Als so genannter “Heldengedenktag” ist der Volkstrauertag im Veranstaltungskalender von Rechtsextremisten dick angestrichen. Doch sie wagen es nicht mehr wie früher, ihn mit Aufmärschen und feierlichen Zeremonien auf dem Soldatenfriedhof in Halbe zu begehen. Jetzt fanden nur ein kleiner Aufzug von etwa 30 Mitgliedern und Sympathisanten der “Aktionsgemeinschaft für Frieden und Selbstbestimmung” (AGFS) in Wittstock und versteckte Kranzniederlegungen statt. Auf dem Ketziner Friedhof z. B. wurde ein Gebinde abgelegt. Auf dessen Schleifen standen die Sprüche “So will ich danken dem tapferen Heer, Brüder in Tod und Ewigkeit” und “Ehre den Soldaten der Wehrmacht und Waffen-SS, Ketziner Bürger Märkische Jungs”.
Noch Anfang der 90er Jahre sah das ganz anders aus. Damals hatte die rechtsextremistische “Berliner Kulturgemeinschaft Preußen e.V.” (BKP) den Volkstrauertag jährlich zum Anlass genommen, Großveranstaltungen zum “Heldengedenken” in Halbe anzumelden. Ihre Einladung zur “Heldengedenkfeier” fand bei den verschiedensten neonazistischen Gruppen in Deutschland, z. T. sogar im Ausland, zunächst breiten Widerhall. 1990 und noch einmal 1991, mit deutlich höherer Beteiligung, gab es Gedenkmärsche, die im nachhinein von den Neonazis als große Erfolge verbucht wurden.
Der vorgebliche Zweck der Veranstaltungen war das Gedenken an die im Frühjahr 1945 in der letzten großen Kesselschlacht des 2. Weltkriegs in Halbe gefallenen deutschen Soldaten und Zivilisten. Tatsächlich hatten die Aufmärsche und die makabren Feierriten jedoch einen anderen Zweck: Sie sollten das sinnlose Sterben der letzten kämpfenden Wehrmachts- und SS-Verbände verklärend heroisieren und damit mittelbar auch den Nationalsozialismus verherrlichen.
Seit 1992 wurden alle Versuche, mit Aufmärschen und Kranzniederlegungen die Mobilisierungserfolge von 1990 und 1991 zu wiederholen, durch Versammlungsverbote und Großeinsätze der Polizei zunichte gemacht. Das haben nun auch die Rechtsextremisten begriffen. Seit 1997 verzichten sie auf ernsthafte Anmeldungen in Halbe. Stattdessen veranstalten sie allenfalls kleine dezentrale Feiern in zeitlicher Nähe zum Volkstrauertag oder begnügen sich damit, an Soldatenfriedhöfen oder Ehren- und Mahnmalen Kränze niederzulegen.
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