(Henri Kramer) Sanssouci — Am Ende war den Studenten und Lehrkräften des neuen Master-Studiengangs „Militärsoziologie“ die Stimmung bei der Eröffnungsfeier „verdorben“. Dies sagte gestern Bernhard Kroener, Dekan an der philosophischen Fakultät der Universität Potsdam – und Verantwortlicher für Lehre und Forschung an dem neuen Studiengang. Kurz zuvor hatte sich Kroener über eine Stunde lang mit rund 40 Protestierenden vor seinem Büro streiten müssen. Seine Gegner stammten zum Großteil aus der linken Szene der Stadt und wurden von Lutz Boede angeführt, dem Geschäftsführer der Fraktion Die Andere. Ihr Motto für den Tag: „Bundeswehr raus aus der Uni!“
Der neue Studiengang ist im deutschen Sprachraum einmalig. Dabei sollen Probleme rund um das Militär aus gesellschaftswissenschaftlicher Perspektive gedeutet werden. Boede erklärte: „Wir sind nicht gegen den Studiengang an sich, weil es wichtig ist zu erforschen, wie Militär in die Gesellschaft hineinwirkt.“ Allerdings sei es nicht hinnehmbar, dass die Bundeswehr ein Partner für den Studiengang sei – und sogar Dozenten stelle. „Hier gibt es eine Vermischung von Interessen.“ Der Studiengang wird unter anderem vom Sozialwissenschaftlichen Institut der Bundeswehr in Strausberg getragen. Dieses orientiere sich am Erkenntnisbedarf des Bundesverteidigungsministeriums und der Bundeswehr. „Wissenschaft muss aber kritisch sein, so ist sie ein Anhängsel der Bundeswehr“, so Boede.
Dem widersprach Kroener vehement. Die Protestierenden würden mit ihrer Aktion einen großen „Popanz“ aufbauen. Es sei bereits seit Jahren üblich, dass Mitarbeiter der Bundeswehr auch an der Uni lehren dürften. „Mit den neuen Studiengang haben wir nur organisatorisch zusammengefasst, was längst schon existierte.“ Zudem werde die Universität von der Bundeswehr nicht finanziell unterstützt. Allerdings könnten ohne die freiwillige Unterstützung der Dozenten mehrere Seminare nicht stattfinden. Dabei achte die Uni darauf und sei es auch „guter wissenschaftlicher Brauch“, dass sich alle Dozenten „ordentlich“ vorstellen und ihre Hintergründe benennen würden. Den Vorwurf, dass es nicht so sei, hatten einzelne Teilnehmer des Protests erhoben. So dauerte die lautstarke Diskussion rund eine Stunde, die durch den Auftritt von Protest-Clowns unterbrochen wurde. Kurz darauf spielte Lutz Boede Marschmusik mit einem tragbaren Kassettendeck. Alles blieb friedlich.