An einer Versammlung der Alternative für Deutschland (AfD) in Pritzwalk (Landkreis Prignitz) nahmen heute Abend ungefähr 100 Personen teil. Die Kundgebung auf dem Marktplatz in der historischen Innenstadt wurde von der Partei zuvor mit der Ankündigung eines Gastredebeitrages des stellvertretenden Vorsitzenden Alexander Gauland beworben. Unter anderem wurden Hochglanz-Flyer mit dem Hinweis auf die Veranstaltung als Postwurfsendung in Pritzwalk verteilt. Möglicherweise sollten damit mehrere hundert Menschen angezogen werden. Es blieb allerdings bei der recht bescheidenen Sympathisant_innenanzahl auf der AfD-Kundgebung. Und auch die Redner_innenauswahl blieb eher schlicht. Denn der sehnsüchtig erwartete Alexander Gauland sagte rechtzeitig vorher seine Teilnahme aus terminlichen Gründen ab.
Als Redner traten dafür Thomas Schlaffke, Christine Schlaffke, Andreas Kalbitz und Holgar Arppe auf. Allerdings gelang ihnen nur mäßig ihre Sympathisant_innen, überwiegend Männer mittleren Alters, zu motivieren. Lediglich regierungskritische Äußerungen die gegen die Bundeskanzlerin zielten wurden mit lautstarkem Jubel und „Merkel muss weg“ – Rufen beklatscht. Ansonsten waren die Redebeiträge auf die aktuellen Debatten zu den Übergriffen von Köln und dem nach wie vor andauernden Flüchtlingsstrom nach Westeuropa zugeschnitten. Offenbar bewusst verknüpfen so gut wie alle Redner_innen beide Themen miteinander, um mit deutlichen Forderungen nach mehr Abschiebungen von Flüchtlingen zu punkten. Die populistischen Reden erinnerten dabei recht offensichtlich an die landesweiten PEGIDA-Veranstaltungen. Entsprechend durften auch explizite Anknüpfungspunkte an diese Bewegung nicht fehlen. So betonte beispielweise Andreas Kalbitz, das der Islam nicht zu Deutschland gehöre. Er dürfte damit den Anhänger_innen der „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes voll aus dem Herzen gesprochen haben.
Ansonsten war die Versammlung der AfD Prignitz recht unspektakulär. Lediglich ein am Rande der Veranstaltung explodierter Böller brachte den lokalen Parteiplatzhirsch Thomas Schlaffke ein wenig aus der Fassung, so dass dieser sich verleitet fühlte die Teilnehmer_innen der Gegenveranstaltung, von seinem Rednerpult aus, als „Linksfaschisten“ zu diffamieren.
Der Böllerwurf erweckte zu dem auch eine Gruppe von fünf „autonomen Nationalist_innen“ aus Wittstock/Dosse, die sich zuvor recht unscheinbar am Rande der AfD Versammlung aufgehalten hatten. Sie bewegten sich nun Richtung Gegenkundgebung, blieben dann aber doch an der polizeilichen Gittertrennung zwischen beiden Veranstaltungen stehen.
An der Gegenveranstaltung selber nahmen zeitweise bis zu 50 Menschen aus den Landkreisen Prignitz und Ostprignitz-Ruppin teil. Sie bemühten sich durch lauten Protest und durch verbale Parteinahme für die Aufnahme von Flüchtlingen ein Zeichen gegen die ressentimentbehaftete Politik der AfD zu setzen.
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