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Antifaschismus

Rosarot, so kam der Tod“ – Potsdamer Neonazis als NSU-Mitwissende?

Unge­fähr ein Jahr vor der Selb­stent­tar­nung des NSU im Novem­ber 2011 veröf­fentlichte die Recht­sRock-Band Gigi und die braunen Stadt­musikan­ten den Song „Dön­er-Killer“, in dem mut­maßlich­es Täter_innenwissen der NSU-Morde offen­bart und sich über die Betrof­fe­nen und Opfer der Tat­en lustig gemacht wird. [1]
Bere­its ein Jahr zuvor erschien der Song „Rosarot“ der Band Aryan Broth­er­hood – ver­ant­wortlich dafür ist der Pots­damer Neon­azi und Recht­sRock­er Uwe Men­zel. Der Text des Liedes weist mehrere mögliche Andeu­tun­gen und Wis­sen über die Aktiv­itäten des NSU auf. 
 
Men­zel, mil­i­tan­ter Neon­azis­mus, Recht­ster­ror­is­mus und der NSU

Der Potsdamer Neonazi und RechtsRocker Uwe Menzel

Der Pots­damer Neon­azi und Recht­sRock­er Uwe Menzel

Uwe Men­zel ist nach eige­nen Angaben seit spätestens 1990 in der neon­azis­tis­chen Szene aktiv. Schnell wurde er zu ein­er zen­tralen Fig­ur in der Pots­damer, Bran­den­burg­er und bun­desweit­en Recht­sRock-Szene. Er grün­dete mehrere Band­pro­jek­te, koor­dinierte und organ­isierte Konz­erte und Ver­trieb­swege für neon­azis­tis­che Musik und gilt seit spätestens 1997 als Gesicht der bran­den­bur­gis­chen Sek­tion von Blood&Honour. Dabei präsen­tierte er sich jedoch nie in offizieller Funk­tion im Namen dieser neon­azis­tis­chen Struk­tur. Ab 1993 war Men­zel mit ein­er sein­er bekan­ntesten Band, die er ab 1995 Prois­senheads nan­nte, aktiv. Auf­nah­men wur­den über das Label Move­ment Records des Chefs des säch­sis­chen Blood&Honour Ablegers Jan Wern­er veröf­fentlicht, die Band trat auf etlichen Blood&Honour-Konz­erten auf. Jan Wern­er gilt als direk­ter Unter­stützer des NSU-Kern­trios. Er ver­suchte beispiel­sweise über die Bran­den­burg­er V‑Person Piat­to, alias Carsten Szczepan­s­ki, eine Waffe für Zschäpe, Mund­los und Böhn­hardt zu besor­gen. [2] Men­zel und Wern­er pflegten nicht lediglich geschäftliche Beziehun­gen son­dern eine Fre­und­schaft. Sie ver­reis­ten zusam­men, z.B. in die USA, und besucht­en sich bei Ver­anstal­tun­gen und Konz­erten. Es ist unwahrschein­lich, dass Men­zel von den Unter­stützungsak­tiv­itäten Wern­ers für das unter­ge­tauchte Trio gar nichts mitbekam.
Als Proben­raum kon­nte Prois­senheads bis 1998 einen städtis­chen Jugend­club in Pots­dam nutzen. Bis dahin weigerte sich die Stadtver­wal­tung, in Per­son von Jann Jakobs, damals Jugen­damt­sleit­er und Jugend­stad­trat und heute Ober­bürg­er­meis­ter, und zuständi­ge Sicher­heits­be­hör­den die Nutzung eines städtis­chen Raumes durch organ­isierte und gewalt­tätige Neon­azis zu unterbinden. Später teilte sich Prois­senheads einen Prober­aum mit der als krim­inelle Vere­ini­gung ver­bote­nen Band Landser im Pots­damer Stadt­teil Born­st­edt. Der Landser-Schlagzeuger Chris­t­ian Wen­ndorf war zuvor nach Pots­dam gezo­gen und spielte auch in Men­zels Bands Prois­senheads und Aryan Broth­er­hood mit.
Neben sein­er organ­isatorischen Tätigkeit für die neon­azis­tis­che Szene war Men­zel auch als ide­ol­o­gis­ch­er Tonange­ber maßge­blich. Offen geäußert­er Ras­sis­mus und Anti­semitismus, ver­bal­isierte Ver­nich­tungs­fan­tasien und propagiert­er „Rassekrieg“ sorgten schnell für Ehrfurcht und Bewun­derung in der organ­isierten Recht­sRock-Szene und darüber hin­aus. [3]
Im seit Anfang Mai 2013 laufend­en NSU-Prozess in München sowie in den Sitzun­gen und Unter­la­gen der Unter­suchungsauss­chüsse zum NSU-Kom­plex ist Men­zels Name daher immer wieder im Umfeld des NSU sowie im Zusam­men­hang mit Kon­tak­t­per­so­n­en im NSU-Net­zw­erk zu finden.
Nach Recherchen des Antifaschis­tis­chen Pressearchiv Pots­dam (APAP) gab es fre­und­schaftliche und poli­tis­che Beziehun­gen zwis­chen Men­zel und V‑Person Piat­to alias Carsten Szczepan­s­ki. Neben ein­er Zusam­me­nar­beit zwis­chen den Grup­pierun­gen um Szczepan­s­ki (u.a. Unit­ed Skins) und Men­zel gab es auch gemein­same Besuche von Ver­anstal­tun­gen und Angriffe auf poli­tis­che Gegner_innen. Men­zel und Szczepan­s­ki waren außer­dem in Waf­fengeschäfte untere­inan­der und mit Anderen involviert. Bei Men­zel wur­den bei Durch­suchun­gen im Som­mer 2000 mehrere Waf­fen gefun­den, die er zeitweise bei Szczepan­s­ki auf­be­wahrte. [4]
Die Durch­suchun­gen fan­den auf Grund eines durch die Polizei mit­geschnit­te­nen Tele­fonats statt, in dem sich zwei Pots­damer Neon­azis zu einem mit Schuss­waf­fen bewaffneten Angriff auf eine linke Demon­stra­tion der Haus­be­set­zer_in­nen-Szene verabre­de­ten. Der dama­lige Chef des Ver­fas­sungss­chutzes Hein­er Wegesin ver­harm­loste den Fund von Waf­fen, da diese ja gegen „die Antifa“ einge­set­zt wer­den soll­ten und nicht gegen staatliche Akteure. Erst „das wäre dann organ­isiert­er rechter Ter­ror“. Neben dem konkreten Anlass standen die Durch­suchun­gen möglicher­weise auch in Zusam­men­hang mit den Aktiv­itäten der neon­azis­tisch-ter­ror­is­tis­chen Grup­pierung Nationale Bewe­gung.
Die Nationale Bewe­gung verübte inner­halb eines Jahres, Jan­u­ar 2000 bis Jan­u­ar 2001, min­destens 14 Anschläge oder ver­bre­it­ete (neo)nazistische Pro­pa­gan­da. Ins­beson­dere der Bran­dan­schlag auf die Trauer­halle des Jüdis­chen Fried­hofs in Pots­dam am 8. Jan­u­ar 2001 sorgte für bun­desweite Aufmerk­samkeit. Bis heute wurde die Iden­tität der Täter_innen und deren Umfeld nicht aufgek­lärt. Die Bun­de­san­waltschaft stellte die Ermit­tlun­gen zur Nationale Bewe­gung 2005 ein. [5]
Die Aktio­nen der Nationale Bewe­gung fie­len dabei direkt in die Zeit zwis­chen dem Abtauchen von Mund­los, Zschäpe und Böhn­hardt im Jan­u­ar 1998 und ihrem ersten Mord am 9. Sep­tem­ber 2000. Drei Tage später, am 12. Sep­tem­ber 2000, wird Blood&Honour in Deutsch­land verboten.
Ein Mitwissen bei Men­zel über den NSU-Kom­plex, mut­maßlich auch über Täter_innenwissen, sowie andere mil­i­tant-ter­ror­is­tis­che Neon­azistruk­turen ist nicht auszuschließen. Bun­desweite und inter­na­tionale Verbindun­gen in Blood&Honour-Struk­turen, Ver­net­zung auf Konz­erten und Tre­f­fen, immer wieder Waf­fen- und Sprengstoff­funde bei Men­zel oder in seinem Umfeld und die Ver­ankerung in der bran­den­bur­gis­chen und bun­desweit­en mil­i­tan­ten Neon­aziszene geben genü­gend Anlass, die Machen­schaften von Uwe Men­zel und Co. zu hinterfragen.
 
Der Song „Rosarot“
Im April 2009 erschien der dritte Teil der neon­azis­tis­chen Sam­pler-Rei­he Sol­i­dar­ität beim Label PC-Records. Auf diesem veröf­fentlichte die Band Gigi Und Die Braunen Stadt­musikan­ten ein Lied über den Polizei­di­rek­tor der Bay­erischen Polizei Alois Man­nichl. Dieser wurde am 13. Dezem­ber 2008, mut­maßlich von einem Neon­azi, vor seinem Haus in Fürsten­zell mit einem Mess­er ange­grif­f­e­nen, niedergestochen und schw­er ver­let­zt. Der Fall sorgte bun­desweit für Schlagzeilen, wurde jedoch nie aufgek­lärt. [6] Wie bei „Dön­er-Killer“ ver­höh­n­ten auch hier die Neon­azis um den Sänger Daniel Giese in dem Lied „Lebt Denn Der Alte Man­nichl Noch?“ den Betroffenen.
Auf dem sel­ben Sam­pler sind die bei­den Pots­damer Recht­sRock-Bands Burn Down und Aryan Broth­er­hood – bei­des Musik-Pro­jek­te von Uwe Men­zel – zu finden.
Beim Recht­sRock-Onlinepor­tal aryan­mu­sic heißt es am 8. April 2009 zum besagten Sam­pler: „die Ein­nah­men fließen zu 100% zurück in den Wider­stand“. [7]
An viert­er Stelle der Sol­i­dar­ität-CD ist der Song mit dem Titel „Rosarot“ von Men­zels Aryan Broth­er­hood zu finden.
Es ist nicht ein­deutig zu benen­nen worum es in diesem Lied geht. Schwammige Begriffe, unklar gesun­gene Worte und unein­deutige Meta­phern ver­steck­en, ver­schleiern und ver­schlüs­seln die Aus­sagen des Textes. Den­noch ist ein Großteil des Liedes ver­ständlich, wenn auch mut­maßlich nur für einen bes­timmten Teil der Neon­aziszene vor Ende 2011 – also vor der Selb­stent­tar­nung des NSU.

Aus dem Bekennervideo des NSU: die vier Köpfe von "Paulchen Panther" bilden Anfang (00:05) und Ende (13:44) des Films (Quelle: apabiz)

Aus dem Beken­nervideo des NSU: die vier Köpfe von „Paulchen Pan­ther“ bilden Anfang (00:05) und Ende (13:44) des Films (Quelle: apabiz)

Im Refrain heißt es: „Obses­sio­nen rosarot, Per­ver­sio­nen rosarot, krank getrieben rosarot, rosarot, so kam der Tod […]“ Die Beschrei­bung der „Obses­sio­nen“ und „Per­ver­sio­nen“ mit der Farbe Rosa weck­en, zusam­men mit dem Kon­text des Liedes sowie seines Autors, Assozi­a­tio­nen zur promi­nen­ten Com­ic-Fig­ur des NSU: Dem Pink Pan­ther bzw. Paulchen Panther.
Dieser dient als Per­son­ifika­tion des NSU, der sich im Bekenner_innenfilm zwar selb­st als ein Net­zw­erk beschreibt, in sein­er Aus­führung der Morde allerd­ings als han­del­ndes Indi­vidu­um zu beobacht­en ist. Die vier Köpfe des Pink Pan­ther, die zu Beginn des Filmes das Logo des NSU bildlich umrah­men und am Ende erneut nebeneinan­der aufgerei­ht erscheinen, führten bei der Analyse bere­its zu der Frage, ob es neben den als „Ter­ror-Trio“ bekan­nt gewor­de­nen Neon­azis Mund­los, Zschäpe und Böhn­hardt, noch eine vierte Per­son gibt, die zum Kern des NSU gehört(e). [8]
Aus der ersten Stro­phe von „Rosarot“ ergeben sich Hin­weise, die es zulassen, diese These aufzu­greifen und die Frage nach der Anzahl der Mit­glieder des Kern-NSU erneut zu stellen. Dort heißt es: „Vier Schat­ten in der Nacht, alb­traumhafter Gestalt, ein schemen­hafter Mythos, Schreck­en aus dem Wald, fleis­chge­wor­dene Grausamkeit, kranke Fan­tasie, es lebte für die Suche, als er oder als sie.“ Wie im Song „Dön­er-Killer“ wird hier ein „Mythos“ und dessen Machen­schaften aus der Außen­per­spek­tive beschrieben.
Die besun­genen Schat­ten in diesem Lied sind genau vier und sie wer­den als alb­traumhafte (für die Opfer?) mythis­che (für die Öffentlichkeit und Betrof­fene?) Gestal­ten bzw. Schreck­en (für migrantis­che Com­mu­ni­ties?) beschrieben die aus dem Wald (aus dem Ver­bor­ge­nen?) kom­men. Ähn­lich wer­den im Text von „Dön­er-Killer“ die Wirkung der Tat­en des NSU auf die Betrof­fe­nen („Am Dön­er­stand herrschen Angst und Schreck­en. Kommt er vor­bei, müssen sie ver­reck­en.“) beschrieben und die Täter als nicht greif­bare Phan­tome („Er kommt aus dem Nichts – doch plöt­zlich ist er da.“) beschrieben.
Auch in den danach fol­gen­den Worten bei „Rosarot“ kön­nen Anspielun­gen auf den NSU ver­mutet wer­den: „es lebte für die Suche, als er oder als sie“. Der NSU brachte viel Zeit für die Suche nach geeigneten Anschlag­sorten für ihre Morde und Über­fälle auf. Auch ist anhand des NSU-Net­zw­erk, im Bezug auf das bekan­nte „Kern-Trio“ aber auch das enge Unter­stützung­sum­feld, zu erken­nen, dass hier sowohl Män­ner als auch Frauen aktiv beteiligt waren. Außer­dem wird wieder­holt das Bild ein­er mys­ti­fizierten Fig­ur gezeichnet.
Im Jahr 2013 veröf­fentlichte Aryan Broth­er­hood den Titel „Rosarot“ erneut. Auf Vinyl erschienen neun weit­ere Songs, die zuvor eben­falls bere­its auf ver­schiede­nen Sam­plern veröf­fentlicht wur­den. Die LP trägt den Namen der Band als Titel – Aryan Broth­er­hood.
 
Grüße an alle „Kleinzellen“ und „Einzell-Stre­it­er“

Der Neonazi Daniel Horn - kreativer Kopf bei "Bloodshed" und "Uwocaust & alte Freunde"

Der Neon­azi Daniel Horn – kreativ­er Kopf bei Blood­shed und Uwocaust und alte Freunde

Neben Aryan Broth­er­hood und Burn Down war Uwe Men­zel unter anderem in seinen bei­den Bands Blood­shed sowie Uwocaust und alte Fre­unde aktiv. Zwis­chen 2009 und 2013 veröf­fentlichte er mit let­zter­er drei Alben, eine Sin­gle und einige Sam­pler-Beiträge. Unter dem Namen Blood­shed erschienen zwis­chen 2003 und 2011 fünf Alben und zahlre­iche Sam­pler-Auskop­plun­gen. Die let­zte davon Anfang 2014 auf dem Berlin-Bran­den­burg Sam­pler 3.
Kurz zuvor löste sich Blood­shed auf­grund von Stre­it­igkeit­en zwis­chen Men­zel und seinem Gitar­ris­ten Daniel Horn Ende 2013 auf. Da dieser sowohl für das Pro­jekt Blood­shed als auch für Uwocaust und alte Fre­unde von zen­traler, vor allem kreativ­er, Bedeu­tung war und den Musik­stil maßge­blich prägte, gab es laut Men­zel zur Auflö­sung der bei­den Bands keine Alternative.

Aus dem Booklet des Albums Wut der Band Bloodshed: Uwe Menzel, "Hermann", Daniel Horn und Martin Rollberg (v.l.n.r.). die Band grüßt alle "Kleinzellen" und "Widerstandsnester".

Aus dem Book­let des Albums „Wut“ der Band Blood­shed: Uwe Men­zel, „Her­mann“, Daniel Horn und Mar­tin Roll­berg (v.l.n.r.) – die Band grüßt alle „Kleinzellen“ und „Wider­stand­snester“.

In den Jahren 2004 (Blood­shed – Asche zu Asche), 2006 (Blood­shed – Wut), 2007 (Blood­shed – Zorn), 2010 (Uwocaust und alte Fre­undeSprengstoff Melo­di­en) und 2012 (Uwocaust und alte Fre­unde – Blut­gruppe) war in den Book­lets der Alben immer wieder die gle­iche Botschaft zu lesen – Grüße an alle „Kleinzellen“, „Einzell-Stre­it­er“ und „Wider­stand­snester im gesamten Kampfge­bi­et“. Das Konzept der „Zellen“ wurde durch Blood&Honour 2002 in ihrer Zeitschrift „Totenkopf-Mag­a­zin“ als „Meth­ode des führungslosen Wider­standes“ beze­ich­net. Dazu heißt es weit­er: „die einzel­nen Zellen oder Per­so­n­en [sollen] sich nicht ken­nen und unab­hängig voneinan­der arbeit­en und kein­er zen­tralen Führungsstelle Bericht erstat­ten.“ Es wird jedoch auch darauf hingewiesen, dass „bei einzel­nen Aktio­nen kooperiert wer­den [muss], weil die eine Zelle vielle­icht etwas, weis oder besor­gen kann was die andere nicht kann — das heißt im Klar­text das eine Per­son jed­er Zelle eine andere Per­son aus ein­er anderen Zelle ken­nen sollte und die Zellen sich einan­der ergänzen soll­ten“ (sic). [9] Diese „Zellen“ sollen dabei expliz­it als mil­i­tant-ter­ror­is­tis­che Aktion­s­grup­pen agieren und Anschläge verüben.
So floskel­haft diese Grüße für sich allein genom­men erscheinen mögen, so brisant sind sie in Anbe­tra­cht Men­zels als Teil von mil­i­tan­ten und bewaffneten Unter­grund­struk­turen. Die weit­eren Gruß-Adres­sat_in­nen in den Book­lets sind in der Regel Fam­i­lie, unmit­tel­bar Bekan­nte und Freund_innen. Weit­er­hin benen­nt er über­re­gionale und inter­na­tionale Kon­tak­te zu befre­un­de­ten Bands sowie Zines und Ver­sände. Es han­delt sich dabei um Per­so­n­en oder Zusam­men­hänge, zu denen Men­zel direk­ten Kon­takt hat oder hat­te – „Kleinzellen“, „Einzell-Stre­it­er“ und „Wider­stand­snester im gesamten Kampfge­bi­et“ gehören offen­sichtlich dazu. Auch, dass das Album aus dem Jahr 2010 den Titel „Sprengstoff Melo­di­en“ trägt, fällt in diesem Kon­text umso mehr auf.
Die Frage nach konkretem Wis­sen von recht­ster­ror­is­tis­chen Struk­turen und Zellen im Kon­text der bei­den Bands muss also mit ein­er sehr viel stärk­eren Rel­e­vanz verse­hen werden.
Uwe Men­zel und Daniel Horn ver­band eine 20 Jahre andauernde Fre­und­schaft, eine zwölfjährige gemein­same Musikkar­riere und möglicher­weise auch das Wis­sen über Zusam­men­hänge und Tat­en des NSU, der Nationale Bewe­gung oder ander­er recht­ster­rori­tis­ch­er Grup­pierun­gen bzw. Zellen. Es ist unwahrschein­lich, dass Men­zel und Horn (sowie weit­ere Band­mit­glieder) sich nicht über die Texte und Bedeu­tung ihrer eige­nen Lieder aus­ge­tauscht haben.
Wenn das Lied „Rosarot“ dem ver­muteten Kon­text entspringt, dann müssen die Kreise um Men­zel und er selb­st nicht nur all­ge­mein ein­er neon­azis­tis­chen Szene son­dern mil­i­tan­ten und recht­ster­ror­is­tis­chen Struk­turen zuge­ord­net wer­den. Aus dem mut­maßlich­es Wis­sen über die Aktiv­itäten des NSU, die Ver­strick­un­gen mit den Aktiv­itäten der Nationale Bewe­gung, den Waf­fen­fun­den bei Men­zel und die Fre­und­schaft zu Carsten Szczepan­s­ki und Jan Wern­er ergibt sich das Bild eines Milieus um Uwe Men­zel und Daniel Horn, das möglicher­weise nicht nur Wis­sen über schw­er­ste neon­azis­tisch motivierte Straftat­en hat, son­dern vielle­icht sog­ar unter­stützend an diesen beteiligt war. Bei Men­zel selb­st laufen offen­bar etliche Fäden dieses Milieus zusammen.
 
[1] Baumgärt­ner, Maik (2016): Weisse Brud­er­schaft, Die Net­zw­erke des Neon­azi-Kaders Maik Emninger, In: Kleffn­er, Heik­er / Span­gen­berg, Anna (Hg.): Gen­er­a­tion Hoy­er­swer­da, Das Net­zw­erk mil­i­tan­ter Neon­azis in Brandenburg
[2] „Wis­sen schützt vor Ter­ror nicht?“ in AIB 95 / 2.2012 https://www.antifainfoblatt.de/artikel/wissen-sch%C3%BCtzt-vor-terror-nicht
[3] Kwiatek, Marie / Weiss, Michael (2016): White Pow­er Skin­heads, Das Net­zw­erk von Blood & Hon­our Bran­den­burg, In: Kleffn­er, Heik­er / Span­gen­berg, Anna (Hg.): Gen­er­a­tion Hoy­er­swer­da, Das Net­zw­erk mil­i­tan­ter Neon­azis in Brandenburg
[4] „Drei V‑Männer vor Gericht“ in AIB 58 / 4.2002 https://www.antifainfoblatt.de/artikel/drei-v‑m%C3%A4nner-vor-gericht
[5] „»Delik­t­serie« oder Vorstufe zum Recht­ster­ror­is­mus?“ in AIB 93 / 4.2011 https://www.antifainfoblatt.de/artikel/%C2%BBdeliktserie%C2%AB-oder-vorstufe-zum-rechtsterrorismus und „Rechter Ter­ror in Pots­dam oder „nur“ eine Nationale Bewe­gung?“ http://apap.blogsport.eu/2016/02/blick-zurueck-rechter-terror-in-potsdam-oder-nur-eine-nationale-bewegung/
[6] http://www.zeit.de/2009/49/Mannichl
[7] http://aryanmusic.net/news.php?default.0.108
[8] https://www.nsu-watch.info/files/2013/05/NSU-Transkript.pdf und http://publikative.org/2013/04/30/nsu-trio/ und http://www.cicero.de/berliner-republik/gab-es-einen-vierten-mann/49215
[9] „Das Label „Com­bat 18“ “ in AIB 107 / 2.2015 https://www.antifainfoblatt.de/artikel/das-label-%E2%80%9Ecombat-18%E2%80%9C

 
Ergänzung zur möglichen Inter­pre­ta­tion des Songs „Rosarot“ – 28. Mai 2016
Das Lied „Rosarot“ ste­ht möglicher­weise nicht mit den Aktiv­itäten des NSU in Verbindung, wie im Artikel gemutmaßt.
Eine plau­si­ble Inter­pre­ta­tion kön­nte eben­so auf den Fall des soge­nan­nten „Rosa Riesen“ zutreffen.
Beate S., damals Wolf­gang S., tötete zwis­chen 1989 und 1991 sechs Men­schen und ver­let­zte weit­ere Per­so­n­en schw­er. In Presse­bericht­en wurde der Mörderin der reißerische Name „Rosa Riese“ gegeben. Den Autor_innen des Textes waren die Morde und dazuge­hörige Berichter­stat­tung nicht bekannt.
Möglicher­weise hat Uwe Men­zel diese Geschichte mit der entsprechen­den „Horror“-Ästhetik in Lied­form gebracht und unter dem Titel „Rosarot“ veröffentlicht.
Uwe Men­zels Aktiv­itäten, Kon­tak­te und Rolle für die bun­desweite und lokale Neon­azi-Szene ste­hen weit­er deut­lich für sich.
Ins­beson­dere auf Grund von Waf­fen­fun­den, seinen Kon­tak­ten inner­halb mil­i­tant-neon­azis­tis­ch­er Net­zw­erke und Fre­und­schaften mit Teilen des NSU-Net­zw­erkes muss die Frage nach konkretem Wis­sen bei Men­zel und seinem Umfeld über recht­ster­ror­is­tis­che Struk­turen und Zellen mit ein­er sehr viel stärk­eren Rel­e­vanz verse­hen werden.

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