NEURUPPIN Eine Geburtstagsparty im Jugendtreff Café Fantasy soll nach bisherigen Erkenntnissen der Neuruppiner Staatsanwaltschaft Ausgangspunkt der Schlägerei von rechtsradikalen Jugendlichen mit der Polizei in der Nacht zu Sonntag gewesen sein. Demnach haben sich zwischen 10 und 20 Jugendliche und Erwachsene von der Party auf den Weg zur Shell-Tankstelle gemacht. Als Anwohner dabei rechtsradikale Parolen vernahmen, darunter „Wir scheißen auf die Freiheit dieser Judenrepublik“, riefen sie die Staatsmacht.
Entgegen erster Polizeiangaben sind die beiden Männer, die die Angriffe auf die Beamten zugegeben haben, erst 17 und 18 Jahre alt. Damit fällt der Jüngere von beiden unter das Jugendstrafrecht was wiederum das am Sonntag angekündigte Beschleunigte verfahren ausschließt. Jener 17-Jährige gab an ebenfalls zuvor im Café Fantasy gewesen zu sein. Die Party sei gegen 23 Uhr „ohne Vorkommnisse und ohne Alkoholexzesse“ beendet worden, teilte Andreas Haake vom Club-Träger IJN mit.
Eine Reihe der an den Auseinandersetzungen Beteiligten hat laut Staatsanwaltschaft neben der für rechtsradikale üblichen Bekleidung zudem noch T‑Shirts mit den Aufdrucken 18 oder 88 getragen. Die Zahlenkombinationen stehen für Adolf Hitler und Heil Hitler.
Harte Strafen gefordert
NEURUPPIN „Eine schnelle Reaktion der Justiz und empfindliche Freiheitsstrafen“ hat der Bund Deutscher Kriminalbeamter als Reaktion darauf gefordert, dass in der nacht zwei Polizisten aus einer Gruppe von Rechtsradikalen angegriffen wurden. Ein 51-jähriger Beamter zog sich dabei Prellungen zu. Laut Polizei ist es bekannt, dass sich an der Shell-Tankstelle häufiger Jugendliche treffen, die vom Äußeren her dem rechten Lager zuzuordnen sind. Zu Vorfällen sei es dort aber noch nicht gekommen. Unklar blieb gestern, ob bereits auf der party im Café Fantasy, die Ausgangspunkt der Schlägerei gewesen sein soll, Gäste im typisch rechtsextremen Outfit auftauchten und entsprechende Musik gehört wurde.
MAZ
Prügelei hat ein Nachspiel
Rechte kamen grüppchenweise aus dem Café Fantasie / Staatsanwaltschaft ermittelt
NEURUPPIN Nach einer Rangelei zwischen Rechtsradikalen und Polizisten, bei der am Sonnabend zwei Verletzt worden sind, ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen mehrere Verdächtige. Im laufe der Woche soll entschieden werden, ob gegen einige Beteiligte Strafverfahren eingeleitet werden. Das sagte Staatsanwältin Lolita Lodenkämper gestern auf Anfrage der MAZ.
Nach bisherigen Erkenntnissen hatten die 43 Männer im Alter von 15 bis 30 Jahren im Café Fantasie nahe der alten Schwimmhalle einen Geburtstag gefeiert. Als die Getränke aus gingen sei die Festgesellschaft grüppchenweise zur Shell-Tankstelle marschiert, um Nachschub zu besorgen, so Lolita Lodenkämper. Dabei soll die erste Gruppe Parolen wie „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“ und „Wir scheißen auf die Freiheit dieser Judenrepublik“ skandiert haben. Ihrem äußeren Erscheinen nach gehört die zehn bis 15 Mann große Gruppe zur rechten Szene: Viele trugen Springerstiefel, einige T‑Shirts mit den Aufschriften „18“ und „88“. Die Ziffern stehen für Buchstaben im Alphabet; die sollen „Adolf Hitler“ und „Heil Hitler“ bedeuten.
An der Tankstelle kam es zum Schlagabtausch: Die alarmierte Polizei nahm dort gerade die Personalien der ersten Gruppe auf, als weitere Gruppen eintrafen. Plötzlich standen die Polizisten 43 Rechten gegenüber. Einige durchbrachen die Polizeiabsperrung, andere versuchten der Ausweiskontrolle zu entkommen. Zwei Jugendliche gingen auf die Männer in Uniform los und verletzen zwei Polizisten. Ob sie dafür bestraft werden können ist offen: Die Hauptverdächtigen sind jünger als zunächst von der Polizei gemeldet – 17 und 18 Jahre alt.
Bei der Aktion waren 24 Leute verhaftet und am Sonntag vernommen worden. Derzeit sind alle auf freiem Fuß.