auch in brandenburgischen nazikleinstaedten wie rathenow ist antirassistisches engagement moeglich — zum zweiten mal waren jungdemokratinnen mit fluechtlingen einkaufen. beschreibung der aktion plus kritische analyse
um auf die rassistischen sondergesetze mit ihren diskriminierenden und ausgrenzenden wirkungen aufmerksam zu machen, war die basisgruppe rathenow der jd/jl zum zweiten mal mit fluechtlingen einkaufen.
unser fazit ist eigentlich nicht schlecht: wir konnten ca. 230 € zum umtausch organisieren, waren ca. 6 fluechtlinge und 10 linke und erhielten zum teil wohlwollende reaktionen von menschen, die wir auf diese aktion mit flugblaettern aufmerksam machten. einige fakten sind jedoch mehr als frustrierend:
— eine vertreterin der pds rathenow machte zuerst begeisterte zusagen und versprach auf mehrmaliges nachfragen, sich um eine unterstuetzung zu kuemmern. allerdings verpuffte diese solidaritaet in dem moment, in dem mehr gefordert wurde als blosse lippenbekenntnisse.
— auch andere vereine wie z.b. die lebenshilfe oder die awo zeigten sich unserer aktion gegenueber total ablehnend und sagten am telefon, sie wuerden bei “sowas” aus prinzip nicht mitmachen. aha?!
— es gelang uns nicht, buergerinnen und buerger aus rathenow zum mitmachen zu motivieren, obwohl die aktion im netz/ linken zusammenhaengen(imc, stressfaktor, inforiot, www.rathenow.de, junge welt) und auch in der realen welt (flyer, persoenliche kontakte, bekanntmachungen in der schule) bekannt war.
was lernen wir daraus? haben breite buendnisse keinen sinn, weil buerger bei solchen aktionen sowieso nicht mitmachen?
wir glauben, dass in einer situation, in der rechte die totale hegemonie ausueben und es faktisch keine funktionierende linke gegenkultur mehr gibt, breite gesellschaftliche buendnisse wichtig sind. es geht nicht darum, sich politisch abhaengig zu machen oder sich von den idealen & radikalen analysen zu verabschieden, sondern um praktische politik. wir haetten uns fuer solche aktionen eine moeglichst breite unterstuetzung gewuenscht, um mehr medienwirkung und oeffentlichkeit zu erzielen, um menschen zum nachdenken anzuregen, etc. leider hat dies so nicht funktioniert.
linke politik braucht ein forum — und manchmal koennen nur gesellschaftliche akteure, die bestimmte aspekte einer radikalen kritik nicht teilen, dieses bieten.
linke politik muss kommunikativ sein, menschen einbinden koennen. gerade in einer so prekaeren situation wie u.a. in rathenow erscheint es uns wichtig, hemmschwellen zur partizipation abzubauen.
hat jemand von euch erfahrung mit vernetzung in kleinstaedten und kann uns tips geben?
Kontakt: jd-jl.rn@gmx.de