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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Gegen das Vergessen — Gedenkveranstaltung zum 30. Jahrestag

Gegen das Vergessen — Gedenkver­anstal­tung zum 30. Jahrestag der ras­sis­tis­chen Angriffe in Cottbus-Sachsendorf

Im August 2022 jähren sich die pogro­mar­ti­gen Auss­chre­itun­gen in
Cot­tbus-Sach­sendorf zum 30. Mal. Vom 29.08.1992 bis zum 31.08.1992 haben
Nazis und Rassist:innen dort eine Geflüchtete­nun­terkun­ft ange­grif­f­en und
ver­sucht diese in Brand zu set­zten. Aus diesem Anlass find­et am
04.09.2022 um 15 Uhr eine Gedenkkundge­bung unter dem Mot­to “Gegen das
Vergessen” in Sach­sendorf am Ort des Geschehens (Lipezk­er
Str./Schopenhauer Str.) statt. Anschließend laden wir Sie zu einem
Aus­tausch mit gemein­samen Essen ein.

Nach der Eingliederung der DDR in die BRD ging eine Welle rassistischer
und extrem rechter Gewalt durch das Land. Kurz nach dem Pogrom in
Ros­tock-Licht­en­hagen im August 1992 wurde auch in Cot­tbus und vielen
anderen Orten der Bun­desre­pub­lik Geflüchtete­nun­terkün­fte von Neonazis
ange­grif­f­en und nieder gebrannt.

Die Ini­tia­tive Cot­tbus ’92 hat es sich zur Auf­gabe gemacht, diese
ras­sis­tis­chen Auss­chre­itun­gen aufzuar­beit­en und zu erin­nern. Betroffene
von rechter Gewalt und Ras­sis­mus ste­hen dabei im Fokus.

Bis heute hat Cot­tbus ein großes Prob­lem mit extrem recht­en Strukturen
und Ras­sis­mus. Die Auseinan­der­set­zung mit der Ver­gan­gen­heit soll Anlass
bieten, Antworten auf den Umgang mit diesen Prob­lem­la­gen in der
Gegen­wart zu finden.

Das kön­nen wir nur gemein­sam schaf­fen! Kom­men Sie also gern am 4.9. zum
Gedenken nach Sach­sendorf und fahren Sie zur bun­desweit­en Demonstration
nach Ros­tock-Licht­en­hagen, die am 27.8. stattfindet.

Die Ini­tia­tiv­en Licht­en­hagen ’92 und Cot­tbus ’92 laden am 12.08.2022 um
17 Uhr im Vor­feld der Gedenkver­anstal­tun­gen zu einem Informationsvortrag
ins Chekov (Strom­straße 14, 03046 Cot­tbus) ein. The­ma­tisiert wer­den die
Ereignisse vom August 1992, rechte Kon­ti­nu­itäten in der Bundesrepublik
und der gesellschaftliche und poli­tis­che Umgang damit. Zudem wird über
die Ver­anstal­tun­gen zum 30. Jahrestag informiert.

Gegen das Vergessen. Erin­nern heißt verändern.

Weit­ere Infos bei Twit­ter: @cottbus1992 und Insta­gram: cottbus92

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Antifaschismus Verschwörungsideologie

#unteilbarsolidarisch – Frankfurt zeigt Haltung

Mon­tag, 31. Jan­u­ar, ab 16:30 Uhr
● 16:30 Uhr, Marienkirche: Die Kirchen laden ein zum Gedenken und Kerzen anzün­den für die Opfern der Coro­na-Pan­demie und bieten einen Raum für gemein­same Gespräche und Austausch.
● 17:30 Uhr, Brun­nen­platz, Treppe der Demokratie: Kundge­bung „Frank­furt zeigt Hal­tung“ mit Rede­beiträ­gen von Parteien, Vere­inen, Zivilgesellschaft
● ab 18:00 Uhr BLOK O: „Flucht und Pan­demie“ – Lein­wand­col­lage, Musik, Rede­beitrag zu Pan­demie und Flucht

ACHTUNG: Abstands- und Maskenpflicht (FFP2-/OP-Maske) sind bei allen
Ver­anstal­tun­gen zu beachten!

Uns alle beein­trächtigt die Coro­na-Pan­demie, die von uns seit über zwei Jahren erhe­bliche Ein­schränkun­gen im per­sön­lichen und beru­flichen Leben ver­langt. Auch uns belas­ten sich ständig verän­dernde Schutz­maß­nah­men und ‑regeln, auf die wir uns immer wieder neue­in­stellen müssen.
Aber: Die große Mehrheit der Men­schen han­delt ver­ant­wor­tungsvoll. In einem Akt
beispiel­los­er Sol­i­dar­ität nehmen die aller­meis­ten Frankfurter*innen und Słubicer*innen aufeinan­der Rück­sicht, um sich und andere zu schützen. Sie akzep­tieren Ein­schränkun­gen aus sol­i­darisch­er Ver­ant­wor­tung für ihre Fam­i­lien, ihre Fre­un­des- und Bekan­ntenkreise, für ihre Mit­men­schen in der Nach­barschaft und am Arbeit­splatz. Sie üben täglich Sol­i­dar­ität, zeigen Hal­tung und Rück­grat. Das ver­di­ent Dank und Respekt!
Seit Dezem­ber 2021 gibt es jedoch eine kleine Gruppe Frankfurter*innen, die sich zu ange­blich spon­ta­nen, unangemelde­ten Demon­stra­tio­nen („Spaziergän­gen“) gegen die
Coro­na-Maß­nah­men durch die Innen­stadt treffen.
Frank­furt zeigt Haltung!
Wir rufen alle Bürger*innen auf, sich weit­er­hin sol­i­darisch zu ver­hal­ten. Und wir appel­lieren an demokratisch gesin­nte Bürger*innen, die bish­er noch aus Unwis­senheit bei den „Spaziergän­gen“ mit­ge­laufen sind, sich klar von recht­sex­tremen und rechts­gesin­nten Men­schen in diesen Demon­stra­tionszü­gen zu dis­tanzieren. Unter dem Deck­man­tel der Kri­tik an den Schutz­maß­nah­men vor Coro­na ver­suchen ver­mehrt recht­sex­treme, anti­semi­tis­che, ver­schwörungside­ol­o­gis­che und demokratiefeindliche Kräfte, Mis­strauen zu säen und die Gesellschaft zu spal­ten. In Frank­furt (Oder) beteili­gen sich deut­lich sicht­bar Per­so­n­en aus der NPD und der Brud­er­schaft Wolf­ss­char an den unangemelde­ten Demon­stra­tio­nen und nutzen diese Aufzüge für ihre eigene recht­sex­treme Pro­pa­gan­da. Auch die AfD ruft regelmäßig zur
Teil­nahme auf und ver­bre­it­et dort ihren Hass und ihre Het­ze gegen Politiker*innen, Ärzt*innen, Pflegekräfte und zivilge­sellschaftliche Akteure.
Auch einen weit­eren Punkt betra­cht­en wir mit Sorge: Aus tak­tis­chen Grün­den wer­den die „Spaziergänge“ nicht angemeldet, um so Aufla­gen wie Maskenpflicht, Abstand und eine begren­zte Teil­nehmenden­zahl zu umge­hen. In ein­er Zeit, in der die Coro­na-Infek­tion­szahlen durch die hochansteck­ende Omikro­n­va­ri­ante täglich weit­er in die Höhe schnellen, hal­ten wir das für eine gefährliche und unsol­i­darische Aktion – gegenüber Beschäftigten in Kranken­häusern, Arzt­prax­en, Gesund­heit­sämtern und let­ztlich gegen die gesamte Gesellschaft. Auch deshalb wollen wir ein Zeichen der Sol­i­dar­ität setzen!
Hal­tung zeigen heißt aber nicht, dass wir Men­schen „ver­bi­eten“ wollen, ihren Unmut
gegenüber Entschei­dun­gen der Regierung zu äußern. Es geht auch nicht um eine kri­tik­lose Akzep­tanz der Coro­n­apoli­tik. Protest ist und bleibt ein wichtiges Mit­tel der Mei­n­ungsäußerung in Demokratien.

Deshalb rufen wir dazu auf, am 31. Jan­u­ar 2022 mit uns Hal­tung zu zeigen – für ein
sol­i­darisches Miteinan­der, in Gedenken an die Ver­stor­be­nen und gegen rechtsextreme
Pro­pa­gan­da, Hass und Hetze.
Frank­furt zeigt Hal­tung ist eine Ini­tia­tive aus der Frank­furter Zivilge­sellschaft, der z. B. Per­so­n­en aus Parteien, Vere­inen, Gew­erkschaften, Kirchen und Einzelper­so­n­en angehören.

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(Anti-)Rassismus Flucht & Migration

Abschieben, ausgrenzen, verwahren

Eine 21-jährige Schü­lerin wird aus ihrer Fam­i­lie und ihrer erfol­gre­ichen Schul­lauf­bahn geris­sen, ein Eltern­paar mit seinen Kindern mit­ten in der Nacht zur Abschiebung abge­holt, geflüchtete Men­schen wer­den trotz nachgewiesen­er Ansteck­ungs­ge­fahr in Sam­melun­terkün­ften unterge­bracht und völk­er­rechtswidrige Zurück­weisun­gen an den europäis­chen Außen­gren­ze von der Lan­desregierung nicht klar kri­tisiert: Der Flüchtlingsrat Bran­den­burg beobachtet in seinem Bun­des­land immer wieder mas­sive Ver­let­zun­gen von Grund- und Men­schen­recht­en. Dies obwohl sich das Land Bran­den­burg in sein­er Ver­fas­sung aus­drück­lich zu den men­schen­rechtlichen Grund­sätzen beken­nt, wie sie heute vor dreiund­fün­fzig Jahren am 10. Dezem­ber 1948 in der All­ge­meinen Char­ta der Men­schen­rechte ver­ab­schiedet wur­den und an die im Rah­men des Inter­na­tionalen Tages der Men­schen­rechte alljährlich erin­nert wird.

Der Flüchtlingsrat nimmt den diesjähri­gen Men­schen­recht­stag zum Anlass, drei kri­tis­che Schlaglichter auf aktuelle Bere­iche von Grund- und Men­schen­rechtsver­let­zun­gen in Bran­den­burg zu werfen:

Zen­tral­isierte Unter­bringung macht krank

Mit Beginn der Covid-19-Pan­demie wur­den Erstauf­nah­meein­rich­tun­gen und Gemein­schaft­sun­terkün­fte zu noch gefährlicheren Orten für ihre Bewohner­in­nen und Bewohn­er. Obwohl mit ein­er dezen­tral­isierten Unter­bringung in Woh­nun­gen die vielfälti­gen Prob­leme – nicht nur beim Gesund­heitss­chutz – gar nicht erst entste­hen wür­den, wer­den die meis­ten geflüchteten Men­schen in Bran­den­burg ohne Not auch weit­er­hin zen­tral­isiert unterge­bracht. Mit dem eng­stirni­gen Fes­thal­ten an dieser Form der Unter­bringung wer­den wissentlich Gesund­heits­ge­fährdun­gen in Kauf genom­men und für Geflüchtete ein Infek­tion­ss­chutz zweit­er Klasse geschaffen.

Seit Pan­demiebe­ginn mah­nen Zivilge­sellschaft und Wis­senschaft: Das Leben in Masse­nun­terkün­ften erhöht nach­weis­lich das Risiko, sich mit dem Coro­n­avirus zu infizieren. Ohne die Möglichkeit ihre Kon­tak­te zu reduzieren teilen sich die Men­schen dort Küchen und Bäder und häu­fig auch die Schlafräume mit etlichen Nach­barin­nen und Nach­barn, obwohl Gerichte schon im ver­gan­genen Jahr entsch­ieden haben, dass unter den beengten Wohnbe­din­gun­gen Infek­tion­ss­chutz­maß­nah­men nicht ein­halt­bar sind. „Es fehlt am poli­tis­chen Willen, die notwendi­gen Maß­nah­men entschlossen umzuset­zen: Es braucht Woh­nun­gen statt Sam­melun­terkün­fte”, kon­sta­tiert Mara Hasen­jür­gen vom Flüchtlingsrat Brandenburg.

Abschiebun­gen ohne jede Rück­sicht auf Humanität

Allein in den let­zten Novem­berta­gen war der bran­den­bur­gis­che Flüchtlingsrat mit drei Abschiebun­gen befasst, an denen sich auch das Land Bran­den­burg beteiligt hat. Ins­ge­samt 23 Men­schen wur­den hier­bei nach Ghana, Ser­bi­en sowie in die Rus­sis­che Föder­a­tion abgeschoben. „Abschiebun­gen sind Aus­druck ein­er durch und durch inhu­ma­nen Asylpoli­tik und grund­sät­zlich abzulehnen, aber was sich hier hin­ter einzel­nen Abschiebun­gen an haarsträuben­den Geschicht­en ver­birgt, schlägt wieder ein­mal jedem Fass den men­schen­rechtlichen Boden aus”, kri­tisiert Vin­cent da Sil­va vom Flüchtlingsrat.

Da ist beispiel­sweise die Geschichte ein­er 21-jähri­gen Schü­lerin, die seit fünf Jahren in Deutsch­land lebt, in zweiein­halb Jahren Abitur machen und danach studieren wollte. Ihre Zukun­ft­spläne wur­den jäh zer­stört, als Beamte sie in ihrem Zuhause im Land­kreis Dahme-Spree aufge­sucht haben. Inner­halb weniger Minuten musste sie sich von ihrer gesamten Fam­i­lie ver­ab­schieden und fand sich kurze Zeit später mit 100 Euro Handgeld alleine in Moskau wieder, von wo aus sie sich bis in die tschetschenis­che Haupt­stadt Gros­ny durch­schla­gen musste.
Es ist auch die Geschichte ein­er siebenköp­fi­gen Fam­i­lie mit Kindern zwis­chen 3 und 16 Jahren, die nachts um 3 Uhr in Tel­tow aus dem Schlaf geris­sen wurde und unmit­tel­bar von Schöne­feld aus nach Ser­bi­en abgeschoben wurde.
Und es ist die Geschichte von Yunus G.: Ein Men­sch, der die let­zten fast 8 Jahre in Deutsch­land gelebt hat und trotz mas­siv­er gesund­heitlich­er Prob­leme, die ihn fast die Hälfte der Zeit zu sta­tionären Kranken­hausaufen­thal­ten zwan­gen, immer wieder ver­sucht hat, sich ein Leben auf eigen­ständi­gen Füßen aufzubauen. Soweit es seine schwere Erkrankung erlaubte, war Herr G. beim Arbeit­er-Samarit­er-Bund ehre­namtlich engagiert. Seine mit viel Kraft und Durch­hal­tewil­le aufge­baute Lebensper­spek­tive wurde brüsk zer­stört, als er vor rund zwei Wochen unver­mit­telt in die Rus­sis­che Föder­a­tion abgeschoben wurde.

In jed­er dieser Geschichte zeigt sich in frap­pieren­der Deut­lichkeit, wie wenig Bran­den­burg men­schrechtlich ver­briefte Grun­drechte in der konkreten Prax­is achtet. Statt den vie­len Men­schen, die nicht hier geboren, aber längst hier angekom­men sind, zu sig­nal­isieren, dass sie sich auf eine großzügige und humane Ausle­gung der Bleiberecht­sregelun­gen und damit eine Lebensper­spek­tive in Sicher­heit ver­lassen kön­nen, wer­den drastis­che Exem­pel statuiert.

Gren­zen abgeschot­tet – bis zur let­zten, tödlichen Konsequenz

Seit Wochen demon­stri­ert die Europäis­che Union in großer Geschlossen­heit an ihrer Außen­gren­ze zum benach­barten Belarus die prak­tis­che Umset­zung eines Wertesys­tems, das Gren­zschutz unverblümt über den Schutz von notlei­den­den Men­schen stellt. Eine (buch­stäbliche) Geschlossen­heit, die bere­its mehr als ein Dutzend Men­schen irgend­wo unter­wegs auf der der neuen Fluchtroute von Belarus über Polen nach Deutsch­land mit ihrem Leben bezahlen musste. Ein­er dieser Men­schen ver­starb kurz nach­dem er auf bran­den­bur­gis­chem Boden angekom­men war.

Wie weit auch Bran­den­burg bere­it ist, hier seine men­schen­rechtliche Grun­dori­en­tierung über Bord zu wer­fen, spiegelt sich nicht zulet­zt in der Hal­tung der Lan­desregierung gegenüber dieser poli­tis­chen und human­itären Tragödie wider: Wenn Bran­den­burgs Innen­min­is­ter Polens Han­deln bezüglich der Men­schen, die an der pol­nisch-belarus­sis­chen Gren­ze um ihr nack­tes Über­leben kämpfen, als „grund­sät­zlich richtig” beze­ich­net, wer­den ganz offen­siv ein­er her­metis­chen Abriegelung der EU-Außen­gren­ze das Wort gere­det und völk­er­rechtswidrige Push Backs legit­imiert. „Statt sich in aller Deut­lichkeit gegen die mas­siv­en Men­schen­rechtsver­let­zun­gen auszus­prechen, die derzeit im Gren­zge­bi­et zwis­chen Polen und Belarus oder im Geflüchteten­lager im nur 50 Kilo­me­ter von Frank­furt (Oder) ent­fer­n­ten pol­nis­chen Wędrzyn stat­tfind­en, wird blind die europäis­che Abschot­tung vertei­digt und let­ztlich das grundle­gende Men­schen­recht auf Asyl mit Füßen getreten”, kom­men­tiert Vin­cent da Sil­va die düstere Lage.

Pressekon­takt:
Flüchtlingsrat Brandenburg
info@fluechtlingsrat-brandenburg.de
Vin­cent da Sil­va: 0151–42027426

Flüchtlingsrat Bran­den­burg | Rudolf-Bre­itscheid-Str. 164 | 14482 Potsdam
Tel.: 0331/ 71 64 99 | Fax: 0331/ 88 71 54 60

Tele­fonis­che Sprech­stunde: Mon­tag 13–16 Uhr, Dien­stag und Don­ner­stag 10–13 Uhr

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Gender & Sexualität Verschwörungsideologie

Mord in Senzig aufklären

Mit großer Betrof­fen­heit haben die Mitarbeiter:innen der Opfer­per­spek­tive e.V., wie auch andere Men­schen in Bran­den­burg, am Sam­stag aus den Medi­en erfahren, dass in einem Haus in Königs Wuster­hausen fünf Mit­glieder ein­er Fam­i­lie erschossen aufge­fun­den wur­den. Zu diesem Zeit­punkt gin­gen wir, als Bran­den­burg­er Fach­ber­atungsstelle für Betrof­fene rechter Gewalt, nicht davon aus, dass es sich bei diesem Ver­brechen um einen Fall han­delt, der unseren Auf­gaben­bere­ich berührt.

Ver­schwörungside­olo­gien als ein möglich­es poli­tis­ches Tatmotiv

Mit­tler­weile wurde öffentlich bekan­nt, dass in diesem Haus ein Mann seine Frau und seine drei Töchter erschossen haben soll. Es liegen zudem Anhalt­spunk­te dafür vor, dass sich der Vater, eventuell auch bei­de Eltern­teile, in Kreisen soge­nan­nter „Quer­denker“ bewegt haben. Durch die Staat­san­waltschaft Cot­tbus wurde öffentlich bekan­nt gemacht, dass es einen Abschieds­brief gebe. In dem Brief soll als Motiv der Tat benan­nt wer­den, dass die Frau bei ihrem Arbeit­ge­ber einen durch den Mann besorgten gefälscht­en Impf­nach­weis vorgelegt habe, was aufge­fall­en sei. Aus diesem Grund hät­ten die Eltern eine Inhaftierung und den Entzug ihrer Kinder befürchtet. Diese im Abschieds­brief for­mulierte Begrün­dung lässt befürcht­en, dass die Tathand­lung von poli­tis­chen Ver­schwörungsmythen gelenkt war.

Öffentlich wird derzeit spekuliert, ob die Zuge­hörigkeit der Eltern zum Milieu der Quer­denker für diese Tat aus­lösend war. Die Opfer­per­spek­tive e.V. fordert die Ermit­tlungs­be­hör­den deshalb drin­gend auf, gründlich zu prüfen, ob in diesem Fall ein poli­tis­ches Motiv vorliegt.

Psy­chis­che Erkrankun­gen schließen poli­tis­ches Tat­mo­tiv nicht aus

Zu berück­sichti­gen ist dabei unseres Eracht­ens die u.a. in der wis­senschaftlichen Diskus­sion um den Anschlag am Münch­en­er Olympia-Einkauf­szen­trum 2016 gewonnene Erken­nt­nis, dass sich psy­chis­che Erkrankun­gen des Täters und poli­tis­che Motive nicht gegen­seit­ig auss­chließen, son­dern dass poli­tis­che Motive vielmehr Teil eines Motivbün­dels sein kön­nen. Ein­be­zo­gen wer­den müsste Fach­wis­sen darüber, wie die Vorstel­lun­gen eines begin­nen­den End­kampfes gegen einen als total­itär agierend wahrgenomme­nen Staat, wie sie in Teilen des Quer­denker­m­i­lieus vertreten wer­den, irra­tional erscheinende Gewalthand­lun­gen aus­lösen kön­nen. Gründlich zu prüfen ist fern­er, ob die Entschei­dung, die Kinder zu töten und aus dem Leben zu schei­den von bei­den Eltern geteilt wurde, oder ob hier ein Tötungs­de­likt des Mannes gegen alle Fam­i­lien­mit­glieder vorliegt.

Auch wenn in diesem Fall nie­mand mehr für die Tat juris­tisch zur Rechen­schaft gezo­gen wer­den kann, erfordert unseres Eracht­ens die derzeit­ige, von Befürch­tun­gen ein­er Gewal­teskala­tion geprägte poli­tis­che Sit­u­a­tion, eine beson­ders gründliche Prü­fung und trans­par­ente Kom­mu­nika­tion der Ermittlungsergebnisse.

Die Erfahrung zeigt — Externe Gutacht­en ver­helfen zu adäquater Einschätzung

Sollte es sich hier um eine Tat han­deln, bei der poli­tis­che Motive eine wesentliche Rolle spiel­ten, würde es sich um ein in Bran­den­burg neuar­tiges Phänomen poli­tis­ch­er Gewalt han­deln. Im Angesicht dessen und unter Berück­sich­ti­gung des Umstandes, dass die Staat­san­waltschaft Cot­tbus seit eini­gen Jahren mit der strafrechtlichen Aufar­beitung poli­tisch motiviert­er Gewalt über­fordert war, regen wir an, ins­beson­dere für die psy­chol­o­gis­che Autop­sie, externe Expert:innen mit Exper­tise auch im The­men­feld poli­tisch motiviert­er Krim­i­nal­ität hinzuzuziehen.

Bei Nach­fra­gen wen­den Sie sich an:

Hannes Püschel: 0151–50768549

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Gender & Sexualität Verschwörungsideologie

Verschwörungswahn und autoritäre Männlichkeit

Das Nar­ra­tiv in ver­schwörungside­ol­o­gis­chen Pandemie-Leugner:innen- und Maßnahmen-Gegner:innen-Gruppen ist seit Anfang 2020 geset­zt und wird seit­dem nur in immer schrilleren und schrilleren Tönen vor­ge­tra­gen – und geglaubt: Der Staat has­st Dich. Er ver­sucht nicht, Dich vor ein­er tödlichen Bedro­hung zu schützen. Er ist eine Dik­tatur, die Dich in Dein­er Frei­heit unter­drück­en will. Die Pan­demie gibt es nicht, deshalb brauchst Du keinen Schutz – außer vor dem Staat, der Deine Fam­i­lie ver­let­zen will, etwa durch Imp­fun­gen. Wer etwas Anderes sagt, dem ist nicht zu trauen. Du gehörst zu den Guten, der Staat ist der Feind, und jede:r, der oder die es anders sieht, auch.

Men­schen, die das im Inter­net lesen oder auf Demon­stra­tio­nen hören, fan­gen bisweilen auch an, es zu glauben. Eine furcht­bare und tödliche Folge der wahn­haften Abwen­dung von der Wirk­lichkeit zeigt sich nun im bran­den­bur­gis­chen Sen­zig. Hier hat ein Mann nach aktuellem Ermit­tlungs­stand offen­bar sein­er Frau einen gefälscht­en Impf­nach­weis besorgt, als deren Arbeit­ge­ber einen solchen ver­langte. Die Fälschung erregte Ver­dacht. Hätte der sich erhärtet, hätte es möglicher­weise eine Geld­strafe gegeben, vielle­icht wäre der Arbeit­splatz der Frau in Gefahr gewe­sen (vgl. B.Z.). Das ist unan­genehm, pein­lich sich­er auch. In einem Hirn, dass aber den Staat als das ulti­ma­tive Böse abge­spe­ichert hat, ist kein Platz mehr für so eine real­is­tis­che Abschätzung der Fol­gen. Stattdessen glaubte der Vater zumin­d­est laut seines Abschieds­briefs, dass ihm der Staat nun die Kinder weg­nehmen werde. Diese Vorstel­lung war offen­bar so über­wälti­gend unvorstell­bar, dass der Vater zur Tat schritt: Er ermordete seine Frau und die gemein­samen zehn, acht und vier Jahre alten Töchter, dann sich selb­st. Das ist kein „Fam­i­lien­dra­ma“, denn die Entschei­dung zur Tat traf der Mann und dies auch bewusst, wenn auch unter wahn­hafter Fehlein­schätzung der Situation.

Ein Fach­be­griff für Män­ner, die ihre Fam­i­lien ermor­den, wenn sie sich selb­st umbrin­gen wollen, ist der „erweit­erte Suizid“. Im Nation­al­sozial­is­mus wurde er, als das Ende des Drit­ten Reichs dro­hte, als Lösung propagiert und von hun­derten Men­schen, teil­weise von ganzen Dör­fern umge­set­zt (vgl. Deutsch­land­funk). Auch seit­dem zeigt sich in den doku­men­tierten Fällen: Die Men­schen, die ihre Fam­i­lie aus­löschen, sind in über­wälti­gen­der Mehrheit männlich. Immer hat dieser erweit­erte Suizid etwas mit hege­mo­ni­alen Vorstel­lun­gen von Männlichkeit, oder viel mehr dem Scheit­ern an diesen, zu tun: hier der Ver­lust von Achtung, und der Ver­lust von Kontrolle.

So beschreibt es Veroni­ka Kracher, Exper­tin für tox­is­che Männlichkeit­en: „Für viele Män­ner, ger­ade wenn sie ein­er autoritären Per­sön­lichkeit ange­hören, ist der Gesichtsver­lust eine kaum erträgliche Zumu­tung. Die para­noide Angst eines Quer­denkers, Frau und Kinder nicht dem Zugriff des Staates entziehen zu kön­nen, und darüber seine Kinder auch noch zu ver­lieren, hat sich hier als über­wälti­gend erwiesen. Hinzu kommt, das habe ich aus meinen monate­lan­gen Recherchen im Milieu gel­ernt: Die Szene ver­tritt extrem rigide Vorstel­lun­gen von Fam­i­lie und Eltern­schaft. Eltern ste­hen auf, Eltern gegen Impfzwang, Eltern gegen Früh­sex­u­al­isierung und Gen­der­ga­ga: Querdenker:innen nehmen die Kon­trolle über das Leben ihrer Kinder unter dem Deck­man­tel, sie vor bösar­ti­gen frem­den Ein­flüssen schützen zu müssen, aus­ge­sprochen ernst. Es ist pathol­o­gisch. Ich glaube, dass der Täter inner­halb seines Selb­st­bildes also nicht nur als Vater, son­dern auch als Kämpfer gegen Impflob­by / das Merkel­regime / den Feind generell ver­sagt hat, und ihm dieses Ver­sagen und die daraus fol­gen­den Kon­se­quen­zen – Ver­haf­tung und Weg­nahme der Kinder – zu unerträglich waren, um weit­erzuleben. Seine eigene Fam­i­lie wird mit in den Tod geris­sen, da man als guter und all­wis­sender Patri­arch a) bess­er weiß als die Kinder, dass der Tod ehren­voller ist als das Über­leben unter der Coro­na-Dik­tatur, und b) es nicht verkraften kann, wenn die eigene Fam­i­lie Zeug:innen des Ver­sagens des Patri­archen wer­den. Scham ist inner­halb der cis-männlichen Sit­u­a­tion nicht vorge­se­hen.“ So habe es bere­its Sex­is­mus-Forscherin Kate Manne beschrieben: „Statt sich zu ver­steck­en, kann man den Zuschauer beseit­i­gen.“ Kracher schlussfol­gert: „Quer­denken kann töten. Und es wird weit­er Men­schen töten, wenn Poli­tik, Medi­en und Zivilge­sellschaft diese wahn­hafte und gewalt­tätige Ide­olo­gie weit­er­hin als legit­ime Sor­gen abtun.“

Nicht nur die Hand­lung des Vaters zeigt, dass er sich im Impfgegner:innen-Spektrum bewegt hat. Recherchen bele­gen, dass er etwa in der ver­schwörungside­ol­o­gis­chen Coronaleugner:innen-Gruppe „Frei­heits­boten Königs Wuster­hausen“ Mit­glied war. Nach Angaben in der Gruppe „Frei­heits­boten Königs Wuster­hausen“ war der Vater selb­st Mit­glied von „Die Basis“.

Im ver­schwörungside­ol­o­gis­chen Spek­trum ist das Fram­ing als „Tragödie“ noch harm­los. In anderen Telegram-Grup­pen, etwa der von Ignaz Bearth, wird der Fall so disku­tiert, dass die Fam­i­lie in den Tod getrieben wor­den sein, dass eine „Coro­na Kristall­nacht“ bald bevorste­he (in Anspielung auf die Reich­s­pogrom­nacht im Nationalsozialismus).

Das Grundge­fühl dieser Per­son ist: Es herrscht Krieg.

Andere möcht­en der Presse entwed­er nicht glauben oder sie als Schuldige in diesem Fall darstellen.

Wer übri­gens ein men­schen­ver­ach­t­en­der Recht­sex­tremer ist, wie der Kopf der Iden­titären Bewe­gung, Mar­tin Sell­ner, der veröf­fentlicht ein Foto der Fam­i­lie (!), nen­nt den Vater einen „Massen­mörder“, gibt die Schuld aber der Regierung: „(… ) der Psy­choter­ror der Regierung war der Aus­lös­er. (…) Solche tragis­chen Fälle wer­den sich häufen und die Regierung kalkuliert das ein.“ Immer­hin ist die Pro­pa­gan­da-Absicht hier klar zu erkennen.

Selb­st eine solche Tat ist also in der ver­schwörungside­ol­gisch-wahn­haften Pandemieleugner:innen-Szene nicht geeignet, ein Nach­denken zu ermöglichen, ob der Weg der Angst und des Has­s­es, der den Tod ein­er ganzen Fam­i­lie zur Folge hat, wirk­lich zielführend und lösung­sori­en­tiert ist.

In der „Freiheitsboten“-Gruppen, in der auch der Täter war, kom­men­tiert ein ander­er Mann die Ermor­dung der Kinder ver­ständ­nisvoll und zeigt damit, dass diese Tat hof­fentlich ein Einzelfall bleibt, es aber nicht muss:

Die Admins der „Freiheitsboten“-Gruppen posten derzeit Texte, die von ein­er „begin­nen­den Hex­en­jagd“ sprechen, aber wenig­stens dazu aufrufen, sich gegen­seit­ig zu helfen, wenn Men­schen nicht mehr weit­er wüssten. Immer­hin, aber ob das wirk­lich hil­ft? Das ist näm­lich eine weit­ere fatale Folge der ver­schwörungside­ol­o­gis­chen „Alle anderen sind Feind“-Propaganda: Dass Betrof­fene sich nicht mehr an Beratungsstellen wen­den, weil sie diese eben­falls als feindlich wahrnehmen.

Im Tagesspiegel wird die Direk­torin der Klinik und Hochschu­lam­bu­lanz für Psy­chi­a­trie und Psy­chother­a­pie mit den Worten zitiert, solche Täter hät­ten oft schwere psy­chis­che Störun­gen, wie wahn­hafte Depres­sio­nen, Wah­n­erkrankun­gen oder schwere narzis­stis­che oder para­noide Persönlichkeitsstörungen.

Das spricht keines­falls gegen eine wahn­hafte poli­tis­che Instru­men­tal­isierung, denn es gibt keinen Auss­chluss zwis­chen psy­chis­ch­er Erkrankung und poli­tis­ch­er, ide­ol­o­gis­ch­er Verblendung: Sie führt ja dazu, bes­timmte Hand­lungsstrate­gien zu ergreifen, Opfer entsprechend auszuwählen. (vgl.: Belltower.News). Bekan­nte der Fam­i­lie erzählten gegenüber der Märkischen All­ge­meinen, dass der durch die Pan­demie beschäf­ti­gungslose Ver­anstal­tung­stech­niker sich zulet­zt „ger­adezu man­isch“ mit dem The­ma „Impfzwang“ auseinan­derge­set­zt habe.

Dazu kommt hier auch zwin­gend das Männlichkeits­bild, das instru­men­tal­isiert wird, wie es die „Fach­stelle für poli­tis­che Bil­dung und Entschwörung“ der Amadeu Anto­nio Stiftung beschreibt: „Die ver­schwörungside­ol­o­gis­che Szene nutzt bes­timmte Män­ner­bilder, um Demokratiefeindlichkeit und anti­semi­tis­che Mythen zu ver­bre­it­en. Mit tradierten Vorstel­lun­gen von Geschlecht wer­den so viele Men­schen von Ver­schwörungside­olo­gien erre­icht und leichter radikalisiert. Gekränk­te Männlichkeit, die Angst vor Sou­veränitätsver­lust und das Bedürf­nis bess­er als alle anderen ‚Bescheid zu wis­sen‘ ergeben dabei einen tox­is­chen Nährbo­den, der zur Gefahr für Andere wer­den kann.“ Mit tödlichem Aus­gang für die Familie.

Noch ein Video-Tipp: Die fak­ten­re­sistente Wahn­haftigkeit der Bewe­gung zeigt auch dieser sehenswerte Kon­traste-Beitrag aus Sachsen:
https://www.youtube.com/watch?v=reNZSzh9mBE&feature=youtu.be

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(Anti-)Rassismus

Unter Weißen – Was es heißt, privilegiert zu sein

Wie erlebt jemand dieses Land, der dazuge­hört, aber für viele anders aussieht? Eine Lesung über unbe­wusste Priv­i­legien und ver­steck­ten Ras­sis­mus aus der Per­spek­tive von Einem, der täglich damit kon­fron­tiert ist.

Unter Weißen – Was es heißt, priv­i­legiert zu sein
Autoren­le­sung und Gespräch mit Mohamed Amjahid
Mon­tag, 12. April 2021 | 18.00 Uhr
Online-Ver­anstal­tung: www.adb-brandenburg.de/livestream

Wenn er sich in der U‑Bahn neben eine Frau set­zt, umk­lam­mert diese plöt­zlich ihre Hand­tasche. Am Flughafen wird er regelmäßig von Polizis­ten zur Rou­tinekon­trolle her­aus­gepickt und eine Flüchtling­shelferin am Münch­n­er Haupt­bahn­hof erk­lärt ihm, wie man Seife benutzt. Mohamed Amjahid, Sohn marokkanis­ch­er Gas­tar­beit­er und als Jour­nal­ist bei ein­er deutschen Zeitung unfrei­willig „Inte­gra­tionsvor­bild”, kann von vie­len solch­er Sit­u­a­tio­nen bericht­en, die Nicht-Weiße wie er in der deutschen Mehrheits­ge­sellschaft täglich erleben. Ob skur­ril, empörend, pein­lich oder unge­wollt pater­nal­is­tisch – diskri­m­inieren­des Ver­hal­ten und ras­sis­tis­che Vorurteile find­en sich keineswegs bloß bei unverbesser­lichen Recht­en, son­dern auch bei denen, die sich für aufgek­lärt und tol­er­ant halten.

In seinem neuen Buch “Der weiße Fleck” zeigt der Autor, wie stark struk­tureller Ras­sis­mus, weiße Priv­i­legien und Othering/Andersmachung unsere Gesellschaft polar­isieren. Ras­sis­tis­ches Denken ist tief in unser­er Gesellschaft ver­ankert — und doch unsicht­bar für die weiße Mehrheits­ge­sellschaft. Diese blind­en Fleck­en will Mohamed Amjahid in seinem Buch auflösen. Er beschreibt dabei nicht nur, wie das Sys­tem weißer Priv­i­legien wirkt, son­dern zeigt auch ganz konkret, wie
wir unseren Ras­sis­mus ver­ler­nen kön­nen, um dem Ziel ein­er friedlichen, gerecht­en und inklu­siv­en Gesellschaft gemein­sam näher zu kommen.

Veranstalter*in: Antidiskri­m­inierungs­ber­atung Bran­den­burg / Opfer­per­spek­tive — Sol­i­darisch gegen Ras­sis­mus, Diskri­m­inierung & rechte Gewalt e.V.

Diese Ver­anstal­tung wird im Rah­men des Mod­ell­pro­jek­ts „changel­og – Gle­ich­be­hand­lung kom­mu­nal” durchge­führt. Changel­og ist in den Städten Cot­tbus und Pots­dam aktiv, bietet Betrof­fe­nen von ras­sis­tis­chen Diskri­m­inierun­gen Beratung sowie Unter­stützung an und wirbt um mehr Diskri­m­inierungssen­si­bil­ität in bei­den Stadtgesellschaften.

Gefördert vom Bun­desmin­is­teri­um für Fam­i­lie, Senioren, Frauen und Jugend im Rah­men des Bun­de­spro­gramms „Demokratie leben!”

Wichtiger Hin­weis:
Die Ver­anstal­tenden behal­ten sich vor, von ihrem Haus­recht Gebrauch zu machen und Per­so­n­en, die durch demokratie‑,menschen- oder ver­fas­sungs­feindliche Äußerun­gen oder Hand­lun­gen in Erschei­n­ung getreten sind, den Zutritt zu unseren Ver­anstal­tun­gen zu ver­wehren oder sie von diesen auszuschließen. Hierzu zählen ins­beson­dere Per­so­n­en, die neon­azis­tis­chen oder extrem recht­en oder son­st extrem­istis­chen Parteien oder Organ­i­sa­tio­nen ange­hören, der extrem recht­en oder son­st ein­er extrem­istis­chen Szene zuzuord­nen sind oder bere­its in der Ver­gan­gen­heit durch ras­sis­tis­che, nation­al­is­tis­che, anti­semi­tis­che, sex­is­tis­che, homo­sex­uellen- oder trans­feindliche Äußerun­gen oder Hand­lun­gen in Erschei­n­ung getreten sind. 

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Flucht & Migration

Stoppt die Abschiebung nach Afghanistan!

Aufruf zur Protestkundge­bung gegen Abschiebun­gen nach Afghanistan

am Dien­stag 06.04.2021 17–18 Uhr am Alter Markt/Landtag in Potsdam. 

Am 7.4. soll die näch­ste Sam­me­lab­schiebung vom BER nach Afghanistan stat­tfind­en! Seit 42 Jahren gibt es einem unbeen­de­ten Krieg in Afghanistan. Laut dem „Glob­al Peace Index 2020“ ist es das gefährlich­ste Land der Welt und hinzu kommt seit dem Jahr 2020 die Coro­n­a­pan­demie. Wegen des Kriegs und der ständi­gen Ter­ro­ran­schläge der Tal­iban ist die Bevölkerung in Afghanistan dauer­haft in Angst und Panik und trau­matir­siert. Laut Robert-Koch Insti­tut ist es seit Jan­u­ar 2021 als Hochinzi­den­zge­bi­et eingestuft wor­den. Eine Pan­demie mit ver­heeren­den Ver­lauf trifft auf eine ungeschützte Bevölkerung und gefährdet deren Leben zusätzlich.

Trotz Krieg und Pan­demie wurde nach einem 9‑monatigen Abschiebestopp nach Afghanistan dieser im Dezem­ber 2020 wieder aufge­hoben. Das ist abso­lut inakzept­abel! Abschiebun­gen bedeuten die Durch­set­zung der Aus­reisepflicht durch unmit­tel­baren Zwang. Sie sind Aus­druck ein­er durch und durch inhu­ma­nen Asylpoli­tik. Die per­ma­nente Bedro­hung, abgeschoben zu wer­den, bedeutet für die Betrof­fe­nen oft­mals einen Zus­tand der ständi­gen Angst. Ger­ade für trau­ma­tisierte Men­schen ist dieser noch eine zusät­zliche Belas­tung. Hinzu kom­men auch dauer­hafte rechtliche Ein­schränkun­gen und die Ver­hin­derung von Teil­habe auf­grund von Ket­ten­dul­dun­gen, also befris­tete Dul­dun­gen, die fortwährend, zum Teil für nur kurze Zeiträume durch die Aus­län­der­be­hörde ver­längert werden.

Die Bran­den­burg­er rot-schwarz-grüne Lan­desregierung hat sich seit Anfang 2020 wieder­holt an den Sam­me­lab­schiebun­gen nach Kab­ul beteiligt. Und im April übern­immt sie das erste Mal die Fed­er­führung bei der Sam­me­lab­schiebung nach Afghanistan. 

Gegen die inhu­mane Entschei­dung über die Abschiebun­gen der rot-schwarz-grü­nen Regierung, kommt bitte am 06.04.2021 um 17Uhr zum Alter Markt/Landtag in Pots­dam und macht unseren Protest gegen Abschiebun­gen nach Afghanistan hör- und sicht­bar mit. Bringt Tran­spis & Plakate. Seid laut & Zeigt eure Solidarität! 

Wir fordern die rot-schwarz-grüne Koali­tion auf: 

Auf­nahme statt Abschot­tung und Abschiebungen!

das Ende der Fes­tung Europa und eine sichere Gesellschaft für alle!

den sofor­ti­gen Stopp der Abschiebun­gen nach Afghanistan und den aller ille­git­i­men und men­schen­rechtswidri­gen Abschiebungen! 

Afghanistan is not Save! 

Kein Men­sch ist illegal! 

Sofor­tiger Stop aller Abschiebungen!

Bitte 2Meter Abstand hal­ten und Masken auf!

Bleibt zuhause, wenn ihr euch krank fühlt!

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Antifaschismus Law & Order

Die Polizei zeigt, auf welcher Seite sie steht

Bere­its in der let­zten Woche zeigte die Polizei in Pots­dam ein­deutig, auf welch­er Seite sie ste­ht, in dem sie einige Corona-Leugner*innen unangemeldet und ohne Ein­hal­tung des Infek­tion­ss­chutzge­set­zes durch die Pots­damer Innen­stadt ziehen ließ. Im Fokus stand dabei eher, die Gegen­demon­stri­eren­den auf Abstand zu hal­ten, zu belehren und abzudrängen.

Auch am gestri­gen Sam­stag zog ein unangemelde­ter Demon­stra­tionszug von Corona-Leugner*innen, Schwurbler*innen und Recht­en durch die Innen­stadt. Gegen­protestierende wur­den bere­its seit dem Mit­tag in der Nähe des Lust­gartens von der Polizei bedrängt und mussten ihre Per­son­alien abgeben. Als sich am späten Nach­mit­tag Gegen­demon­stri­erende dem Demon­stra­tionszug der Corona-Leugner*innen in den Weg stellen woll­ten, ver­suchte die Polizei sofort, dies gewalt­sam zu unterbinden. Es kam zu Über­grif­f­en und Festnahmen.

Während also Corona-Leugner*innen mit ihrem Wan­derzirkus machen kön­nen was sie wollen, die Gesund­heit aller gefährden und ihre ver­schwörungside­ol­o­gis­chen, pop­ulis­tis­chen und anti­semi­tis­chen Inhalte ver­bre­it­en kön­nen, greift die Polizei bei Gegen­protesten sofort und hart durch. Der Polizei ist es wichtiger, ihren Hass auf Linke auszuleben, als den Infek­tion­ss­chutz zu verteidigen.

Meldet euch, wenn ihr von Repres­sion betrof­fen seid.

Rote Hil­fe OG Potsdam

21. März 2021

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Antifaschismus

Kundgebung gegen den Landesparteitag der AfD

Aufruf zur Kundge­bung gegen den Lan­desparteitag der AfD in Frank­furt (Oder) am 20./21.03.
Sam­stag, 20. März, 9:00 Uhr, Bran­den­burghalle der Sports­chule FFO

Am 20. und 21. März trifft sich die AfD zu einem Lan­desparteitag mit mehreren hun­dert Teilnehmer*innen in Frank­furt (Oder).
Das will das Bünd­nis Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder) nicht kom­men­tar­los hinnehmen!
Wir hal­ten zusam­men gegen den recht­en Rand. Wir sind anti­ras­sis­tisch, queer und antifaschis­tisch. Wir sind Jung und Alt, bunt und viele. Zeigen wir der AfD, dass ihre Partei und ihre unsol­i­darische und men­schen­ver­ach­t­ende Hal­tung auch in Frank­furt (Oder) nicht willkom­men ist. 

Kein Lan­desparteitag für die AfD!

Deshalb rufen wir am Sam­stag, dem 20. März, 9:00 Uhr, zur Kundge­bung vor der Bran­den­burghalle auf.
Es wer­den Rede­beiträge gehal­ten und Musik gegen die Faschist*innen gespielt. Beteiligt euch in eur­er gewählten Weise, z.B. mit eige­nen Ban­nern oder Transparenten.
Bei der Kundge­bung gilt eine Pflicht zum Tra­gen ein­er medi­zinis­chen Maske (bitte eigene Masken mit­brin­gen). Bitte achtet außer­dem auf die gel­tende Abstands­ge­bot von 1,50 Meter.

Warum es uns wichtig ist, den Lan­desparteitag der AfD nicht unwider­sprochen zu lassen:
Die AfD ist eine recht­sradikale und men­schen­ver­ach­t­ende Partei, die alle Lebens­for­men bekämpft, die nicht ihrer weißen, männlichen und het­ero­sex­uellen Norm entsprechen. Das ist schlicht faschis­toid. Zudem nutzt die AfD ihre Ressourcen gezielt, um andere rechte und faschis­tis­che Bewe­gun­gen zu unter­stützen. Sie ist der par­la­men­tarische Arm ein­er erstark­enden recht­sradikalen Bewe­gung. Egal ob man von der AfD in Par­la­mentsre­den und Pressemit­teilun­gen verunglimpft wird oder von lokalen Neon­azis durch die Straßen gejagt wird: gemeint sind wir alle!

Wie in vie­len Orten in Bran­den­burg beteiligten sich auch hier in Frank­furt (Oder), zulet­zt im Novem­ber, AfD-Mit­glieder und Abge­ord­nete an Coro­na leug­nen­den Ver­anstal­tun­gen. Sie wählten mit Christoph Bernd einen seit Jahren offen recht­sex­tremen Poli­tik­er zu ihrem Fraktionsvorsitzenden.
Und nun hält die AfD Bran­den­burg in der inter­na­tionalen Woche gegen Ras­sis­mus ihren Lan­desparteitag hier in FfO ab.

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Anreise
— Berlin Ostkreuz, 7:39 Uhr: Regional­ex­press 1 Rich­tung Frank­furt (Oder)
— Bahn­hof Frank­furt (Oder), 8:46 Uhr: Bus 980 (Rich­tung Kopernikusstraße) bis Hal­testelle Kiel­er Straße
oder früher/später: Bus 981 Rich­tung Booßen bis Ham­burg­er Straße
— 2 Minuten Fußweg bis Kundge­bung­sort an der Bran­den­burghalle (Sten­daler Straße 26, 15234 Frank­furt (Oder))

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(Anti-)Rassismus Flucht & Migration

Selbstmord in Eberswalde aus Angst vor Abschiebung

Kunge­bun­gen „Wir sind alle Salah!”
So, 21.3.21, 13 Uhr
Eber­swalde Hbf /
15 Uhr Sen­ften­berg­er Str. (Bran­den­bur­gis­ches Viertel)

Salah Tay­yar, ein Geflüchteter aus dem Tschad, nahm sich am ver­gan­genen Don­ner­stag das Leben in seinem Haus in der Sen­ften­berg­er Str. 4 im Bran­den­bur­gis­chen Vier­tel in Eber­swalde. Er hat­te im Tschad jahre­lange Folter im Gefäng­nis erlebt, trotz­dem bekam er in seinen 8 Jahren in Deutsch­land keine Aufen­thaltsper­spek­tive. Im April hätte er vor Gericht die let­zte Chance gehabt, noch Asyl zu bekom­men. Wie klein diese Chance für Men­schen aus dem Tschad ist, wusste er sehr genau.

Die Gruppe „Barn­im für alle!” ruft unter dem Mot­to „Wir sind alle Salah!” auf zu zwei Kundge­bun­gen am Inter­na­tionalen Tag gegen Ras­sis­mus, Son­ntag, 21.3.21, um 13 Uhr Eber­swalde Hbf und um 15 Uhr in der Sen­ften­berg­er Str. im Bran­den­bur­gis­chen Viertel.

Stop the racist system!

Salah Tay­yar kam als junger Mann im Tschad wegen Unge­hor­sam in ein Mil­itärge­fäng­nis. In den zweiein­halb Jahren dort, so schilderte er es in seinem Asylver­fahren, wur­den er und andere Gefan­gene regelmäßig gefoltert. Nach jahre­langer Flucht durch Libyen und übers Mit­telmeer erre­ichte er Deutsch­land. Da nach Ein­schätzung des Bun­de­samtes für Migra­tion und Flüchtlinge (BAMF) der Tschad ein weit­ge­hend sicheres Land ist, wurde sein Asy­lantrag abgelehnt. Acht Jahre lang kämpfte er mit Hil­fe ein­er Anwältin um ein Recht zu bleiben. Im April hätte er einen let­zten Ter­min vor dem Ver­wal­tungs­gericht Frankfurt/Oder gehabt. „Salah Tay­yar wusste sehr genau, dass er trotz sein­er Geschichte fast keine Chance hat­te, vom Gericht Asyl zuerkan­nt zu bekom­men.”, erk­lärt Philipp Grun­wald, der ihn im Rah­men der Asylver­fahrens­ber­atung kan­nte und den Gericht­ster­min im April mit ihm vor­bere­it­et hat­te. Fre­unde und Ange­hörige bestäti­gen, dass die unklare Aufen­thaltsper­spek­tive das Prob­lem war, das ihn in Depres­sion stürzte und eine Behand­lung sein­er Trau­ma­tisierun­gen unmöglich machte.

Als Geflüchtete haben wir eine klare Mei­n­ung über den Selb­st­mord dieses jun­gen Mannes, der (…) in Deutsch­land fast 8 Jahre lang (…) an der Ungewis­sheit gelit­ten hat.”, schreibt die Gruppe „Barn­im für alle”, in der sich Geflüchtete gegen Ras­sis­mus organ­isieren, in ein­er Erk­lärung von Mon­tag Abend. „Dieser Druck führte zu seinem Selb­st­mord. Diesem Druck ist eine große Gruppe von Geflüchteten im Barn­im und ganz Deutsch­land aus­ge­set­zt.” Die Gruppe macht das deutsche Asyl­sys­tem und die Lan­des- und Land­kreis­be­hör­den direkt für den Tod des Mannes ver­ant­wortlich: Er sei „Opfer eines ras­sis­tis­chen Regimes, das Geflüchtete so lange ver­fol­gt und unter Druck set­zt, bis sie den Selb­st­mord als let­zten Ausweg sehen.” „Was kommt als näch­stes?”, fragt der Aufruf, und kündigt an: „Wir lassen das nicht ste­hen — wir vergeben nicht, wir vergessen nicht.” Weil viele Geflüchtete in der­sel­ben per­ma­nen­ten Unsicher­heit über ihren Aufen­thalt in Deutsch­land leben müssen, ent­stand das Mot­to: „Wir sind alle Salah!”

Am Inter­na­tionalen Tag gegen Ras­sis­mus, Son­ntag, 21.3.21, sollen deshalb zwei Kundge­bun­gen stat­tfind­en: 13 Uhr Eber­swald Hbf., 15 Uhr Sen­ften­berg­er Str. im Bran­den­bur­gis­chen Vier­tel, vor dem Haus, in dem Salah Tay­yar wohnte. Außer­dem ruft die Gruppe zu Spenden für die Fam­i­lie des Mannes auf. Noch offen sei es, ob er in Deutsch­land beerdigt oder sein Leich­nam in den Tschad über­führt wird.

Heute, am Dien­stag 16.3.21, um 17 Uhr wer­den Ange­hörige und Freund*innen vor dem Haus Sen­ften­berg­er Str. 4 in Eber­swalde Kerzen anzün­den. Mit­trauernde und Presse-Vertreter*innen sind willkommen.

Kon­tak­te zu einem Ange­höri­gen und einem Fre­und für Inter­views ver­mit­teln wir gern.

refugees-wel­come @ so36 . net

Tel. 0163 – 85 10 186

Web­sites: http://refugeeswelcomebarnim.blogsport.de/

b‑asyl-barnim.de

Spendenkon­to:

Barn­im für alle
IBAN: DE 78 1705 2000 1110 0262 22
Sparkasse Barnim

Ver­wen­dungszweck: Wir sind alle Salah!

Inforiot