INFORIOT Eine kleine Kopfrechenaufgabe: Wieviel ist 11.000 geteilt durch
85.000? Vielleicht etwas über ein Achtel?
Könnte man denken — doch für Spezis wie die AnhängerInnen der NPD sieht
die Welt etwas anders — selbst, wenn es um schnöde Mathematik geht.
Seit der Kommunalwahlkampf in Brandenburg begonnen hat, geht die NPD mit
einer Statistik hausieren, die beweisen soll, wie gefährlich die wenigen
AusländerInnen im Bundesland für den Rest der Bevölkerung seien. In
einem Partei-Flugblatt heißt es “Deutsche weisen bei einem
Bevölkerungsanteil von 98,1 % nur einen Anteil von 55% der neu
ermittelten Tatverdächtigen auf. Ausländer weisen bei einem
Bevölkerungsanteil von 1,9 % hingegen einen Anteil von 45 % auf.” Die
Zahlen entstammen, so die NPD, aus der polizeilichen Kriminalstatisik
für das Jahr 2007.
Das gleiche wird in einem Beitrag anlässlich einer NPD-Störaktion gegen
den Parteitag der SPD auf der Homepage des NPD-Landesverbandes wiederholt:
Zur Regierungsbilanz der SPD würde gehören, dass laut der “offiziellen
Kriminalstatistik” im Jahre 2007 “45 % aller Tatverdächtigen Ausländer
waren, wobei Ausländer offiziell nur 1,9 % der Bevölkerung stellen.”
Einer einfachen Überprüfung halten die NPD-Angaben nicht stand. In der
polizeilichen Kriminalstatistik 2007, die zum Beispiel beim Bundesinnenministerium
heruntergeladen werden kann, gab es 2007 insgesamt 84.266
Tatverdächtige in Brandenburg — davon waren 72.989 Deutsche und 11.277
Nichtdeutsche. Der Anteil der Nichtdeutschen lag also bei 13,4 Prozent
(was meilenweit von den 45 Prozent entfernt ist, mit denen die NPD
hantiert).
Die Deliktzahl für Vergehen gegen Aufenthalts‑, Asyl- und
Freizügigkeitsgesetz lag 2007 in Brandenburg übrigens bei 4.746
Fällen — wobei damit zu rechnen ist, dass es eine ähnlich hohe Zahl
Tatverdächtiger gab. Ein sehr großer Anteil der “Straftaten” von
AusländerInnen in Brandenburg geht also auf das Konto von Gesetzen,
gegen die Deutsche überhaupt nicht verstoßen können und deren
Missachtung niemandem Schaden zufügt. In Bundesländern, die an Grenzen
zum Ausland liegen — wie eben Brandenburg — ist es auch nur logisch,
dass es grenzüberschreitende Kriminalität in beide Richtungen gibt.
Berücksichtigt man zusätzlich die soziodemografische Struktur der
ausländischen Bevölkerung im Vergleich zur deutschen und das
Anzeigeverhalten und das Gebaren der Polizei, dann bleibt schlichtweg
keine pauschal höhere Kriminalität von AusländerInnen mehr übrig.
Die Zahlenspielereien der NPD werfen ein Schlaglicht darauf, mit welchen
Methoden sie in Brandenburg auf Stimmenfang geht. Sie nutzt ihre
Unfähigkeit zur einfachen Prozentrechnung, um den wenigen Nichtdeutschen
in Brandenburg fast die Hälfte der Kriminalität in die Schuhe zu
schieben und sie somit pauschal als Kriminelle zu stigmatisieren.