Worin die Sicherheitsorgane Brandenburgs ihren Hauptfeind erblicken, ist zur Zeit unklar. Einer Mitteilung von Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) zufolge ist nach dem 11. September 2001 der Terrorismus islamistischer Gruppen «auf
absehbare Zeit die stärkste Herausforderung» für die Sicherheitsorgane. Auf der anderen Seite bleibe der Rechtsextremismus in seiner militanten Ausbildung die «unmittelbar gefährlichste Spielart des Extremismus in
Brandenburg» .
Zum einen ist es laut Schönbohm gelungen, rechtsextremistische Organisationen zu schwächen. «Der organisierte Rechtsextremismus befindet sich im Niedergang.» So verfüge die im Jahr 2000 verbotene Skinheadorganisation «Blood & Honour» inzwischen auch in Brandenburg über
keine stabilen Strukturen mehr. Nicht zuletzt an sinkenden Mitgliederzahlen lasse sich diese Entwicklung ablesen. Die drei rechtsextremistischen Parteien NPD, DVU und die Republikaner hätten allesamt Rückgänge hinnehmen
müssen.
Zum anderen ist das Kernproblem des Rechtsextremismus in Brandenburg nach Schönbohms Darstellung jedoch nicht gelöst. Es handle sich um eine «Kombination aus Fremdenfeindlichkeit und jugendlicher Gewaltbereitschaft».
Die meisten politisch motivierten Gewalttaten würden von Jugendlichen begangen, die «keiner Organisation, sondern gewaltbereiten Jugendcliquen angehören».
Solche in der Subkultur der Skinheads heimische Cliquen gebe es in zahlreichen Orten Brandenburgs. «Diese Szene zeigt trotz hoher Fluktuation keine Auszehrungserscheiungen.» Schönbohm hob hervor, dass die politisch motivierten Gewaltdelikte im rechtsextremistischen Bereich im vergangenen Jahr leicht zurückgegangen seien. Von 81 erfassten Delikten (Vorjahr 87) in dieser Sparte seien 52 fremdenfeindlich und vier antisemitisch geprägt
gewesen. Dies verweise auf das andauernde Hauptproblem: «Es sind die durch dumpfen Ausländerhass geprägten Tathandlungen von überwiegend Jugendlichen und Heranwachsenden.»
Auch die Karrieren in solchen Gruppen sind keine neuen. Laut Schönbohm vollzieht sich der Einstieg für die rechtsextremistisch geprägte Jugendszene meist über die Skinheadmusik. Mittels der «häufig nationalistischen,
rassistischen und menschenverachtenden Texte» werde der rechtsextremistische Nachwuchs geködert.
«Musik, Alkoholmissbrauch und Gruppendynamik verbinden sich zu einer hochexplosiven Mixtur.» Sie entlade sich in spontanen Gewalttaten, die sich potenziell gegen jedermann richten können, insbesondere aber Personen treffen, die dem Feindbild der Szene entsprechen: Fremde, Linke sowie auch
Obdachlose.