Am 12.7. diesen Jahres wurde der 16jährige Marinus im brandenburgischen Potzlow von drei rechtsradikalen Schlägern zu Tode gefoltert und anschließend in einer Jauchegrube verscharrt. Marinus musste sterben, weil er Hiphop-Hosen und blondierte Haare trug, schreiben zumindest die Zeitungen, alle sind entsetzt — jetzt.
Entsetzt sind auch wir… Überraschend aber ist dieser Mord nicht.
Schließlich war Marinus nicht das erste Opfer neofaschistischer Gewalt in dieser Region.Schließlich folgten die Täter einer Logik, die konstituierend ist für diese Gesellschaft: der kapitalistischen Verwertungslogik. Der Logik, dass nur weiterkommt, wer stärker ist, dass es nützliches und unnützes Leben gibt, dass Konkurrenz das Geschäft belebt und jeder das bekommt, was er verdient.
Marinus war lernbehindert. Wieviel verdient jemand, der mit 16 noch auf dem durchschnittlichen Entwicklungsstand eines 11jährigen steht?
Wieviel nützt jemand, der wahrscheinlich niemals richtig schreiben und lesen kann? Marinus musste sterben, weil er schwächer war und vermeintlich weniger wert als andere. Er musste sterben, weil er Nazi-Schläger traf, die die gesamtgesellschaftlich verinnerlichte und akzeptierte kapitalistische Verwertungslogik gnadenlos konsequent durchsetzten.
Die Region Uckermark ist seit Jahren eine Hochburg für Rechtsradikale. Bereits vo 5 Jahren, im August 1997 wurde im 500-Einwohner-Dorf Potzlow ein faschistischer Mord verübt. Damals schlugen 5 Nazis einen Sozialarbeiter mit Eisenstangen tot. Als Belohnung erhielt das Nachbardorf Strehlow ein Jugendzentrum und eine Sozialarbeiterstelle.
Das Konzept: akzeptierende Jugendsozialarbeit. Heute heißt das „ offene Jugendarbeit“ und meint lediglich, dass Nazis nicht mehr explizit gefördert, sondern einfach nur toleriert werden. Nicht ohne Grund ist das Jugendzentrum Strehlow mittlerweile Anlaufpunkt für Nazis aus der gesamten Region. Auch zwei der Mörder von Marinus verkehrten dort regelmäßig. Und während Marktplätze, Tankstellen und Dorffeste in der Region seit Jahren „no-go-areas“ für MigrantInnen, Obdachlose, Punks usw darstellen, unterhält sich Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm mit der rechtsextremen Zeitung „Junge Freiheit“ und erklärt bei dieser Gelegenheit, Proteste und Aktionen gegen Nazis stärkten diese nur. Während regelmäßig Menschen totgeschlagen werden, kürzt die Landesregierung die Fördermittel für alternative und antifaschistische Projekte und Initiativen. Tolerantes Brandenburg heißt nichts anderes als gleichgültiges Wegsehen, heimliches bis offenes Verständnis für rassistische und faschistische Schläger und dauerndes Entpolitisieren rechtsradikaler Straftaten.
Antifa Aktion Berlin am 26.11.02
Die deutschen Zustände angreifen
Potzlow ist überall!
Demo: Sa, 30.11.02
13 Uhr Kundgebung in Potzlow /Strehlow gegen die akzeptierende Jugendarbeit vor Ort
15 Uhr Demonstration in Prenzlau gegen die rechte Hegemonie sowie dem alltäglichen Rassismus
Busse ab Berlin: 11.00 Uhr ab S‑Bhf Heinersdorf, P&R Platz Busfahrkarten: Buchladen Schwarze Risse — Mehringhof Berlin. Mit der Bahn zur Demo nach Prenzlau 12.45 Uhr Ostbahnhof