(pet/dpa/ddp, PNN) Potsdam — Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm hat gestern gleich doppelt bei den Polizeigewerkschaften angeeckt. Zuerst forderte er, die Videoüberwachung in Deutschland zum Schutz vor Terror und anderen Verbrechen auszuweiten und stieß auf die Ablehnung der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Brandenburg. Und dann verärgerte er den Chef der Brandenburger Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Frank Domanski.
Domanski hatte Schönbohm attackiert, nachdem dieser gefordert hatte, zukünftig müsse auch die Bundeswehr im Inland eingesetzt werden. Gestern nun, so Domanski gegenüber den PNN, habe ihm der Minister mitteilen lassen, dass er dem Gewerkschafter im kommenden Jahr keinen Gesprächstermin mehr geben werde. Das, so Domanski, sei auch ein Eingriff in die Autonomie der Gewerkschaften. Denn er müsse als Gewerkschaftsfunktionär regelmäßig mit der Spitze des Innenministeriums verhandeln. Domanski: „Nur weil wir bisweilen seinen Ideen zustimmen, kann doch bitte keine blindwütige Meinungsgefolgschaft erwartet werden.“ Die Kommunikationssperre solle einschüchtern und willfährig machen.
Schönbohm wollte sich dazu gestern nicht weiter äußern. Nur soviel sagte den PNN: „Ich habe mit Herrn Domanski nicht gesprochen. Was er nun sagt, entbehrt jeder sachlichen Grundlage.“
Mehr zu sagen hatte das Ministerium der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Die hatte sich gestern gegen Schönbohms Forderung nach mehr Videoüberwachung ausgesprochen. Schönbohm (CDU) hatte gestern „den umfassenden Einsatz der Videoüberwachung auf rechtsstaatlich gesicherter Basis für öffentliche Plätze, Bahnhöfe, Flughäfen und andere wichtige Bereiche“ gefordert. Statt eine Videoüberwachung mit fragwürdigen Ergebnissen zu erweitern, sollte der Innenminister den Personalabbau in der Polizei stoppen, sagte der GdP-Landesvorsitzende Andreas Schuster gestern in Potsdam.
Schuster sagte: „Mit mehr Kameras wird dem Bürger mehr Sicherheit vorgespielt, die es in der Realität nicht gibt.“ In Brandenburg habe die Videoüberwachung an mehreren Standorten einen „eher fragwürdigen Erfolg“. Es sei bezeichnend, dass ein externes Institut zur Begleitung dieses ersten Überwachungsversuches das Handtuch geworfen habe.
Ein Sprecher des Innenministeriums wies die Darstellung des GdP-Vorsitzenden Schuster zu dem Pilotprojekt zurück: „Die Zahlen belegen eindeutig, dass das Projekt erfolgreich ist. Die Zahl der Straftaten im Beobachtungsbereich ist deutlich zurückgegangen. Auch im angrenzenden Bereich gab es weniger Kriminalität. Es kann also auch nicht von einem Verdrängungsprozess die Rede sein.“