Rathenow bleibt Tummelplatz für Neonazis und wehrt sich dennoch
NPD veranstaltete „Sommerfest“ / „Laut und Bunt“ Festival gegen Nazis am Samstag
INFORIOT — Bei angeblich „120 zahlenden Gästen“ bedankte sich gestern der NPD Kreisverband Havel Nuthe via Pressemitteilung für ihre Anwesenheit auf dem Sommerfest des Regionalverbandes in Rathenow. Ohne vorherige Ankündigung in der Öffentlichkeit veranstaltete die Partei am vergangenen Samstag die Feierlichkeit auf dem Gelände einer verbotenen Kameradschaft.
Gemäß Pressemitteilung wurde mehrere Redebeiträge gehalten, Aktivisten ausgezeichnet, neue Mitglieder aufgenommen und Gelder, angeblich für die „Geschädigten der Hochwasserflut“, wahrscheinlich aber eher für die Verbandskasse, gesammelt. Von der Straße aus war ein NPD Schirm zu erkennen. Ansonsten war das Festgelände, bis auf den Einlassbereich, vor neugierigen Blicken der Öffentlichkeit geschützt.
Ob tatsächlich 120 Gäste das Fest frequentierten bleibt unklar, Augenzeugen sprechen von ungefähr 40 Personen. Auf Fotos sind hingegen weniger als 10 zu sehen.
Lokale NPD Funktionäre überregional höchstaktiv
Dennoch ist die NPD im Raum Rathenow nicht zu unterschätzen. Hier ist ein Großteil der Aktivist_innen des Kreisverbandes Havel Nuthe, einer der größten Parteiuntergliederungen im Land Brandenburg, beheimatet. Auch Michel Müller, regionaler Sektionsleiter und Mitglied des NPD Landesverbandes wohnt hier. Er eröffnete, laut Pressemitteilung, das Sommerfest am vergangenen Samstag. Zuvor führte Müller an diversen Wochenenden im März, April und Mai 2013 mehrere Parteikundgebungen in den Stadt- und Landkreisen Potsdam, Potsdam-Mittelmark, Havelland, Ostprignitz-Ruppin und Prignitz durch, bei denen inhaltlich vor allem gegen Asylbewerber_innen gehetzt wurde.
Zudem bereiten sich offenbar mehrere Mitglieder des NPD Kreisverbandes Havel-Nuthe in Schulungsveranstaltungen auf künftig angestrebte Mandate in Kreis- und Gemeindeparlamente vor, um Einfluss in der Kommunalpolitik der Region zu erhalten.
„Laut und Bunt“ gegen Nazis
Obwohl gegen das NPD Sommerfest kaum Proteste möglich waren, engagieren sich mehrere Jugendliche bereits seit einigen Jahren gegen die zunehmende Einflussnahmeversuche durch Neonazis in Rathenow und Umgebung. Sie hatten deswegen u.a. 2008 das „Laut und Bunt“ — Festival ins Leben gerufen. Auch in diesem Jahr findet diese – für Interessierte kostenlose – Veranstaltung statt. Am kommenden Samstag, den 13. Juli 2013, stehen ab 16.00 Uhr im Rathenower Optikpark, Am Schwedendamm, wieder mehrere unterschiedliche Live-Acts laut und bunt auf der Bühne. Nähere Infos zum Festival gibt es hier.