unten genannter Adresse zur Verfügung.
mit freundlichen Grüßen der ak_antifa_potsdam