SOMMERFELD Knapp ist die Aktennotiz: Über die Kostenstelle 0505 mit der
Bezeichnung “Russenlager Sommerfeld” würden ab sofort sämtliche durch
Unterkunft und Verpflegung der Ostarbeiter entstehenden Kosten erfasst.
Datum der Niederschrift: 24. Juli 1942.
Schon seit geraumer Zeit versucht Reiner Tietz, über jenes Lager, das in
einer weiteren Akte als Frauenlager für polnische Zwangsarbeiterinnen
geführt wurde, Informationen aufzutreiben. Doch Gespräche mit Sommerfeldern,
die vielleicht noch persönliche Erinnerungen an jene Zeit haben könnten,
waren dahingehend ergebnislos. “Bekannt ist, dass es auf den Sommerfelder
Bauernhöfen auch französische und Zwangsarbeiter anderer Nationen gab, die
in der Landwirtschaft arbeiten mussten”, so Tietz. Die Frauen jedoch, die in
dem “Russenlager” untergebracht waren, mussten täglich in die AEG-Werke nach
Hennigsdorf. Das hatte bereits 2001 der Hennigsdorfer Heimatforscher Helmut
Fritsch publiziert in seiner Dokumentation “Zwangsarbeit in Hennigsdorf 1940
bis 1945”. Darin listete er 33 Lager für Zwangsarbeiter verschiedenster
Nationalitäten auf sowie für Häftlinge der Konzentrationslager Sachsenhausen
und Ravensbrück und auch Kriegsgefangene. Wohl mehr als 8500 dieser
Unterbringungsplätze seien bislang nachweisbar, berichtete Fritsch. Für
einige dieser Lager ließen sich die Aufnahmekapazitäten ermitteln, für das
Sommerfelder jedoch existieren bislang keinerlei Zahlen.
Reiner Tietz hofft nun, dass sich vielleicht doch noch in der Bevölkerung
hilfreiche Hinweise finden lassen. Denn wenn im Mai diesen Jahres auch in
Kremmen des 60. Jahrestages der Befreiung vom Nationalsozialismus gedacht
wird, “sollten wir auch über unsere Sommerfelder Geschichte aus düsterer
Zeit Bescheid wissen, in der es auch Bürger gab, die den Zwangsarbeitern und
den im April 1945 hier durchgetriebenen KZ-Häftlingen geholfen haben”, so
Tietz. Lediglich zwei Frauen sind namentlich bekannt — Melania Oborowska und
Danuta Feld. Reiner Tietz ist unter 033055/7 20 38 erreichbar.