Kategorien
(Anti-)Rassismus Flucht & Migration

Selbstmord in Eberswalde aus Angst vor Abschiebung

Kunge­bun­gen „Wir sind alle Salah!”
So, 21.3.21, 13 Uhr
Eber­swalde Hbf /
15 Uhr Sen­ften­berg­er Str. (Bran­den­bur­gis­ches Viertel)

Salah Tay­yar, ein Geflüchteter aus dem Tschad, nahm sich am ver­gan­genen Don­ner­stag das Leben in seinem Haus in der Sen­ften­berg­er Str. 4 im Bran­den­bur­gis­chen Vier­tel in Eber­swalde. Er hat­te im Tschad jahre­lange Folter im Gefäng­nis erlebt, trotz­dem bekam er in seinen 8 Jahren in Deutsch­land keine Aufen­thaltsper­spek­tive. Im April hätte er vor Gericht die let­zte Chance gehabt, noch Asyl zu bekom­men. Wie klein diese Chance für Men­schen aus dem Tschad ist, wusste er sehr genau.

Die Gruppe „Barn­im für alle!” ruft unter dem Mot­to „Wir sind alle Salah!” auf zu zwei Kundge­bun­gen am Inter­na­tionalen Tag gegen Ras­sis­mus, Son­ntag, 21.3.21, um 13 Uhr Eber­swalde Hbf und um 15 Uhr in der Sen­ften­berg­er Str. im Bran­den­bur­gis­chen Viertel.

Stop the racist system!

Salah Tay­yar kam als junger Mann im Tschad wegen Unge­hor­sam in ein Mil­itärge­fäng­nis. In den zweiein­halb Jahren dort, so schilderte er es in seinem Asylver­fahren, wur­den er und andere Gefan­gene regelmäßig gefoltert. Nach jahre­langer Flucht durch Libyen und übers Mit­telmeer erre­ichte er Deutsch­land. Da nach Ein­schätzung des Bun­de­samtes für Migra­tion und Flüchtlinge (BAMF) der Tschad ein weit­ge­hend sicheres Land ist, wurde sein Asy­lantrag abgelehnt. Acht Jahre lang kämpfte er mit Hil­fe ein­er Anwältin um ein Recht zu bleiben. Im April hätte er einen let­zten Ter­min vor dem Ver­wal­tungs­gericht Frankfurt/Oder gehabt. „Salah Tay­yar wusste sehr genau, dass er trotz sein­er Geschichte fast keine Chance hat­te, vom Gericht Asyl zuerkan­nt zu bekom­men.”, erk­lärt Philipp Grun­wald, der ihn im Rah­men der Asylver­fahrens­ber­atung kan­nte und den Gericht­ster­min im April mit ihm vor­bere­it­et hat­te. Fre­unde und Ange­hörige bestäti­gen, dass die unklare Aufen­thaltsper­spek­tive das Prob­lem war, das ihn in Depres­sion stürzte und eine Behand­lung sein­er Trau­ma­tisierun­gen unmöglich machte.

Als Geflüchtete haben wir eine klare Mei­n­ung über den Selb­st­mord dieses jun­gen Mannes, der (…) in Deutsch­land fast 8 Jahre lang (…) an der Ungewis­sheit gelit­ten hat.”, schreibt die Gruppe „Barn­im für alle”, in der sich Geflüchtete gegen Ras­sis­mus organ­isieren, in ein­er Erk­lärung von Mon­tag Abend. „Dieser Druck führte zu seinem Selb­st­mord. Diesem Druck ist eine große Gruppe von Geflüchteten im Barn­im und ganz Deutsch­land aus­ge­set­zt.” Die Gruppe macht das deutsche Asyl­sys­tem und die Lan­des- und Land­kreis­be­hör­den direkt für den Tod des Mannes ver­ant­wortlich: Er sei „Opfer eines ras­sis­tis­chen Regimes, das Geflüchtete so lange ver­fol­gt und unter Druck set­zt, bis sie den Selb­st­mord als let­zten Ausweg sehen.” „Was kommt als näch­stes?”, fragt der Aufruf, und kündigt an: „Wir lassen das nicht ste­hen — wir vergeben nicht, wir vergessen nicht.” Weil viele Geflüchtete in der­sel­ben per­ma­nen­ten Unsicher­heit über ihren Aufen­thalt in Deutsch­land leben müssen, ent­stand das Mot­to: „Wir sind alle Salah!”

Am Inter­na­tionalen Tag gegen Ras­sis­mus, Son­ntag, 21.3.21, sollen deshalb zwei Kundge­bun­gen stat­tfind­en: 13 Uhr Eber­swald Hbf., 15 Uhr Sen­ften­berg­er Str. im Bran­den­bur­gis­chen Vier­tel, vor dem Haus, in dem Salah Tay­yar wohnte. Außer­dem ruft die Gruppe zu Spenden für die Fam­i­lie des Mannes auf. Noch offen sei es, ob er in Deutsch­land beerdigt oder sein Leich­nam in den Tschad über­führt wird.

Heute, am Dien­stag 16.3.21, um 17 Uhr wer­den Ange­hörige und Freund*innen vor dem Haus Sen­ften­berg­er Str. 4 in Eber­swalde Kerzen anzün­den. Mit­trauernde und Presse-Vertreter*innen sind willkommen.

Kon­tak­te zu einem Ange­höri­gen und einem Fre­und für Inter­views ver­mit­teln wir gern.

refugees-wel­come @ so36 . net

Tel. 0163 – 85 10 186

Web­sites: http://refugeeswelcomebarnim.blogsport.de/

b‑asyl-barnim.de

Spendenkon­to:

Barn­im für alle
IBAN: DE 78 1705 2000 1110 0262 22
Sparkasse Barnim

Ver­wen­dungszweck: Wir sind alle Salah!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Inforiot