Pressemitteilung der Opferperspektive vom 23.02.2002
Prozess gegen eine Gruppe gewalttätiger Rechtsextremer aus Wittstock
Vor dem Amtsgericht Neuruppin, Karl-Marx-Str. 18a, findet am
Dienstag, den 5. März 02, und am Donnerstag, den 14. März 02 jeweils um 9:15 Uhr im Saal 317, der Strafprozess wegen gefährlicher Körperverletzung gegen eine Gruppe von vier Rechtsextremen statt.
Sie sollen am 20.05.2001 mit den Worten “Wo ist der Neger?” eine Wohnung in Wittstock gestürmt haben. Der schwarze-deutsche Jugendliche Manuel G., der sich dort in der Wohnung eines Freundes aufhielt, rettete sich vor seinen Verfolgern auf den Balkon und versteckte sich zunächst auf dem Nachbarbalkon. Als er dort von einem maskierten Angreifer entdeckt wurde, hangelte er sich vom vierten Stock in den dritten Stock, von dort in den zweiten Stock. Vom zweiten Stock stürzte er ab, verletzte sich aber glücklicherweise nur leicht und konnte entkommen. Der Wohnungsinhaber wurde währenddessen auf das Bett geschlagen und dort festgehalten.
Im November war für diese Tat und andere Delikte der 18 jährige Dennis St. zu einer Einheitsjugendstrafe von 3 Jahren und 3 Monaten verurteilt worden. In dem Verfahren gegen seine Kameraden wird er nun als Zeuge aussagen.
Schlagzeilen machte Wittstock auch im Oktober letzten Jahres. Am 13.Oktober 01 löste die Polizei ein als Geburtstagsfeier getarntes rechtsextremes Treffen im Wittstocker Jugendclub Havanna auf und nahm 58 Personen fest, darunter auch einen der hier Angeklagten. Eine Gruppe “Nationaler Widerstand Wittstock” forderte daraufhin seine Freilassung.
Die Opferperspektive begrüßt die Bestrafung der Täter als ein wichtiges Signal an die organisierte Wittstocker Szene. Schon lange ist uns Wittstock als “Angstraum” für anders Denkende und anders Aussehende bekannt.
Auf lange Sicht wird ein Schutz potientieller Opfer rechtsextremer Gewalt und eine Veränderung des sozialen Klimas aber nur erreicht, wenn die Wittstocker gegen rechtsextreme Dominanz auf Straßen und in Jugendclubs selbst aktiv werden. Die Gründung eines Aktionsbündnisses und eine Demonstration gegen rechte Gewalt im Dezember waren hier ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.