WALL Siegrid Stolz fiel aus allen Wolken, als sie von dieser Nachricht erfuhr. Rechtsextremisten in Wall? Das kann sich die Ortsbürgermeisterin in ihrem Dorf nicht vorstellen. Und falls es stimmen sollte: Akzeptieren will die Ortsbürgermeisterin das schon gar nicht.
Am Montagabend sollen Sieg-Heil-Rufe und andere rechte Parolen durch Wall gehallt sein, begleitet von rechter Musik. Zeugen hatten die Polizei alarmiert. Die Beamten entdeckten laut Polizeimeldung “in den öffentlichen Clubräumen” drei Jugendliche zwischen 15 und 17, die reichlich alkoholisiert waren. Alle drei wurden wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen angezeigt. Außerdem kassierten die Polizisten sieben CDs ein, die die Jugendlichen dabeihatten. Ob darauf verbotene Musik zu finden ist, muss die Soko Tomek in Neuruppin erst noch prüfen, sagte Polizeisprecherin Beatrix Kühn gestern.
Prüfen muss die Polizei auch, wo die drei Jugendlichen wirklich aufgegriffen wurden. Die angegebenen “öffentlichen Clubräume” gibt es in Wall jedenfalls nicht. “Wir haben keinen Jugendclub”, sagt Siegrid Stolz. Zwar hatte der Ort einmal überlegt, einen Treff einzurichten. “Aber die wollen sich nur treffen, um zu saufen”, sagt die Ortsbürgermeisterin. Das will sie nicht unterstützen. Ein Jugendtreff mache nur mit Betreuung Sinn und Betreuer kann sich Wall nicht leisten.
Stattdessen treffen sich die Jugendlichen immer öfter in der Wohnung eines Wallers und sie betrinken sich. “Uns ist das ein Dorn im Auge”, räumt Ortsbürgermeisterin Stolz ein. Jetzt will der Ortsbeirat sich der Sache annehmen.
Zu Fehrbellins Jugendpfleger Richie Neumann hat Siegrid Stolz schon Kontakt gesucht. Doch auch für ihn ist Wall ein Problemfall: Von Fehrbellin ist der Ort weit entfernt. “Außerdem orientieren sich die Waller Jugendlichen eher nach Beetz als nach Fehrbellin.” Auch von den drei Jugendlichen vom Montag kamen zwei aus dem Nachbarkreis.