Studienexkursion “Die Lausitzer Textilindustrie im Zeitalter der Globalisierung”
Cottbus und die Lausitz waren zu DDR-Zeiten Zentren der Textilindustrie. In den letzten Jahren mussten jedoch tausende Arbeitsplätze in diesem Bereich abgebaut werden. Von ehemals weit über 10 000 Arbeitsplätzen existieren z. Zt. noch zwischen 600 und 1500 (incl. Faserproduktion).
Gründe sind vor allem die Verlagerung der Produktion in Niedriglohn-Länder z. B. Ost€pas und die Konkurrenz aus Asien und Lateinamerika, die aufgrund niedrigster sozialer und ökologischer Standards viel billiger produzieren kann.
(Eine Näherin in Cottbus verdiente ca. 900 Euro netto, eine in Rumänien 150 Euro und in Moldawien 80 Euro; in Bangladesh bei einer Wochenarbeitszeit von 90 Stunden noch viel weniger!)
Auf der anderen Seite gibt es einige Betriebe, die sich — auch mit Hilfe ausländischer Investoren, z. B. aus Indien(!) — erfolgreich spezialisiert und Weltmärkte erschlossen haben.
Das Seminar fragt nach Chancen und Risiken der Globalisierung und spricht vor Ort mit Betroffenen, GewerkschafterInnen, ehemaligen NäherInnen und Unternehmern.
Es stellt dabei Zusammenhänge dar zwischen den meist unmenschlichen Arbeitsbedingungen in der weltweiten Textilproduktion und den Lohn- und Arbeitsbedingungen in Deutschland, verdeutlicht aber auch die Macht der VerbraucherInnen, z. B. über die Kampagne “Saubere Kleidung”.
Bei Fachexkursionen werden das ehemalige Textilkombinat und spätere, jetzt geschlossene Steilmann-Werk in Cottbus, eine Ausstellung zur “Gubener Wolle” und die Trevira GmbH in Guben besucht.
Kooperationspartner: INKOTA-Netzwerk e. V.
Leitung: Michael Jahn
Ort: Seminarhaus am Klosterplatz, 03046 Cottbus/03172 Guben
Zeit: 21. Oktober, 19.00 Uhr — 23. Oktober, 16.00 Uhr
Förderung: Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung
Teilnahmebeitrag: 35 Euro/ermäßigt 25 Euro (Unterkunft im Gästehaus, Vollverpflegung, xkursionen, Programm)
Tagung “Polizeiliche Videoüberwachung in Brandenburg”
Der seit 2001 laufende, fünfjährige Modellversuch zur polizeilichen Videoüberwachung in vier Brandenburger Städten (Potsdam, Rathenow, Bernau und Erkner) endet 2005.
Ein erster Evaluierungsbericht wird vorgelegt, eine neue gesetzliche Regelung notwendig.
Wir wollen eine kritische Bilanz ziehen und einen noch kritischeren Ausblick wagen.
Der Versuch ist nicht nur in der Öffentlichkeit äußerst umstritten, auch die Beteiligten ziehen eine unterschiedliche Bilanz.
Während die Gewerkschaft der Polizei (GdP) z. B. eine Abschaffung der Videoüberwachung fordert und von Verdrängungseffekten und zu hohen Kosten spricht, weisen Innenminister Schönbohm und innenpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion Petke auf einen “deutlichen Rückgang der Kriminalität” und “eine klare abschreckende Wirkung auf potenzielle Straftäter” hin, wollen auf eine Diskussion gleich ganz verzichten und fordern eine Ausweitung der gesetzlichen Grundlagen der Videoüberwachung bis hin zu einer “dauerhaften Aufzeichnung des Geschehens”.
Das Seminar wird neben dem Evaluierungsbericht auch Erfahrungen aus anderen Ländern einbeziehen, neueste Zahlen aus dem Schutzbereich Potsdam vorlegen und datenschutzrechtliche Aspekte untersuchen.
Leitung: Lutz Boede
Ort: Haus der Jugend Potsdam, Schulstraße 9, 14482 Potsdam
Zeit: 11. November, 20.00 Uhr ‑12. November, 18.00 Uhr
Förderung: bei der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung beantragt
Teilnahmebeitrag: 15 Euro/ermäßigt 5 Euro (Unterkunft, Vollverpflegung, Programm)
Seminar “Armutsbekämpfung und Partizipation in Venezuela”
Armutsbekämpfung und die venezolanische “Reform-Revolution” — das konfliktive, aber Verhältnis zwischen Selbstverwaltung und staatlicher Reformpolitik
Die Regierung Chavez pumpt seit Jahren Milliarden Dollar aus dem Erdölgeschäft in verschiedene Sozialprogramme. Dabei werden jedoch keine Almosen verteilt, sondern diese Programme sind verbunden mit der Forderung und Förderung von Partizipation.
In Venezuela findet, von der €päischen Öffentlichkeit weitgehend
unbeobachtet, ein hochinteressanter politischer Veränderungsprozess statt.
In den Armenvierteln der Großstädte bilden sich ebenso wie unter
Kleinbauern und Landlosen in den ruralen Gebieten Basisorganisationen, die eine direkte Teilhabe an der gesellschaftlichen Macht einfordern.
Stadtteilgruppen entwerfen Entwicklungspläne für ihre Viertel,
Medien-AktivistInnen gründen alternative Radio- und Fernsehstationen,
Kleinbauern finden zusammen, um Kooperativen aufzubauen.
Bemerkenswerterweise wird diese Entwicklung vom venezuelanische Staat zumindest teilweise gefördert. Die Sozialprogramme der Regierung Chávez, die so genannten Misiones, finanzieren in vielen Fällen Eigeninitiativen der armen Bevölkerung. Das Verhältnis zwischen Staat und lokaler Macht ist in vieler Hinsicht neuartig, denn im Unterschied zur nicaraguanischen oder kubanischen Revolution werden die venezolanischen Bewegungen nicht von einer Staatspartei gelenkt. Venezuela strebt, so das gleichermaßen von Basisinitiativen wie von der Regierung vertretene Programm, den Aufbau einer neuen Form von Staat an: der partizipatorischen, protagonischen Demokratie.
Was versteckt sich hinter diesem Begriff? Ist er mehr als nur eine schöne Parole? Und wie sieht das häufig durchaus konfliktive Verhältnis zwischen Staat und Basisgruppen im Konkreten aus?
Auf dem Seminar versuchen wir gemeinsam, darauf Antworten zu formulieren.
Ort: Seminarhaus Villa Fohrde, August-Bebel-Str. 42, 14798 Fohrde
Zeit: 16. Dezember, 19.00 Uhr — 18. Dezember, 16.00 Uhr
Referenten/Ltg.: Raul Zelik, Simon Ramirez, Michael Jahn
Förderung: Bundeszentrale für politische Bildung Stiftung Nord-Süd-Brücken
Teilnahmebeitrag: 30 Euro/ermäßigt 20 Euro (Unterkunft, Vollverpflegung, Programm)
Anmeldung und Infos
Zu allen Veranstaltungen sind noch Teilnahmeplätze frei. Bitte meldet Euch rechtzeitig an:
HochVier — Gesellschaft für politische und interkulturelle Bildung e. V.
Schulstraße 9, 14482 Potsdam
0331/5813210