POTSDAM — Der CDU-Landeschef und Innenminister Jörg Schönbohm will den
Streit über den Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche schlichten. Am 6.
September werde er mit einem Kompromissvorschlag in die Jahresversammlung
der Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel (TPG) gehen, sagte der
Minister gestern.
Nicht ohne Pikanterie ist Schönbohms Engagement im Verhältnis zum
SPD-Ministerpräsidenten. Matthias Plat-zeck habe “keine Funktion in dem
Zusammenhang”, sagte der Vize-Regierungschef. Platzeck hatte sich am
vergangenen Wochenende erneut zum Konzept der Evangelischen Kirche für ein
“Internationales Versöhnungszentrum Garnisonkirche” bekannt und die
Gegenseite vor “Engstirnigkeit” gewarnt. Schönbohm dagegen, dem gestern vor
Journalisten ein “Wir, die TPG” herausrutschte, will das Versöhnungszentrum
an anderer Stelle verwirklicht sehen.
Bereits vor zwei Jahren hatte der Innenminister die Schirmherrschaft für die
Rekonstruktion des 1968 gesprengten Gotteshauses übernommen — für die
Stiftung Preußisches Kulturerbe, die der Traditionsgemeinschaft nahe steht.
Deren Vorsitzender Max Klaar macht die Freigabe der Wiederaufbauspenden von
5,7 Millionen Euro vom Verzicht der Kirche auf die Segnung
gleichgeschlechtlicher Partnerschaften, auf Kirchenasyl und auf die Beratung
von Wehrdienstverweigerern abhängig. Auch Schönbohm warnte, die Kirche könne
sich “durch modische Trends vom Glauben entfernen”.
Trotz dieser Nähe weist der Ex-General Zweifel an seiner Eignung als
Moderator demonstrativ zurück. Er werde sich nicht vereinnahmen lassen. “Ein
gestaltloser Moderator kann es nicht mehr bringen”, sagte Schönbohm mit
Verweis auf zwei gescheiterte Vorgänger. Bundeswehr-Seelsorger Werner
Krätschell hatte vor einem Jahr entnervt das Handtuch geworfen, sein
Nachfolger Wieland Eschenburg ist als Bürochef von Oberbürgermeister Jann
Jakobs (SPD) inzwischen selbst Partei geworden, da sich sein Dienstherr
kürzlich “vorbehaltlos” auf die Kirchenposition festgelegt hat. Zunächst
muss Schönbohm die von der TPG abgebrochenen Gespräche wieder in Gang
bringen. Dazu lädt er für den 3. Juli ein. Am 18. August soll der Kompromiss
formuliert werden.