Potsdam — Das es zwischen den beiden Neonazikameradschaften „Alternative Jugend Potsdam“ (AJP) und „Freie Kräfte Potsdam“ (FKP) keine klare Trennung gibt ist nichts Neues. So wurden in der Vergangenheit die unterschiedlichsten Bezeichnungen — „AAP“ /„NSP“ / „AGPN“/ „JN Potsdam“ — von der Potsdamer Neonaziszene ausprobiert, welche jedoch erfahrungsgemäß ungefähr denselben Personenkreis einbegriffen. Dennoch wird von Seiten der Neonazis immer wieder versucht, durch diese unterschiedliche Namensgebung eine Größe der eigenen Szene zu entwerfen die zwar nicht unterschätzt werden sollte, jedoch so einfach nicht der Realität entspricht. Doch was ist nun die Realität Momentan scheinen die „FKP“ ihre Aktivitäten wieder etwas zu verstärken. Die „AJP“ hingegen fährt, seit der Veröffentlichung unseres letzten Textes über sie, einen etwas defensiveren Kurs. Auch die Tatsache, dass sie dadurch mehrmals (1 , 2 , 3 ) in der Potsdamer Lokalpresse thematisiert und skandalisiert wurden scheint den Neonazis nicht gefallen zu haben genauso wenig wie die Beobachtung durch die Polizei und das Innenministerium welche hierdurch bekannt wurde. Denn unmittelbar nach der eben benannten Veröffentlichung des Textes, änderten sie auf ihrer Internetseite die Textstelle: „[…]Wir sind eine wachsende Gruppe national denkender Jugendlicher aus dem Raum Potsdam-Nord.[…]“, aus der zum Teil ersichtlich wurde, woher sie kommen und wo sie nach eigenen Angaben auch aktiv sind.
In der Märkischen Allgemeinen Zeitung (MAZ) vom 04.11.2009 heißt es:
„[…]Über die Cache-Funktion der Suchmaschine Google findet man auf der Homepage immer noch den Hinweis, dass die „Alternative Jugend Potsdam“ ursprünglich aus dem Norden der Landeshauptstadt stammt. Der eigentliche Text-Zusatz muss aber später gelöscht worden sein.“
Richtig erkannt, denn mittlerweile finden wir nur noch die Angabe „Großraum Potsdam“ statt „Potsdam-Nord“ auf ihrer Internetseite. Eine weitere Veränderung auf der Homepage ist die erst vor kurzem hinzugefügte Kategorie „Neuigkeiten“, in welcher Aktionen die nicht der eigenen Gruppe zu geordnet werden sollen, veröffentlicht werden. Derzeit handelt es sich um eine Plakat Aktion von ‚Unbekannten‘ welche am 19.10.2009 im Potsdam durchgeführt wurde.
Das es sich bei diesen ‚Unbekannten‘ mit hoher Wahrscheinlichkeit um die Leute handelt, die sonst im Rahmen der „AJP“ oder „FKP“ aktiv sind, liegt nahe. Nicht nur wegen der gleichen Form und Inhalte der Aktion sondern auch weil die ‚Unbekannten‘ beim Layout des Plakats das Logo der „Nationale Sozialisten Potsdam“ (NSP) benutzten. Dieses Label wird seit ca. Mitte 2006 von den Potsdamer Neonazis verwendet welche auch zeitgleich als „AAP“ und „FKP“ auftraten.
Auch auf der ehemaligen Homepage der „Junge Nationaldemokraten Potsdam“ (JN Potsdam) war bis zum Wechsel des Gruppennamens samt Layout eben dieses Logo der „NSP“ zu sehen. Dies geschah am 06.09.2009. Der Name „Infoportal Potsdam“ wurde jedoch beibehalten. Ab nun also wieder unter der Bezeichnung „FKP“ unterwegs, füllte sich die Internetpräsenz der Neonazis kontinuierlich. Zahlreiche Artikel wurden geschrieben, Aktionen durchgeführt und die dementsprechenden Berichte wurden verfasst und online gestellt. Erst vor kurzem, am 01.11.2009, verteilten sie nach eigenen Angaben mehrere Tausend Flyer in der Landeshauptstadt und in deren Umland, auf denen sie in gewohnter Manier gegen Demokratie hetzten und vor dem kurz bevor stehenden „Volkstod“ warnten.
Eine gute Woche später, am 09.11.2009, veranstalteten sie eine Gedenkaktion, bei der sich ihren Angaben zufolge ca. 30 Personen in einem Wald trafen um der „Blutzeugen von München“ zu gedenken. Damit sind die 16 Nationalsozialisten gemeint die während des sogenannten „Hitler-Ludendorf-Putsches“ ums Leben kamen. Bei diesem „Putsch“ versuchten die Nationalsozialisten am achten und neunten November 1923 die Regierungsmacht an sich zu reißen.
Der entsprechende Aktionsbericht, welcher kurz darauf auf ihre Internetseite erschien, strotzte ein Mal mehr vor schlechtem Pathos und grauenhaft militärischer Sprache:
„[…] Die Unterführer wiesen zu dunkler Stunde ihre Kameraden ein. Die Aufstellung wurde zügig durchgeführt, so dass die Marschformation, angeführt vom Gruppenführer und 2 Fahnenträgern, zum Gedenkort marschieren konnte. Nur der Klang von Schritten und das Knistern von Fackeln war vernehmbar. Eine heilige, innere Stille erfüllte jeden einzelnen von ihnen. Nach kurzem Marsch, erreichte der Fackelzug sein Ziel. […]“
Einen ergänzenden Einblick, wie die Potsdamer Neonazis solche Aktionen durchführen, erhalten wir in ihrem ersten Internetvideo. Dieses finden wir ebenfalls auf ihrer Homepage bzw. beim Internetvideoportal „youtube“. In dem 2:50 Minuten kurzen Video kommt allerdings der gleiche völkische, nationalsozialistische und geschichtsrevisionistische Müll rüber wie in ihren geschriebenen Texten bis auf das wir hier noch zusätzlich ein paar verwackelte und dunkle Bilder mit dramatischer Hintergrundmusik zu sehen bekommen.
Auch ihre jüngste Aktion, die am 15.11.2009 stattfand, hatte einen ähnlichen Charakter. Diesmal ging es um den Volkstrauertag, an dem sie mit weiteren Neonazis aus Brandenburg ein „Heldengedenken“, für die in den beiden Weltkriegen gefallenen Deutschen, veranstalteten. Auch die beiden Neonaziprojekte „Spreelichter“ und „Jugend-Offensive“ berichten über diese Gedenkaktion mit einem entsprechenden Bericht auf ihren Internetpräsenzen.
Am gleichen Tag waren auch die Neonazis der „AJP“ unterwegs welche sich mit einer „Denkmalpflegeaktion“ anbiedern wollten. Die Strategie hierbei ist nicht wirklich schwer zu durchschauen: Die netten Jungs von nebenan laufen mit der Harke durch das Dorf und machen sauber. Dabei waren sie ihren eigenen Angaben zufolge „[…] in Bornstedt, Marquardt, Fahrland und Groß Glienicke […]“ und säuberten dort die örtlichen Denkmäler.
Die Potsdamer Neonaziszene ist also weiterhin aktiv wie eh und je und wir sollten sie deshalb auch weiterhin versuchen immer und überall in ihre Schranken zu weisen.