Am 12. und 13. Mai fand rund um das neue Terminal des BER ein Besucher_innenfest statt. 50.000 Menschen erwarteten die Veranstalter_innen ursprünglich, doch auf dem Festgelände herrschte gähnende Leere, nur wenige hundert BesucherInnen waren da. Immerhin wurde ihnen dadurch eine “eins-zu-eins-Betreuung” durch das vielfältige und zahlreiche Personal ermöglicht.
Möglichst still und heimlich wird auf dem Gelände des BER ein Asylgefängnis gebaut, wo das äußerst ungerechte und übereilte Flughafenasylverfahren angewendet werden soll. Um auf dieses Vorhaben aufmerksam zu machen und den öffentlichen Protest zu verstärken, ließen sich Aktivist_innen verschiedenste Aktionen einfallen, die teilweise von den Veranstalter_innen unter fadenscheinigen Vorwänden unterbunden wurden.
Ab dem späten Vormittag waren die Flüchtlingsräte Berlin und Brandenburg sowie weitere Gruppen vor Ort — sowohl am alten Flughafen Schönefeld als auch auf dem neuen Gelände des BER, um mit vielfältigen Aktionsformen gegen den Asylknast mobil zu machen. Direkt am S‑Bahnhof Schönefeld gab es einen Infostand, an dem Luftballons mit einem Aufdruck gegen den Asylknast. Das Verteilen der Lunftballons war angemeldet und es wurde von der Flugsicherheit bestätigt, dass gegen Mitnahme der Balllons auf das Flughafengelände keine Sicherheitsbedenken bestanden. Obwohl auf dem Fest massenhaft Luftballons von Firmen verschenkt wurden, mussten die Besucher_innen ihre Ballons vor dem Shuttlebus in Schönefeld zurücklassen. Als Erkärung diente trotz offizieller Erlaubnis die Flugsicherheit.
Auf dem Gelände selbst wurde dann das Logorecht bemüht um die Luftballons zu konfiszieren. Absoluter Quatsch — darüber müssen sie sich mit dem, der die Luftballons gedruckt hat, auseinandersetzten, nicht mit denen, die sie dann mit sich trugen. Insofern war das Konfiszieren der Luftballons, ebenso wie das Wegnehmen der Flugblätter ein klarer Rechtsbruch: So weit geht, das Hausrecht dann doch wieder nicht, dass sie über den Besitz der Besucher_innen entscheiden können.
Ähnlich erging es dem Irritationstheater in den Shuttlebussen zum Festgelände. Koffer, Transparente und Flugblätter wurden untersagt, Koffer von der Sicherheitsfirma durchsucht, die bereits verteilten Flugblätter denFahrgästen weggenommen, unsere AkteurInnen wurden fotografiert und bekamen Hausverbot: Teilweise für den Bus, teilweise auch für den Bürgersteig, teilweise für das BER-Gelände, teilweise verblieben sie auch unbehelligt.
Das Verhalten der Sicherheitskräfte zeigt, dass der Protest gegen den Asylknast unangenehm geworden ist und es mittlerweile für angemessen gehalten wird, harmlose Aktionen mit zensorischen Mitteln zu verhindern.
Schließlich gelangten alle auf das Gelände und mit ihnen Willy-Brandt-Masken, T‑Shirts mit Sprüchen gegen den Asylknast, Flugblätter und Transparente. Von der Sicherheitsfirma beäugt
und gefilmt hatten wir ausreichend Ruhe, um uns mit allem drum und dran vor der Fassade des Haupteinganges für ein zünftiges Gruppenfoto zusammen zu finden.
Zuvor hatten AktivistInnen sich bereits den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit geschnappt. Der zeigte sich offen für das Gespräch und nahm staatsmännisch das T‑Shirt mit dem Aufdruck “Mehr Asyl wagen” (Willy Brandt) entgegen. Seine Fraktion sei ja sowieso gegen den Asylknast …
Insgesamt ein netter Ausflug. Und angesichts der PR-Katastrophe um die Verschiebung der Eröffnung die Chance, die einzigen interessanten Nachrichten zum BER.