Prozess gegen sechs PritzwalkerInnen
„Ich hab gedacht, dass er tot ist“, sagte heute ein Zeuge vor dem Neuruppiner Landgericht aus, der die Tat an einem 40-jährigen Mann aus der Prignitz beobachtet hatte.
NEURUPPIN Am 23.02.04 fand ein weiterer Prozesstag gegen sechs Jugendliche statt. Denen wird eine in drei Teilen stattgefundene Schlägerei, auf einer Straße Richtung Glöwen (Prignitz) vorgeworfen. Das Opfer und weitere Zeugen sagten über den Tathergang, die Folgen und Verletzungen aus, sowie über die Tat am Abend des 15. August 2003.
Es wurde deutlich, dass ein ganz normaler Skatabend mit Freunden und ein paar Bier zu einer entscheidenden Wende in dem Leben des Opfers wurde.
Die Angeklagten, die sich an diesem Abend zusammen gefunden hatten, um etwas zu feiern. Was sie zu feiern hatten, ist im Prozessverlauf noch nicht wirklich deutlich geworden. Aber nach einem
Artikel
des „Tagesspiegel“ war der Anlass wahrscheinlich der, dass man die nötigen Unterschriften für eine Beteiligung der NPD an den Kommunalwahlen im letzten Oktober zusammen bekommen hatte. Dafür soll von einem NPD-Mann Bier spendiert worden sein, um sich für die Hilfe zu bedanken.
Der Geschädigte war zu Fuß auf dem Weg nach Hause, als er von den jugendlichen Tätern überrascht wurde. Angeblich hielten sie beim ersten Mal aus dem Grund an, weil sie ihm mit ihrem Auto ausweichen mussten und ihn dafür zur Rede stellen wollten. Aber es blieb nicht bei dieser gewaltlosen Absicht. Es gab eine erste Prügelei, bei der der Fahrer eine Platzwunde am Hinterkopf erlitt. Daraufhin stiegen sie wieder in das Auto unter der Androhung mit Verstärkung wieder zu kommen. Dies taten sie auch und zwar noch zwei mal am selben Abend. Sie prügelten solange und ausgiebig auf ihn ein, bis einer der „Zuschauer“ dachte das Opfer sei tot und wollte nach Hause fahren. Zuvor hatten sie sogar noch ein Auto weg geschickt, dessen Fahrer dem 40-jährigen Mann helfen wollte.
Mit vielen Verletzungen und in einem ohnmächtigen Zustand kam das Opfer ins Krankenhaus und musste dort mehrere Tage stationär behandelt werden. Das Gesicht wird nicht mehr so werden wie vorher. Das Opfer wird sein Leben lang entstellt sein. Schädigungen an den Augenmuskeln, extreme Sehstörungen und Sprachprobleme werden nie vollständig geheilt werden können.
Warum es zu dieser Tat wirklich gekommen ist kann hier noch nicht endgültig gesagt werden. Auch die Frage nach dem Anlass der Feierlichkeiten wird in den nächsten Tagen hoffentlich noch vertieft.
Es ist notwendig aufzuklären, welche Rolle Funktionäre des ehemaligen NPD-Kreisverbandes Prignitz-Ruppin bei der abendlichen Feier inne hatten.
Deutlich zu erkennen ist, in welchem Freundeskreis die Angeklagten sich bewegen. Denn Marcel Z., in dessen Räumlichkeiten die Feier statt gefunden hat, war heute, während seiner Zeugenaussage, deutlich mit Utensilien der rechten Szene ausstaffiert. Selbst treten sie in Glatze oder Scheitel auf und grinsen überlegen vor sich hin. Nur die junge Mutter Nicole K. hat sich bis jetzt versucht bei dem Opfer zu entschuldigen.