Der RechtsRocker Sacha Korn kündigt für den 29. April 2017 ein Konzert in Potsdam an – stattfinden soll es im Bornstedter Restaurant „Viktoria Eck“.
„Neue Deutsche Härte“ ist der Begriff, der Sacha Korns Musik, nach eigenen Aussagen, beschreiben soll. Zwischen Rock, Metal und elektronischen Samples angesiedelt, tritt der Anfang 40-Jährige mit seiner gleichnamigen Band „Sacha Korn“ – auch „SK“ oder „S.Korn“ – seit 2009 in Deutschland und im Ausland auf.
Für kommenden Samstag, den 29. April 2017, kündigt Sacha Korn ein Konzert seiner Band in Potsdam an.
Als Veranstaltungsort soll das Bornstedter Restaurant „Viktoria Eck“ dienen.
Auftreten sollte zudem, so kursierte es in internen Rechtsrock-Foren, der Berliner Neonazi-Rapper Patrick Killat alias Villain051, der sich vor allem mit dem Band-Projekt „A3stus“ durch offen rassistische und neonazistische Texte in der extrem rechten Szene einen Namen gemacht hat. Villain051 bewarb auf seiner Facebook-Seite ein Konzert im Raum Berlin am gleichen Datum, löschte jedoch mittlerweile den Eintrag und weist nun auf ein Konzert „Anfang Mai in Berlin“ hin.
RechtsRock für die NPD
„Weder links noch rechts“, dafür „100 % politisch unkorrekt“ ist die nach außen formulierte politische Linie der Band. Ein Blick in die musikalische Vita lässt allerdings andere Schlüsse zu.
Bereits 2011 hatte Sacha Korn ein Konzert mit der Beeskower NS-Black Metal Band „Mogon“ in Sachsen gespielt, trat 2012 zusammen mit der Bremer Neonazi-Hooligan-Band „Kategorie C“ in Nienhagen auf und fand sich 2015 auf dem Line-Up für die siebte Ausgabe des „Tana delle tigri“-Festivals in Rom – organisiert von der faschistischen Organisation „CasaPound“. Neben Korn waren auch die RechtsRock-Bands „ZetaZeroAlfa“ und „Bronson“ angekündigt.
Auf der „Schulhof-CD“ der NPD Sachsen-Anhalt wurden 2011 drei Songs von Sacha Korn veröffentlicht. Der Song „Mein Land“ wurde zudem als Hintergrundmusik für einen NPD-Wahlwerbespot im selben Jahr verwendet. Sacha Korn bestritt allerdings, dass er die Songs der NPD zur Verfügung gestellt habe. Stattdessen sei die Entscheidung dazu durch sein kanadisches Management getroffen worden.
Dass er ebenfalls 2011 der NPD-nahen Zeitschrift „Hier & Jetzt“ ein Interview gab, macht die Schuldzuweisung an sein Management jedoch offensichtlich unglaubhaft. [1]
Hinzu kommt, dass der Bassist der Band der ehemalige NPDler und RechtsRocker Jan Michael Keller ist. Er war 2012 Teil des NPD-Kreisverbands in Berlin-Lichtenberg und des Landesvorstandes. Keller nahm sowohl davor als auch danach an etlichen Kundgebungen und Infoständen der Partei teil. Ferner betätigte er sich, bis zur Auflösung 2010, in der Berliner RechtsRock-Band „Kahlschlag“. [2]
Korn bedient inhaltlich gängige neonazistische Positionen und Argumentationsmuster. Im genannten Interview der NPD-nahen Zeitschrift „Hier & Jetzt“ fordert er „die Geschichte der Anne Frank [nicht] zum zig tausendsten Mal [zu] dramatisieren“, „Härte und Disziplin“ sind für ihn typisch preußische Prägungen und „[…] ein inneres Verlangen. Alles andere widerstrebt uns eigentlich.“
Seine Aufenthalte in den USA, Polen und Russland nutzt er dabei als vorgebliche Beweise, kein Rassist sein zu können und für nationalistische Argumente . Nachdem er, um sich „wieder deutsch zu fühlen“, zwischenzeitlich erneut nach ?ód? in Polen zog, beklagte er: „Wenn ich dann nach Berlin kam, dachte ich, ich wäre irgendwo in einem Zigeunerviertel oder im Orient.“ Zusammen mit dem polnischen Musiker Robert Tuta brachte Korn 2005 das Album „Power“ heraus. Das Bandprojekt nannte sich „Litzmannstadt“ – so wurde die Stadt ?ód? 1940 von den deutschen Besatzern umbenannt.
“Man siehts hier [in Polen, Anm. d. Verf.] auch […] an den Großstädten, die sind halt noch nicht so überfremdet wie zum Beispiel Berlin“ sagt Korn in einer selbstproduzierten „Dokumentation“ über sich selbst aus dem Jahr 2012. Darin, wie auch in anderen Statements, inszeniert er sich als armer verfolgter Künstler gegen das Establishment. Passend wählte er den Titel „Treibjagd“ für den über 20-minütigen Film.
Was Musik und Kultur angeht, nimmt Korn stramm konservative und auch völkische Standpunkte ein. Da „Kunst […] die Speerspitze der gesellschaftlichen Evolution […] sei und diese (die Speerspitze) „versucht [würde] zu brechen“ begreift er sich als „Widerstandskämpfer“. Weiter bezeichnet er Techno als „rein deutsche Kunst“ im Gegensatz zum „uns eigentlich fremden Hip Hop.“ Dennoch solidarisiert er sich mit der Neonazi-Musikerin und Rapperin Mia Herm, alias DeeEx, da ihre Musik „kein lächerlicher US-Abklatsch, wie irgendwelche unterbelichteten Migranten, die […] nicht mal bis drei zählen können“, sei.
Vernetzungen in der überregionalen Neonaziszene
Korns Rolle in der Neonaziszene ist auch in Hinblick auf Labels und Geschäfte nicht unbedeutend. 2013 trat Korn für die neonazistische Bekleidungsmarke „Fourth Time Clothing“ als Model auf. „Fourth Time“ ist in Teltow angesiedelt und hatte neben Korn auch den Potsdamer Neonazi Gabor Grett als Model engagiert. [3]
Die brandenburgische Neonazi-Firma „Erik & Sons“, ein Bekleidungslabel aus Königs-Wusterhausen von Udo Siegmund und Rene Koza, vertreibt neben CDs und Merchandise von Sacha Korn auch Merchandise der neonazistischen Hooligan-Band „Kategorie C“. Kontakte zu „Kategorie C“ bestehen seit spätestens 2012, als Siegmund in Griechenland ein Konzert der Band im „Skinhouse Hellas“ in Trikala besuchte.
Außerdem pflegt Korn Kontakte zum Schweizer Neonazi Jonas Schneeberger. In die Schlagzeilen geriet der Mitbegründer der „Legion Werwolf Schweiz“ mit seiner Gruppierung wegen Terror-Ermittlungen und Razzien in Norddeutschland, den Niederlanden und der Schweiz. Im März 2015 veranstaltete Schneeberger ein Konzert mit „A3stus“ in Fribourg. [4]
Das Potsdamer Konzert am 29. April 2017 wird von „Mauljucken“ präsentiert, eine Marke von Rene Koza, deren Zielgruppe vorrangig rechte und neonazistische Hooligans sind – im Impressum der Website ist Korns Firma „Nokout Music“ aufgeführt.
Regelmäßig war Korn gemeinsam mit Siegmund und Koza bei Spielen des „BFC Dynamo“ in Berlin zu Gast. Ebenfalls ist der „Erik & Sons“-Wegbegleiter Nico Hlawanka, der dem Neonazi-Hooligan-Spektrum des BFC zugeordnet werden kann, Teil dieser Runde. Zuletzt war Hlawanka, genannt „Lawi“, als Darsteller am Set für ein neues Video von Sacha Korn zu sehen, welches in Kürze veröffentlicht werden soll.
Darüber hinaus spielt auch das Teltower Tattoo-Studio „Ordo“, betrieben vom langjährigen Neonazi Nick Lajow, eine wichtige Rolle im Bandgeschehen. Lajow, dessen Körper Hakenkreuze, wie auch eine SS-Rune und ein Keltenkreuz „schmückt“ und der sich gerne mit Schusswaffen präsentiert, wirkte sowohl im Video zum Lied „Feuer“ mit, als auch als Model für Sacha Korns Merchandise. Lajow, der den Spitznamen „Nickinger“ trägt, war Anfang der 1990er Jahre in der Neonazi-Partei „Nationalistische Front“ organisiert, die 1992 verboten wurde. [5]
Geschäftlich ist Korn, 1975 in Potsdam geboren, neben seiner Bandtätigkeit und Chef seines Labels „East-International-Music“ bzw. „Nokout Music“, auch als „Junior-Chef“ im „Landgasthof Hammers“ im Teltower Ortsteil Ruhlsdorf aktiv. Das Restaurant und Hotel sind in Besitz und Bewirtschaftung seiner Familie. 2015 wurde bekannt, dass er sich auch als Landwirt versucht und in Ruhlsdorf eine Bisonzucht eröffnen will. [6]
Auf „Berlin rechtsaußen“ berichteten Journalist_innen schon ab 2011 über Korn und seine fragwürdigen Aktivitäten. [7] Dennoch war es der Band immer wieder möglich, sich in Lokalitäten, wie etwa das „Chesters Inn“ in Berlin Kreuzberg im Dezember 2015, ein zu mieten. Organisator war dabei der Bremer Axel Meese, welcher den rechten Versand „Neue Ästhetik“ betreibt. [8] Ein Jahr zuvor fand ein Auftritt in den renommierten Hansa-Studios in Berlin-Mitte statt. Korn hatte dort die CD „Feuer“ aufnehmen können. Unter den „50 geladenen Freunden & Fans“ des Konzerts befand sich auch Nick Lajow, Udo Siegmund und der Neuköllner NPD-Politiker Jan Sturm.
Bereits 2013 versuchte Korn ein Konzert im Potsdamer Umland durchzuführen. Die Veranstaltung sollte am 12. Januar 2013 im „Rockschuppen“ in Seddin stattfinden, wurde zuvor jedoch von der Gemeinde untersagt. [9] Im Jahr 2016 kündigte Korn ein Konzert in Potsdam für die erste Jahreshälfte an, später bewarb er für den 25. Juni 2016 ein „Open Air im Süden/Westen von Berlin“.
Jan Michael Keller, Bassist von Sacha Korn, spielte in der Vergangenheit mit seinem Nebenprojekt „xeXex“, eine Metal-Cover-Band, in der auch der Schlagzeuger von Sacha Korn trommelt, bisher mindestens fünf Auftritte in Potsdam oder dem nahen Umland – im September 2016 spielten sie im „Viktoria Eck“. Möglicherweise wurden so die Kontakte geknüpft, die es nun ermöglichen, dass Korn dort ein Konzert gibt. Neonazis nutzten in der Vergangenheit bereits das Objekt – der NPD-Stadtverband unter Marcel Guse nutzte den Ort, damals „Die Else“ genannt, für mindestens einen ihrer Stammtische. [10]
Dass es ein RechtsRock-Konzert in Potsdam geben soll freut selbstverständlich auch die hiesige Neonaziszene – u.a. hat Dustin Schlemminger, einer der Köpfe hinter „Asylhütte in Potsdam? Nein Danke“ und „Freies Potsdam“, sein Interesse bekundet.
[1] Interview mit Arne Schimmer in: „Hier & Jetzt“ (ab 2005 vom sächsischen Landesverband der „Junge Nationaldemokraten“, ab 2009 vom NPD-nahen „Bildungswerk für Heimat und nationale Identität e.V.“ herausgegeben); Alle Zitate, soweit nicht anders angegeben, sind aus diesem Interview
[2] https://www.antifa-berlin.info/news/1318-zapfhahn-88-familienkneipe-mit-nazianhang—pt-2-npd-lichtenberg und https://www.antifa-berlin.info/recherche/144-npd-veranstaltung-in-lichtenberg-15.01.2011; „Fight Back #5 | Neonazis in Berlin & Brandenburg – eine Antifa-Recherche“, April 2013, Seite 14f, 35, 52f; abrufbar unter https://www.antifa-berlin.info/recherche/229-fight-back-05—april-2013
[3] http://arpu.blogsport.eu/2013/03/13/potsdamer-neonazis-und-die-marke-%e2%80%9efourth-time%e2%80%9c/ und http://arpu.blogsport.eu/2013/03/23/%e2%80%9efourth-time%e2%80%9c-in-der-defensive/; https://www.bnr.de/artikel/hintergrund/von-spartas-koenig-zur-reichsflugscheibe
[4] https://www.antifa.ch/legion-werwolf-schweiz/
[5] „Hinter den Kulissen… – Faschistische Aktivitäten in Brandenburg“, 1994, Seite 25; abrufbar unter http://apap.blogsport.eu/files/2014/01/hinter_den_kulissen_nummer_1_jahr_1994.pdf
[6] http://www.pnn.de/pm/973268/ und http://www.pnn.de/pm/973027/
[7] http://www.blog.schattenbericht.de/2011/05/patriotischer-pop-rocker/ und http://www.blog.schattenbericht.de/2012/07/%E2%80%9Ees-soll-deutsch-klingen/
[8] http://www.blog.schattenbericht.de/2015/12/neonazi-konzert-in-kreuzberg-leider-kein-einzelfall/
[9] http://www.pnn.de/pm/713718/ und http://www.pnn.de/pm/714022/
[10] http://arpu.blogsport.eu/2011/02/07/stammtisch_wiesenbaude/ und http://www.pnn.de/potsdam/372850/